Heiligenhaus. Höchst beeindruckend ist das Abiturzeugnis von Lena Böger und Daniel Hillebrand. Sie haben eine 1,0 und geben jetzt Tipps, wie man das schafft.
Sie haben bei den diesjährigen Abiturprüfungen am Immanuel-Kant-Gymnasium (IKG) höchst beeindruckend abgeschnitten, nun stehen Lena Böger und Daniel Hillebrand mit der Traumnote von 1,0 für ihr weiteres Leben zunächst alle Türen offen. „Dafür musste ich nichts aufgeben oder zurückstecken“, sagt die 18-jährige Abiturientin. Als junge Genies sehen sich die beiden aber nicht – und haben Ratschläge, wie man in der Schule erfolgreich ist.
Das Erfolgsrezept klingt zunächst simpel, verlangt aber einiges an Disziplin: „Man muss im Unterricht dranbleiben und darf nicht faul sein“, sagt Daniel Hillebrand, denn wer im Unterricht aufpasse, erspare sich zuhause langes Lernen. Zudem müsse man sich die Lernphase fürs Abitur gut einteilen, ergänzt Lena Böger. „Ich habe jeden Tag für ein, zwei Stunden gelernt. Aber wirklich jeden Tag.“ Das sei aber besser, als erst zwei Wochen vor der Klausurphase mit dem Lernen zu beginnen und dann wegen des ganzen Stoffs „in Panik zu geraten“.
Die Traumnote erreicht man selten nur mit purem Fleiß
Diese Kontinuität während der gesamten Oberstufe habe den beiden etwa geholfen, neben dem Gymnasium Hobbys nachzugehen. So engagierte sich Daniel Hillebrand in seiner Heimat Ratingen bei den Pfadfindern und Messdienern. „Das ging problemlos weiter.“ Auch Lena Böger fand stets Zeit, im Fitnessstudio Gewichte zu stemmen und abends Freunde zu treffen. Außerdem arbeitete sie nebenher als Kellnerin im Café Herberge.
Wenngleich ihre Abschlussnote auf die jungen Erwachsenen wenig beeindruckend wirkt, ihre Lehrer sind mächtig stolz. „Für ein Einsnuller-Abitur darf ein Schüler faktisch keine Schwächen haben“, stellt der Oberstufenkoordinator David Kohlen fest. „Lena und Daniel sind Ausnahmeschüler, sie sind gut und bringen Engagement mit.“ Auch Stufenleiterin Bianca Gunzer, am IKG zuständig für Begabtenförderung, unterstreicht, wie außergewöhnlich eine 1,0 auf dem Abi-Zeugnis sei: „Man braucht eine sehr gute Grundbegabung. Nur sehr selten erreicht man mit purem Fleiß diese Note.“ Bei Lena Böger habe sie schon früh das Potenzial dafür gesehen. Denn die junge Frau ist in der zehnten Klasse ein Jahr in die USA gegangen und hat sich damit einen Traum erfüllt. Nach ihrer Rückkehr wechselte sie nahtlos in die Oberstufe. Damals habe sie aber längst nicht an die 1,0 geglaubt. „Eine Freundin hat gewettet, dass ich es schaffe, aber ich habe dagegen gehalten.“ Nach Jahren ist nun der Wetteinsatz fällig: eine Müslistange vom Bäcker.
Vom Ehrgeiz getrieben
Nach den Ferien wird sie dann in Düsseldorf Jura studieren. In dieser Entscheidung wurde sie nach einem Praktikum in einer Anwaltskanzlei bekräftigt. „Wenn ich Kfz-Mechaniker werden wollte, wäre das aber auch total in Ordnung“, sagt die 18-Jährige und betont, dass die Rechtswissenschaft sie nicht erst interessiert hätte, als ein sehr guter Abschluss in Reichweite war. Dennoch sei sie letztlich ehrgeizig gewesen und wollte die 1,0 schaffen. „Das war der nach den Vornoten schon der Anspruch an mich selbst.“
Auch interessant
Genauso ehrgeizig war Daniel Hillebrand: „Ich habe freiwillig eine Nachprüfung in Deutsch gemacht, um meine Note zu verbessern.“ Denn ohne hätte eine Eins statt einer Null hinter dem Komma gestanden.
Nötig hätte er diese Verbesserung jedoch nicht gehabt, denn er beginnt ein Duales Studium an der Fachhochschule Aachen, an der er angewandte Mathematik und Information verbindet, um mathematisch-technischer Softwareentwickler zu werden – und dieser Studiengang ist nicht zulassungsbeschränkt.
Neuer Lebensabschnitt noch nicht realisiert
Für Stipendien vorgeschlagen
Lena Böger hatte die Leistungskurse Englisch und Französisch, Daniel Hillebrand dagegen Mathematik und Physik.
Beide Schüler sollen vom Immanuel-Kant-Gymnasium für ein Studienstipendium vorgeschlagen werden. „Das ist durchaus eine Erleichterung für die Schüler“, sagt Lehrerin Bianca Gunzer, und inzwischen gebe es auch Stipendien, bei denen das Stipendiengeld unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werde.
Inzwischen hat er dafür in Düren eine Wohnung eingerichtet und macht bei seinem späteren Arbeitgeber bis zum Studienbeginn ein bezahltes Praktikum. „Das wird ein neuer Lebensabschnitt“, sagt Daniel Hillebrand, „aber das habe ich noch nicht realisiert.“ Dies wird aber in den nächsten Wochen kommen, genauso wie für Lena Böger. Sie hat allerdings noch einen letzten Rat an alle Schülerinnen und Schüler, die ihrem Jahrgang nachfolgen – vielleicht den wichtigsten: „Man muss sein eigenes Ding machen, auf sich selber hören und sich nicht zu sehr unter Druck setzen.“