Heiligenhaus. Nach über 40 Jahren endet die Arbeit von Kustos Reinhard Schneider im Museum Abtsküche. Unüberwindbare Differenzen sollen der Grund sein.

Museumskustos Reinhard Schneider und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter Jürgen Karrenberg und Merle Lotz beenden ihre Arbeit im Museum Abtsküche zum Jahresende - das gab das Museumsteam am Montag bekannt. Der Grund für diese Entscheidung sei, dass eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem ausführenden Museumsteam und dem Vorstand des Geschichtsvereins nicht möglich ist“, weil bei unterschiedlichen Auffassungen kein Konsens gefunden werden konnte.

Über 40 Jahre Motor des Museums

Der Geschichtsverein bedauert es in einer Stellungnahme des ersten Vorsitzenden Reinhard Schulze Neuhoff und der zweiten Vorsitzenden Gerda Gerull „außerordentlich, dass Herr Schneider die Leitung unseres Museums zum 31. Dezember aufgibt“. Reinhard Schneider habe „durch sein Engagement und seine Kreativität für den guten Ruf des Museums gesorgt“ und sei „über 40 Jahre der Motor des Museums“ gewesen.

Mediationsversuch ohne Erfolg

In den letzten Monaten habe, so der Vorstand des Geschichtsvereins, auch seine Nachfolge auf der Agenda gestanden. „Bei den diesbezüglichen Gesprächen haben sich Spannungen ergeben, die das Vertrauen zwischen dem Vorstand des Geschichtsvereins und dem „Museumsteam“ sehr stark belastet haben“, heißt es weiter. Auch ein Mediationsgespräch mit Bürgermeister Michael Beck konnte die Beteiligten nicht mehr zu einem Aufeinanderzugehen bewegen. „Der Bürgermeister hat sich stark eingesetzt“, weiß Reinhard Schneider das Engagement zu würdigen - es sei aber nicht gelungen, die Zuständigkeiten in Bezug auf das Museum zu klären und auch bei der vorgeschlagenen Nachfolge von Schneiders Mitarbeiterin Merle Lotz auf den Posten des Museumskustos sei keine Einigkeit erzielt worden.

Museum wird Bürgern weiter zur Verfügung stehen

Im Rahmen eines irischen Museumskonzertes hatte Mitarbeiterin Merle Lotz die Besucher zu einer Whiskey-Probe eingeladen. Auch sie beendet ihre Mitarbeit zum Ende des Jahres.
Im Rahmen eines irischen Museumskonzertes hatte Mitarbeiterin Merle Lotz die Besucher zu einer Whiskey-Probe eingeladen. Auch sie beendet ihre Mitarbeit zum Ende des Jahres. © WAZ FotoPool | Ulrich Bangert

Bis zum Jahresende will das dreiköpfige Museumsteam Lotz, Karrenberg und Schneider nun aufräumen, die Leihgaben aus der aktuellen Apothekenausstellung zurückgeben und auch einige von den Leihstücken, die in der Dauerausstellung zu finden sind, entnehmen. Ab Januar liegen das Programm und die Ausstellungsplanung dann komplett in den Händen des Geschichtsverein, der wohl nicht auf einen Museumskustos setzen, sondern die Herausforderung im Team angehen will. „Das Museum Abtsküche wird nach Corona weiterhin der Heiligenhauser Bevölkerung als Bildungs-, Kultur- und Begegnungsstätte zur Verfügung stehen“, verspricht der Geschichtsverein.

Herzblut, Engagement und persönliche Kontakte

Bei Reinhard Schneider stellt sich hauptsächlich „etwas Tristesse ein, wenn ich an die Begegnungen der Partnerstädte denke, die oft im Museum stattgefunden haben.“ Ansonsten sieht er seinen Abschied mehr „als Vollendung denn als Ende“ - und erinnert sich gern an die Zusatzveranstaltungen wie Nachttrödel oder Herbstmarkt, die rund ein Drittel der jährlichen Besucher ausgemacht hätten und hinter denen viel Herzblut, Engagement und persönliche Kontakte des Teams stecke.

Sammelleidenschaft bleibt bestehen

Das Sammeln wird der Museumskustos, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern gerade viel positive Rückmeldungen für 40 Jahre Museumsarbeit bekommt, auch in Zukunft nicht lassen: Reinhard Schneider hat sein Herz für Briefmarken entdeckt - und hofft, auch mehr zum Lesen zu kommen. „Das Team bleibt, mal sehen, was für Ideen aus der Zusammenarbeit noch entstehen“, blickt Merle Lotz in die Zukunft - das Kapitel Museum ist für die drei aber abgeschlossen.