Heiligenhaus. Das Museum Abtsküche zeigt im Jubiläumsjahr der Bauhaus-Ära zahlreiche Türdrücker und Türbeschläge. Darunter auch weltweit bekannte Modelle.

Türdrücker und Beschläge faszinieren Harald Wetzel seit Anfang der 90er Jahre, als er am Bauhaus Dessau beschäftigt war. Einige Stücke seiner umfangreichen Sammlung sind ab sofort in der Ausstellung „100 Jahre Bauhaus – Türdrücker und Fenstergriffe für eine neue Architektur“ im Museum Abtsküche zu sehen.

Das Interesse der Heiligenhauser an diesem Thema ist groß, rund 100 Besucher kamen zur Eröffnung der Ausstellung, die der Geschichtsverein Heiligenhaus zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt und der Vereinigung für Verkehr und Heimatpflege veranstaltet.

Zur Eröffnung kommt eine Koryphäe

In den Vitrinen sind zahlreiche Exponate zu sehen. Das Interesse an der Ausstellung ist groß.
In den Vitrinen sind zahlreiche Exponate zu sehen. Das Interesse an der Ausstellung ist groß. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Reinhard Schulze Neuhoff, freute sich mit Harald Wetzel „die Koryphäe in diesem Bereich“ begrüßen zu dürfen. Die Einführung in die Ausstellung, in deren Mittelpunkt der Bauhaus-Drücker steht, übernahm der Experte, der circa 1.700 Türbeschläge und viel ergänzendes Material sein eigen nennt, dann gerne selbst.

Zentrum der Beschlägeindustrie

„Wir befinden uns hier im Zentrum der deutschen Beschlägeindustrie, die Wilhelm Engstfeld AG ist eine der spannendsten Beschlägefabriken überhaupt“, erklärt Harald Wetzel, der zu Beginn seiner Sammelleidenschaft in Dessau, einem der wichtigsten Städte der Bauhaus-Bewegung, davon profitierte, dass etliche Gebäude modernisiert wurden. Damals fand er des Öfteren interessante Beschläge auf dem Sperrmüll.

Gropius-Drücker wurde hier gefertigt

In den Vitrinen des Heiligenhauser Museums finden sich jetzt Türknopfschilder, Haustürdrücker-Rosettengarnituren und Halboliven des Heiligenhauser Industriebetriebs, hergestellt Ende der 30er Jahre aus Bronze oder Nicksil. Spätestens ab 1929 wurde hier auch der Gropius-Drücker in Lizenz der Berliner Bronzewarenfabrik Loevy gefertigt. „Spezialisiert bin ich auf die Zeit zwischen den Kriegen“, erklärt Wetzel, der zu den Beschlägen auch einige Ansichtskarten mitgebracht hat, „darauf sind die Häuser zu sehen, in denen die Modelle der ausgestellten Türdrücker tatsächlich verwendet wurden. So bekommen die Besucher einen kompletteren Eindruck der Architektur.“

Premiere in der Bibliothek in Weimar

Ausstellung läuft bis zum 20. Oktober

Der Geschichtsverein widmet sich im September noch einmal dem Thema Bauhaus. Dann führt die – bereits komplett ausgebuchte – Mehrtagesfahrt die Mitglieder nach Dessau, Wittenberg und Görlitz, alles wichtige Städte der Bauhaus-Bewegung.

Die aktuelle Ausstellung dauert noch bis zum 20. Oktober und ist mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.

Erster Beschlag Die Geschichte des Gropius-Drückers beginnt allerdings in Weimar. Dort wurde er 1923 das erste Mal verwendet, nachdem bereits 1921 der erste Bauhaus-Türbeschlag an einer Bibliothekstür seinen Platz gefunden hatte. Das Interesse an dem Drücker, der auch als „Weimarer Bauhaus-Drücker“ bezeichnet werden kann, war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch gering, „Gropius war seiner Zeit einige Jahre voraus“, so Wetzel. Oft verwendete Walter Gropius auch selbst den Frankfurter Normen-Drücker, allein, weil dieser um rund 30 Prozent billiger in der Herstellung war.

Wer bisher der Meinung war, Türdrücker sei gleich Türdrücker, wird in der aktuellen Ausstellung eines Besseren belehrt: Türknöpfe in Messing und Bronze, verschiedenste Fensteroliven und Rosettengarnituren und auch Bauhausbücher zeigen die Vielfalt des Themas. Wer sich über die Exponate hinaus für das Thema interessiert, kann die QR-Codes an den Vitrinen nutzen, die weitergehende Informationen bereithalten.