Heiligenhaus. Zweimal im Jahr müssen die Heiligenhauser Nistkästen für den Neubezug frisch renoviert werden. Der Hegering betreibt die Pflege mit viel Freude.
„Das ist die Nummer 26, die hatten wir schon.“ Julia Walter schaut auf ihrem Plan. Die Obfrau für den Naturschutz beim Hegering Heiligenhaus-Hösel hat auf dem städtischen Friedhof den Überblick über die rund 70 Nistkästen, die seit vielen Jahren durch die Jäger betreut werden. Im Herbst nach der Brut werden die Kästen geöffnet, die alten Nester werden entfernt. „Da sammelt sich immer viel Ungeziefer, das für die Vögel zu Belastung werden könnte“, erläutert Hegeringleiterin Nicole Lenné den Sinn der Aktion. Rechtzeitig vor Brutbeginn werden die Behausungen nun nochmals überprüft und das hat einen guten Grund:
Mäuse haben Nistkästen verunreinigt
Teilweise hatten sich Mäuse über den Winter in den Kästen einquartiert. Mit einem Gasbrenner wird das Innere kurz ausgeflämmt, um unerwünschte Milben zu vernichten. Drei Trupps sind mit Werkzeugkasten und Leiter am Samstag unterwegs, um alles frühlingsfrisch herzurichten. „Kleinere Reparaturen, wie neue Einflugsblenden, werden dabei ausgetauscht. Manchmal kann es nötig sein, die Einflugschneise umzuhängen.“ Dabei achten die Jäger darauf, die künstlichen Nisthilfen so auszurichten, dass kein Regen in die Öffnung kommen kann. „In unseren Breiten kommt der Niederschlag meistens von Westen, also wird das Flugloch nach Osten positioniert“, weiß Nicole Lenné.
Jägerschaft leidet unter Vorurteilen
Bereits seit langer Zeit setzen sich die Heiligenhauser Jäger für den Vogelschutz ein, daher lohnt sich bei einigen Kästen keine Reparatur mehr. Von Zeit zur Zeit muss nun das ein oder andere Vogelheim ersetzt werden. Georg Paulus schraubt die Haltebrettchen an einem Baumstamm an. „Das ist eine gute Aktion, um zu zeigen, dass wir nicht nur Tiere töten, sondern auch vermehren“, so der Kinderarzt zu dem immer noch verbreiteten Vorurteil über die Jägerschaft. Deshalb tauscht er gerne in seiner Freizeit das Stethoskop gegen den Akkubohrer. Abschließend greift Paulus zum Gasbrenner um die Dachpappe zu erwärmen – so sitzt sie fest und das Gehäuse ist vor Nässe geschützt. Neben Singvögeln wie Meisen, Rotkehlchen, Amseln und anderen, werden Nistmöglichkeiten für Fledermäuse und dem Waldkautz betreut.
Hunde derzeit nicht ableinen
Hergestellt wurden die Nistkästen teils von den Heiligenhausern selbst: „Beim Stadtfest bieten wir an, Nistkästen selber zu bauen, die man sich auch in den Garten hängen kann“, so Nicole Lenné, die sich auf den nächsten Vereinssonntag im Juni freut: „Da bauen wir einen Hochsitz auf, es gibt Wildwurst frisch vom Grill und Jagdhornbläser werden dabei sein.“ Zuvor aber kümmern sich die Jäger und Heger erst einmal um den Rehnachwuchs. „Bevor die Bauern mit der Mahd beginnen, stellen wir Geräte auf, die einen fiependen Ton erzeugen, so dass Ricke und Kitz die Wiese verlassen.“ In diesem Zusammenhang hat die Jägerin noch eine ganz große Bitte an alle Hundebesitzer: „Bitte leinen Sie ihre Tiere an. Am 1. März hat die Setz- und Ruhezeit für Hasen begonnen, die ihren Nachwuchs in Erdmulden, den sogenannten Sassen, ablegen und der dort dann von den Hunden gestört wird.“