Heiligenhaus. Seit neun Jahren werden am Campus Velbert/Heiligenhaus Stipendien vergeben. Viele Studenten bewerben sich, aber nur wenige werden ausgewählt.
Joelina Gerards ist – was Stipendienfeiern betrifft – ein echt alter Hase, dabei ist sie gerade mal 22. „Das ist meine fünftes Stipendium“, erklärt die Studentin lachend und zeigt auf ihre neueste Urkunde, „und ich muss sagen, der regelmäßige finanzielle Zuschuss erleichtert meine gesamte Lebenssituation schon enorm. Ich schreibe gerade an meiner Bachelorarbeit und kann mich voll und ganz darauf konzentrieren, ohne nebenher jobben zu müssen.“ Patrick Koston ist ebenfalls 22 und Stipendiat, demnächst beginnt sein viertes Semester. „Ich habe vorher bereits eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht, nebenher Fachabi, Führerschein, mich im Bereich Sporternährung weiter gebildet.“
Joelina und Patrick sind nur zwei von den insgesamt 13 Studenten am Campus Velbert/Heiligenhaus, die in diesem Jahr im feierlichen Rahmen zu dem Erhalt ihres Stipendiums beglückwünscht werden und ihre Urkunden erhalten.
Stipendiaten sind die Toptalente in der Region
„Sie sind aus einer großen Anzahl von Bewerbern ausgewählt worden, Sie alle sind die Toptalente mit den kreativen Ideen, die es vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, so nötig braucht“, richtet der Präsident der Hochschule Bochum, Professor Dr. Jürgen Bock, seine Worte an die jungen Leute, die ob des großen Lobes fast ein wenig verlegen wirken. Bürgermeister Michael Beck kann die Worte seines Vorredners nur ergänzen, spricht nicht nur für sich, sondern auch für Velberts Bürgermeister Dirk Lukrafka, der ebenfalls anwesend ist. „Sie alle sind ein Gewinn für die Umgebung und die ansässigen Unternehmen, bei solchen Nachwuchstalenten wird uns um unsere Region bestimmt nicht bange.“
Private Stiftungen und der Bund stellen die Gelder zur Verfügung
Das so genannte Deutschlandstipendium wird zur Hälfte aus den Mitteln des Bundes getragen, die anderen 50 Prozent werden von regionalen Stiftungen aufgebracht, hier sind es die Heiligenhauser Sparkassenstiftung und die Alice und Hans Joachim Thormählen-Stiftung, die insgesamt in all den Jahren bereits 86 Stipendien vergeben hat. „Wir sind immer wieder mit großem Herzen dabei, wenn es darum geht, junge Menschen in der Region zu fördern“, erläutert Karl Kristian Woelm als Vertreter der Stiftung, „und wir können auch an dieser Stelle bereits zusagen, dass wir im kommenden Jahr wieder mit dabei sein werden.“ Dann fügt er augenzwinkernd hinzu. „Was Sie mit dem Geld machen ist Ihre Sache, Reisen zum Beispiel – das sagt Frau Thormählen immer – sei auch OK, denn reisen bildet ja bekanntlich auch.“ Professor Dr. Svend Reuse von der Kreissparkasse nickt zustimmend und grinst. „Mit dem Geld könnt Ihr Euch noch mehr aufs Lernen konzentrieren, aber gönnt Euch ruhig auch mal die ein oder andere Kneipentour.“
Neben Topnoten bringen die Studenten viel ehrenamtliches Engagement mit
Heiligenhauser Thormählen-Stiftung existiert seit 2008
Das Unternehmerehepaar Alice und Hans Joachim Thormählen gründete 2008 seine eigene Stiftung und unterstützt seitdem besonders die junge Generation. Deshalb werden in Heiligenhaus und den angrenzenden Regionen schwerpunktmäßig Initiativen und Aktivitäten in den Bereichen „Bildung, Kultur und Sport“ gefördert.
Hans Joachim Thormählen verstarb 2012, seitdem ist seine Witwe Alice alleinige Vorsitzende des Stiftungskuratoriums. Die „Heiligenhauser Grande Dame“ feiert im kommenden April ihren 92. Geburtstag.
Die jungen Studenten der Fachbereiche Mechatronik, Informationstechnologie, Maschinenbau, Produktentwicklung, technische Informatik oder Elektrotechnik wurden nicht nur wegen ihrer überdurchschnittlichen Noten ausgewählt, sondern auch, weil sie alle sich in irgendeiner Form ehrenamtlich betätigen oder es sonstige triftige Gründe gibt, die für eine regelmäßige finanzielle Unterstützung sprechen. Joshua Fichtel etwa engagiert sich – wann immer es seine Zeit zulässt – als DLRG-Rettungsschwimmer, leitet Sportgruppen, erteilt Schwimm- und Segelunterricht. Simon Döring und Michael Edelmann sind in Heiligenhauser Gemeinden aktiv, kümmern sich dort unter anderem um die Technik bei Veranstaltungen. Michele Matthias Lunghini kommt aus Italien und lebt hier ohne seine Familie und Lukas Buntrock leidet an einer schweren Nierenerkrankung, die ihm das Jobben neben dem Studium enorm erschwert. „Ich bin unendlich dankbar für diese Form der Unterstützung“, lässt er die vielen Anwesenden bei seiner kurzen Vorstellung wissen. 300 Euro monatlich erhalten die Studenten nun für ein ganzes Jahr, die, die gerade kurz vor Abschluss ihres Studiums stehen, bekommen das Stipendium für sechs Monate: so wie Joelina. „Ich denke, dass ich im Februar fertig mit meiner Bachelorarbeit bin, dann werde ich von Heiligenhaus zurück nach Langenfeld ziehen. Und so ein Umzug ist ja nie günstig, da hilft mir das Geld schon sehr.“