Heiligenhaus. Die Heiligenhauserin Melissa Scholten hat ihr Buch vorgestellt, das sie über ihren Sohn Julius geschrieben hat. Er ist 2019 an Krebs gestorben.
Der Tod ist für viele Menschen noch immer ein Tabu. Die einen können mit dem Thema nicht umgehen – andere wollen, wissen aber nicht, wie. Offen darüber reden und sich mutig mit dem eigenen Lebensende oder dem eines geliebten Menschen auseinanderzusetzen, das ist die Botschaft, die die Heiligenhauserin Melissa Scholten in ihrem Buch „Juliustigerherz – Aufgeben ist keine Option“ vermitteln möchte.
Trauern muss man auch lernen
Bewegt schaut Melissa Scholten auf das Buchcover. Da sitzt sie, hat ihren Sohn Julius im Arm. Schon damals war klar: Nicht mehr lange wird sie diese Zweisamkeit mit ihrem Sohn genießen können. „Julius ist an Krebs erkrankt und ist daran verstorben, aber die Krankheit hat genauso mich, meine Seele und mein Herz zerstört.“ Sie wirkt stark, und das ist sie auch, doch wie sehr sie die Erkrankung und der Tod ihres Sohnes mitgenommen hat, zeigen nicht nur die Tattoos. „Ich bin eine Kämpferin, und Aufgeben ist nie eine Option für mich gewesen. Aber natürlich bin auch ich an meine Grenzen gestoßen.“ Und trauern müsse jeder Mensch auf seine Art – und trauern müsse man auch lernen.
Blog hat geholfen, den Schmerz zu verarbeiten
Der Blog juliustigerherz hat ihr geholfen, all das zu verarbeiten, was ihr und vor allem ihrem Sohn widerfahren ist. Doch schnell fällt ihr auf, dass viele Menschen nicht so offen über das Thema reden konnten. „Manche haben die Straßenseite gewechselt, weil sie einfach nicht wussten, was sie sagen sollen, aber das ist okay.“
Dieses Gefühl kennen auch viele Anwesende bei der Vorstellung ihres Buchs am Mittwoch in der Zentrale der Funke Mediengruppe in Essen. „Oft ist das Gegenteil von gut gut gemeint“, bringt es ein Betroffener zum Ausdruck, andere berichten, wie sie selber oder Menschen im Umfeld nicht nur Angst, sondern auch Scham verspürten bei der Thematik.
„Es wird Zeit, dass jemand mal Klartext redet“
„Man denkt ja, du hast Krebs, du hast irgendwas falsch gemacht“, beschreibt es eine Anwesende. Das Thema Krebs, das wird an dem Abend klar, betrifft viele Menschen – als direkt oder unmittelbar Betroffene. „Es wird Zeit, dass jemand mal Klartext redet“, ermutigt ein Zuschauer Melissa Scholten – und es werde Zeit, das Thema nicht weiter zu tabuisieren.
Wie kann man weiterleben, wenn das eigene Kind stirbt? Fragen, die Scholten in ihrem Buch vielleicht nicht direkt beantworten kann, aber eine Hilfestellung anbietet, mit dem Krebs und auch mit dem Thema Tod leben zu lernen. Und generell positiver durchs Leben zu gehen. „Ich sage den Menschen immer, wenn sie die Welt durch meine Augen sehen könnten, wäre vieles einfacher.“