Heiligenhaus. Der Wochenmarkt in Heiligenhaus hat geöffnet. Während Obst und Gemüse gut gehen, sieht es bei anderen Händlern eher mau aus.

„Ich würde jetzt nicht mehr dahin gehen, wo Menschenansammlungen sind“, gibt Hartmut Wolf zu. „Ich suche mir Läden aus, wo nix los oder ich gehe auf den Markt.“ So wie dieser 73-Jährige ändern viele Heiligenhauser ihr Einkaufsverhalten und erledigten am Samstag ihre Besorgungen auf dem Wochenmarkt.

Besonders gefragt waren Kartoffeln und Möhren sowie weiteres frisches Gemüse und Obst. „Jeder zweite Kunde sagte, dass sie damit das Immunsystem stärken wollen,“ bekam Gisela Rottmann zu hören, die einen größeren Andrang als sonst registrierte. Dennoch kam es nicht zu Drängeleien. Mit Pylonen und rotweißem Flatterband auf dem Boden hatte die Kettwiger Landwirtin zum Verkaufsstand eine anderthalb Meter breite Abstandszone gezogen, an die sich Kundschaft auch hielt.

Viel Lob haben die Markthändler für die Heiligenhauser Kunden übrig: Sehr diszipliniert gehe es auf dem Wochenmarkt zu, alle hielten sich an die Abstandsregeln.
Viel Lob haben die Markthändler für die Heiligenhauser Kunden übrig: Sehr diszipliniert gehe es auf dem Wochenmarkt zu, alle hielten sich an die Abstandsregeln. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

„Da ist hier ja nicht wie im Supermarkt, wo die Kunden die Ware anpacken und wieder zurücklegen. Wer hier was anfasst, der kriegt was auf die Finger“, erklärt die resolute Marktfrau die Hygieneregeln. „Außerdem nehme ich keine gebrauchten Tüten oder Eierkartons an.“

Blumenhändlerin schaut pessimistisch in die Zukunft

Am gegenüberliegenden Stand lobte die Gärtnerin Christiane Zimmer ebenfalls die große Disziplin in Sachen Abstand halten. Weil Blumenläden nicht mehr öffnen dürfen, hatte sie einen große Nachfrage bei Schnittblumen. Doch sie schaut pessimistisch in die Zukunft und hat existenzielle Sorgen: „Wer weiß, ob wir nächste Woche noch kommen dürfen.

Der Frühling ist für uns Gartenbaubetriebe die wichtigste Zeit im Jahr.“ Ein Teil ihrer Ware hat sie von einem Tulpenzüchter am Niederrhein. „Der braucht dringend Umsatz“, so die Düsseldorferin und zeigt auf ihrem Smartphone ein Video von der großen Blumenversteigerung im holländischen Aalsmeer, wo unverkäufliche Ware mit Bulldozern als Abfall zusammengeschoben wird.

Fischhändler verzichtet auf Snacktische

Bereits am frühen Morgen reihten sich die Käufer vor dem Stand von Johannes Wienken auf: „Bis 9 Uhr war viel los, die Leute haben sich mit frischen Eiern eingedeckt. Das ist positiv, denn draußen einzukaufen ist in diesen Zeiten bestimmt besser als im Supermarkt“, meint der Landwirt aus dem Angertal.

Fischhändler Patrick de Witte hatte keinen großen Unterschied zu anderen Markttagen festgestellt. Allerdings durfte er vor seinem Verkaufswagen keine Tische mehr zum Sofortverzehr aufstellen. „Die Kunden nehmen den frittierten Fisch mit nach Hause.“

Noch immer stabile Umsätze

An der frischen Luft

Auf großen Schildern machten die Marktbeschicker darauf aufmerksam, dass aufgrund der großen Flächen die Kunden nicht zu eng zusammen stehen müssen.

Selbstbedienung findet nicht statt, es gibt keinen Kontakt zu Ladentüren, Einkaufswagen und -körben, frische Luft gibt es gratis dazu.

Als „extrem schlecht“ bezeichnete Martina Merks das Geschäft mit Gewürzen am Samstag: „Am Mittwoch ging es noch, jetzt haben sich die Leute nur mit dem Wichtigsten versorgt und waren wieder weg.“ Dem kann Angelina Herbers vom Feinkost- und Käsestand zustimmen: „Es war ruhig, es kamen weniger Leute als sonst.“

Gerd-Otto Wieschermann lässt nichts auf die Marktbesucher kommen: „Das sind hier toffte Menschen. In Essen, Gelsenkirchen oder Herne geht es ganz anders ab, das glaubste nicht“, so die Erfahrungen des Wild- und Geflügelhändlers, der seit 40 Jahren im Geschäft ist „Die Heiligenhauser Kunden halten sich ohne Murren an die neuen Spielregeln.“

Der Heiligenhauser Markt beschert ihm im Gegensatz zu anderen Standorten noch stabile Umsätze, hinzukommt, dass es in der derzeitigen Situation mehr Vorbestellungen gibt.