Heiligenhaus. Ingrid Kühne begeisterte das Publikum im Club mit skurrilen Alltagsbanalitäten. Dabei hatte sie es vor allem auf zwei Menschen abgesehen.

Die niederrheinische Kabarettistin und Frohnatur Ingrid Kühne liebt es, skurrile Alltagsbanalitäten zu überspitzen und dabei ihre Mitmenschen und sich selbst ordentlich auf die Schüppe zu nehmen – wie nun am Mittwochabend im Club.

Ingrid Kühne, 50 Jahre, große Klappe, leicht korpulent, leger gekleidet, lässt nichts unkommentiert. Alltägliche Situationen, die jeder kennt – Chipsessen vor der Glotze, Telefonieren mit Mama – persifliert sie so gekonnt, dass manch ein Besucher in Heiligenhaus vor Lachen fast vom Stuhl fällt. Dabei bedient sich die Xantenerin nicht nur der Kraft der Worte und ihres niederrheinisch Dialekts, sie beherrscht zudem die großartige Kunst, mit wenig Mimik und Gestik viel zu sagen.

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Ehemann und Sohn bekommen ordentlich ihr Fett weg

Im neuen Programm „Okay. Mein Fehler“ kriegen Ralf und Sven als Ehemann und Sohn von „Frau Kühne“ ordentlich ihr Fett weg. So hat der 17-jährige Sven jetzt seinen Führerschein und beim „betreuten Fahren“ muss er mit der Mutter auf dem Beifahrersitz so einiges aushalten. „Boah, da is da dat Stoppschild und wat macht der? Der bleibt da stehn und fährt nich weiter. Ich sach: Sven, bis drei zählen. Ja, aber Sekunden, nich Stunden“, poltert die Kabarettistin los, „oder wartese dat dat Stoppschild grün wird?“

Es ist dieses leicht Genervt-Verdatterte, leicht Spöttische um die Mundwinkel, gepaart mit träger Körpersprache (mit dem Arm etwa müde abwinken), das Ingrid Kühne so authentisch wirken lässt in der Rolle, die sie verkörpert. Obwohl man fast glaubt, dass sich die Kabarettistin gar nicht verstellt, sondern schlicht ihr komisches Naturell erkannt und auf die Bühne gebracht hat.

Die Besucher lachen in Heiligenhaus Tränen

Die rund 140 Besucher im Club sind schwer angetan, die authentische Situationskomik gefällt. Und so erreicht die unterhaltsame Kleinkünstlerin ohne jegliche Requisiten, ohne Showeinlagen, ohne Sexthemen, dass ihr die vorwiegend älteren Besucher ab 50 Jahren zwei Stunden an den Lippen hängen, Tränen lachen und sie ohne Zugabe nicht von der Bühne lassen. Frau Kühne macht eins ganz deutlich: Im Zwischenmenschlichen gibt es jede Menge zu lachen, man muss die Dinge nur manchmal von einer ungewöhnlichen Seite aus betrachten. Oder, wie sie es selbst sagen würde: „Ja, wir Dicken sterben eher, dafür essen wir aber länger.“