Homeoffice ist auch in Heiligenhaus eine gute Alternative zur Arbeit im Büro. Ein Krankengymnast gibt Tipps, wie der Rücken dabei gesund bleibt.

Im Homeoffice arbeiten – was bis zum März auch für viele Heiligenhauser häufig nur ein Wunsch war, wurde coronabedingt plötzlich und unmittelbar zur Pflicht. Aber: Ist es wirklich so schön, vom heimischen Schreibtisch aus tagtäglich seiner Arbeit nachzugehen? Etliche Wochen später können sich nun viele Beschäftigte eine eigene Meinung bilden – und so unterschiedlich diese auch ausfallen mag, gemein bleibt wohl so ziemlich allen der Wunsch nach Massagen. Denn immer mehr Arbeitnehmer klagen über Rückenschmerzen.

Jede Stunde Nacken und Co dehnen

Das berichtet auch der Heiligenhauser Krankengymnast Alexander Fräcke. Nachdem die Pandemie für ihn erst auch eine existenzielle Krise bedeutete, hat der Alltag ihn nun schon längst wieder eingeholt. Und immer häufiger tauchen in seiner Praxis Patienten auf, die Beschwerden aufgrund ihrer Homeoffice-Tätigkeit haben. „Vorher war der Anteil meiner Patienten, die regelmäßig daheim arbeiten, sehr gering“, so Fräcke. Das habe sich nun geändert. „Vor allem drei Beschwerdebilder tauchen direkt durch das Homeoffice auf: Schulter-Nacken, Lendenwirbel und Knie.“

Alexander Fräcke hat in Heiligenhaus eine Praxis für Physiotherapie.
Alexander Fräcke hat in Heiligenhaus eine Praxis für Physiotherapie. © FUNKE Foto Services | Victor Gurov

Der größte Fehler liege bei den meisten in der Haltungskonstante. „Man wird zu Hause weniger abgelenkt und vergisst einfach die Zeit. Auch fehlen kleine Gänge zu Kollegen oder Meetings. Doch kleine Lockerungsübungen sollte man jede Stunde durchführen“, rät Fräcke. Dabei helfen könne ganz einfach eine Küchenuhr. „Jede Stunde reicht es aus, gezielt 20 bis 60 Sekunden Nacken und Co zu dehnen.“

Falsche Sitzhaltung ist großes Problem

Auch führt der Physiotherapeut die Probleme vor allem auf eine falsche Sitzhaltung zurück. „In den meisten großen Firmen gibt es ja mittlerweile sogar ein Gesundheitsmanagement, wo penibel drauf geachtet wird, dass die Mitarbeiter einen ergonomischen Arbeitsplatz vorfinden. Doch wer sitzt schon normalerweise ununterbrochen mehrere Stunden am Rechner?“ So seien der Sitz, die Sitzhöhe und die Entfernung zum Bildschirm oft falsch eingestellt.

Typische Fehler, die dann zu physischen Beschwerden führen können, entstünden zum Beispiel durch die Nutzung eines Laptops. „Die Tastatur ist kleiner, das Handgelenk liegt unnatürlich auf, oft fehlt eine Maus und der Blick ist häufig nicht richtig zum Bildschirm.“ Die Regel des Krankengymnasten: Die Nasenspitze sollte auf Höhe der Bildschirmmitte sein, der Blick flach nach unten zeigen. Denn sonst sei es logisch, dass irgendwann der Nacken schmerzt, Extremitäten schlecht durchblutet oder gar die Ohren sausen würden. „Auch der Tennisarm entsteht, wie viele wissen, häufig durch PC-Arbeit und selten durch das Spielen mit dem gelben Filzball“, berichtet Fräcke. Eine vertikale Maus und eine Ablage für die Handgelenke empfiehlt er ebenfalls.

Auch Übungen im Sitzen sind möglich

Beheben und vorbeugen könne man diese Beschwerden oftmals alleine – durch stündlich kurze Bewegungen. Zu welchen Übungen rät der Krankengymnast? „Für den Nacken schwenkt man diesen am besten seitlich und nach vorne, ganz langsam. Für die Schultern stellt man sich zum Beispiel vor die Tür, legt die Hände auf die Rahmen und macht quasi Liegestützen.“

Und eine ganz einfache Übung sei auch im Sitzen möglich: Die Hände auf die Beine stemmen, stärke den Rumpf, drücke man seitlich die Oberschenkel zusammen, stärke dies die Brust und presse man diese von innen nach außen, gebe das dem Rücken Kraft. Am Ende helfe aber vor allem eins: „Wenn man im Homeoffice viel zuhause sitzt, sollte man sich, so viel es geht, in der Freizeit bewegen. Denn ohne Schmerzen lässt es sich doch viel schöner auf der Couch entspannen.“