Heiligenhaus. . Ein letztes Mal gab es die Chance, eine Schau des Kunstquadrats im Alten Pastorat in Heiligenhaus zu besuchen. Dort waren tolle Sachen zu sehen.

Ein letztes Mal hatten Kunstinteressierte an Wochenende die Möglichkeit, eine Ausstellung des Kollektivs „Kunstquadrat“ im Alten Pastorat zu besuchen. Nach rund fünf Jahren verabschiedet sich die Künstlergruppe von dem geschichtsträchtigen Gebäude an der Hauptstraße und hat zu diesem Anlass noch einmal befreundete Künstler aus der Region eingeladen. Sie konnten sich unter dem Motto „Bomb da Haus“ frei entfalten.

Thomas Pischke ist Mitbegründer des Kunstquadrats und Kurator der Ausstellung und erklärt, was sich hinter dem Ausstellungstitel verbirgt: „Bomben ist ein Ausdruck, der in der Sprayer-Szene meint, dass man in möglichst kurzer Zeit mit möglichst viel Farbe ein Graffitibild erschafft“.

Mit der letzten großen Ausstellung verabschiedet sich das Künstlerkollektiv Kunstquadrat vom Alten Pastorat.
Mit der letzten großen Ausstellung verabschiedet sich das Künstlerkollektiv Kunstquadrat vom Alten Pastorat. © Carsten Klein

Graffiti-Kunst, ein großer grüner Käfer und Tape Art

Passend dazu lassen sich auf den drei Stockwerken des sichtlich in die Jahre gekommenen Gebäudes diverse Graffiti-Kunstwerke an den Wänden betrachten. Thematisch grenzen sie sich alle voneinander ab. In einem Raum findet sich der Besucher in einem bunten und albtraumartigen Szenario wieder, in dem er von horrorartigen Monstern angestarrt wird. An anderer Stelle lässt sich ein übergroßer grüner Käfer betrachten, der die Künstler viel Zeit gekostet hat. „An dem Werk hat das Künstlerduo Artletics vier Tage lang gearbeitet“, erklärt Armin Schmidt, Kunstquadrat-Mitgründer, stolz.

Aber nicht nur Graffiti-Werke sind in den 13 Zimmern zu betrachten. Fotografien und ein Raum mit „Tape Art“ bieten den Besuchern eine interessante Abwechslung. Tape Art beschreibt dabei Kunst, die aus Klebebändern besteht. Dabei werden Klebebänder mit unterschiedlicher Struktur, Farben und Formen verwendet. „Sie ist eine sehr zugängliche Kunstform, auch für Kinder. Nicht jeder kann eine Sprühdose bedienen, aber aus einem Klebeband kann jeder etwas machen“, erklärt Pischke.

Jeder Kunstschaffende sollte Raum bekommen

Für Kunstquadrat sei in all den Jahren vor allem eine Sache wichtig gewesen: „Jeder, der Kunst schaffen wollte, sollte hier dazu die Möglichkeit bekommen“, so Kunstquadrat-Mitgründer Armin Schmidt. Dabei sollte das Alte Pastorat eher als eine Art Museum und nicht wie eine Galerie sein, in der es in erster Linie um das Verkaufen von Kunstwerken geht. „Natürlich wurden hin und wieder auch mal Werke verkauft“, berichtet Thomas Pischke. „Darum ging es uns aber nie. Kunst ist mehr als bloß Dekoration. Kunst muss auch nicht schön sein. In der Kunst geht es um die Aussage, die sie vermittelt“. Dass der Standort zukünftig nicht mehr für Kunst zur Verfügung stehen wird, bedauert auch Besucher Hans Günter Jockel: „So ein Ort ist in Heiligenhaus sehr einzigartig. Dass es nun zu Ende geht, ist natürlich Schade“.

So soll das Alte Pastorat nach dem Umbau aussehen.
So soll das Alte Pastorat nach dem Umbau aussehen. © Alexandra Roth/Architekturbüro Schönborn und Hölscher

Altes Pastorat wird nun umgebaut

Pro Jahr kamen rund 1200 Besucher in das Alte Pastorat, um Kunst zu bestaunen. Neuer Besitzer des Gebäudes ist ab dem 4. April die Thormählen-Stiftung. Es ist geplant, das Gebäude umzubauen. Auf dem Gelände soll zukünftig Pro Mobil ein neues Zuhause finden und Sozialdienstleistungen anbieten. Zudem soll ein behindertengerechtes Hotel entstehen.

Trotz des Verlustes zeigen sich die Pischke und Schmidt motiviert. „Nur weil wir nun erstmal keinen Standort mehr haben, heißt das nicht, dass es das Kunstquadrat nicht weiterhin geben wird. Wir werden auch in Zukunft Projekte realisieren“.

>>WEITERE INFORMATIONEN ZU KUNSTQUADRAT

  • Weiter Informationen zum Künstlerkollektiv gibt es auf der Homepage www.kunstquadrat.org.
  • Ihre Werke zeigten bei der letzten Ausstellung auch Oldhaus & Crew, Ralf Buchholz, Sven Linnert, Nils Hamm und Markus Schulz.