Heiligenhaus. Mit Freude und Elan lernen Heiligenhauser Senioren im Ludgerustreff die englische Sprache. Derzeit üben sie sehr viel, denn es geht auf Reise.
Auf dem großen Tisch liegen Englisch-Wörterbücher, Stadtpläne von London, Block und Stifte – und mittendrin steht eine Himbeer-Sahne-Torte. Daneben finden sich noch eine Kanne Kaffee und eine Flasche Sekt, und spätestens jetzt kommt bei zufälligen Besuchern der Verdacht auf, dass im Englischkurs für Senioren im Ludgerustreff das Lernen eine recht vergnügliche Sache sein kann.
Sekt heißt „sparkling wine“
Wobei auch hier das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden wird: „Sparkling wine“, so erklärt Kursleiterin Ute Pieczewski praxisnah, sei das englische Wort für Sekt, nicht etwa „champagne“ – „denn der ist eben deutlich teurer“. Die acht anwesenden Schülerinnen und Schüler gehobenen Alters lauschen aufmerksam, singen dann gemeinsam „Happy Birthday“ und wünschen schließlich „Enjoy“, bevor es an den Kuchen geht. Denn den gibt es leider doch nicht in jeder Englischstunde, sondern nur zu besonderen Gelegenheiten.
Älteste Teilnehmerin ist 85 Jahre alt
Lustig geht es aber eigentlich immer zu, wenn die Senioren sich zum Lernen treffen. Einziges verbliebenes Gründungsmitglied des Kurses, der vom katholischen Familienbildungswerk angeboten wird, ist Gisela Tippegei. „Die Gründung fand 2002 statt, ich bin also seit 18 Jahren dabei“, erzählt Tippegei schmunzelnd - jede Woche lernt sie 90 Minuten Englisch.
Im Laufe der Jahre fand sich die aktuelle Truppe zusammen, deren jüngste Teilnehmerin 66 Jahre alt ist, die Älteste zählt 85 Jahre. Kursleiterin Ute Pieczewski hat die Gruppe Anfang Oktober 2017 übernommen, nachdem die vorherige Lehrerin in Rente gegangen war. Eins stellte sie dabei direkt klar: „Ich habe gesagt, dass ich nicht mit Lehrbüchern und Grammatik arbeiten möchte, sondern dass es mir darum geht, die Leute ans Reden zu kriegen. Sprechen ist das Wichtigste bei einer Fremdsprache.“ Dieses Konzept kommt bei den Teilnehmern gut an, auch wenn sie sich erst ans englische Plaudern gewöhnen mussten. „Das war schon eine Umstellung. Vorher wurden wir viel mehr korrigiert, Ute kommt es darauf an, dass wir frei heraus reden, sie hat uns die Angst abgewöhnt“, erzählt Gregor Schröer. Und auch, wenn die Kenntnisse nicht bei allen dieselben sind, werden alle sehr gelobt: „Die sind gut!“, sagt Pieczewski.
Reise nach Basildon steht im Juni an
Die Gründe, den Kurs zu besuchen, sind so unterschiedlich wie die Teilnehmer: Uraltes Schulenglisch verbessern, mit der Schwiegertochter reden können, auf Reisen kommunizieren sind nur ein paar davon. Den letzten Punkt werden demnächst alle gemeinsam in die Tat umsetzen, denn aktuell plant die Gruppe eine Fahrt nach Basildon inklusive Tagesausflug nach London.
„What would you like to see?“ erkundigt sich Pieczewski, fragt nach „any questions or suggestions?“, also Fragen oder Vorschlägen für die ganze Tour und klärt dann noch die Frage nach dem englischen Begriff für Absacker. „Night cap“ heißt der Schlummertrunk, „to burn the midnight oil“ bedeutet „bis in die Puppen aufbleiben“. „Meinst Du, das können wir noch?“, erkundigt sich die älteste Teilnehmerin Margareta Schneider und lächelt. Gleichgültig jedoch zu welcher Uhrzeit – der Kontakt zu und das Gespräch mit Engländern ist ein wichtiges Ziel der Gruppenreise im Juni, „wir werden schon zurecht kommen“, sind sich alle einig. Und eins ist sicher: Die „boys and girls“ werden auch in Basildon jede Menge Spaß haben.