. Seitdem das Haus der Kirche abgerissen wurde, stand das Gebäude leer. Das Kunstquadrat hatte hier viele Ausstellungen organisiert. Was nun kommt.

Lange, da ist sich Armin Schmidt vom Kunstquadrat sicher, hätten die Künstler nicht mehr viel Spaß am und im Alten Pastorat gehabt. Seitdem das Haus der Kirche 2008 abgerissen wurde, steht das historische Gebäude leer – saniert wurde es nicht mehr. Es ist zugig, nass und die Farbe hat auch nicht mehr gehalten. Es wird Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Und das heißt unter anderem Stadthotel.

Thomas Pischke, Nadja Reigl und Armin Schmidt bei der Ausstellung Engel im Jahr 2014.
Thomas Pischke, Nadja Reigl und Armin Schmidt bei der Ausstellung Engel im Jahr 2014. © Ulrich Bangert

Eine eigene, kleine Heimat, die hatten die heimischen Künstler hier gefunden in den vergangenen Jahren. „Zum ersten Mal konnten wir hier 2014 im Rahmen der Neanderland-Tatorte eine Ausstellung organisieren“, berichtet Armin Schmidt. Vorher sei es schwierig gewesen, von Politik und Stadt Unterstützung für Projekte zu erhalten, „dabei hatten wir nie um viel Geld gebeten, sondern immer nur um Zuschüsse, zum Beispiel zur Finanzierung von Farben für Projekte“, so Schmidt.

Die Ausstellungen waren immer gut besucht

Gemeinsam mit Thomas Pischke stellten die Kunstquadrat-Aktiven jährlich drei bis vier Ausstellungen im Alten Pastorat auf die Beine, „und immer wieder mit hochkarätigen Künstlern“, so Schmidt. Mit viel Eigenleistung und Engagement konnten diverse Projekte umgesetzt werden – der Andrang bei Festen wie Ab in die Mitte, dem Stadtfest oder dem Oldtimertreff war immer groß. Einige Werke, wie die großflächigen Malereien an der Fassade oder Aktionen auf der Hauptstraße, bleiben auch vielen, die keine Ausstellung besucht haben, sicher in Erinnerung.

Zu Weihnachten leuchtete das Pastorat immer sehr schön. Gestaltet wurde es oft von Schülern.
Zu Weihnachten leuchtete das Pastorat immer sehr schön. Gestaltet wurde es oft von Schülern. © Ulrich Bangert

Dass sie nun das Alte Pastorat verlassen müssen, darauf, so Schmidt, habe man sich ja schon einige Zeit vorbereiten können. „Die Situation in den unteren Etagen wird immer desolater. Bei den eingeschlagenen Fensterscheiben bleibt Feuchtigkeit in den Räumen ja auch nicht aus.“ Dass die historische Fassade erhalten bleibt, begrüßt Schmidt – schade findet er es jedoch, „dass wir gar nicht gefragt wurden bei der Entwicklung, denn ein Raum für Kunst, wie in einem Bürgerhaus, der hätte an der Stelle auch entstehen können.“ Ähnliche Konzepte gebe es bereits in anderen Städten, hier würden dann Kunst- und Theaterschulen integriert werden. Seminarräume seien eben keine Orte der Kreativität.

Bauantrag ist nun vom Bauträger gestellt

Erworben hat den Komplex die bekannte Mäzenin Alice Thormählen, Ankermieter wird Pro Mobil sein. Entstehen werden hier nicht nur die Büros und Seminarräume des Vereins, entstehen wird auch das erste rollstuhlgerechte Stadthotel im Nordkreis Mettmann. Raimund Hölscher (Architekturbüro Schönborn und Hölscher) ist der zuständige Architekt für das Gebäude und berichtet: „Wir haben den Bauantrag eingereicht. Wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr mit den Arbeiten starten.“

So soll der Bereich künftig aussehen.
So soll der Bereich künftig aussehen. © Architekturbüro Schönborn und Hölscher

Zunächst werde die Außenfassade von einem Holzgerüst abgestützt, „damit es nicht umkippt.“ Dann wird der Rest abgerissen, es folgen die Erdarbeiten, bevor der Rohbau hochgezogen wird. „Dann wird die Außenfassade am Neubau befestigt“, so Hölscher. Die hintere Fassade konnte im Original nicht erhalten bleiben, werde aber originalgetreu nachgebaut. Mit einer Bauzeit von 20 Monaten rechnet Hölscher – demnach soll der Komplex bis Herbst 2020 fertig sein. Ebenerdig wird der Eingang von der Hauptstraße aus, eine Gastronomie wird hier angesiedelt.

Kunstquadrat sucht nun eine neue Bleibe

Und das Kunstquadrat? „Das Alte Pastorat ist weg, wir noch da. Wir waren vorher da und es wird uns auch danach geben“, ist Armin Schmidt überzeugt. Noch seien die Künstler auf der Suche nach einem neuen, festen Standort, „und ich glaube auch, wenn die Stadt eine Möglichkeit hätte, uns einen Raum zur Verfügung zu stellen, würde sie das auch tun.“ Für dieses Jahr habe sich spontan eine Möglichkeit ergeben, „aber das ist keine Dauerlösung.“ Man wird sehen.

So sah der Bereich hinter dem alten Haus der Kirche 2004 noch aus.
So sah der Bereich hinter dem alten Haus der Kirche 2004 noch aus. © Peterburs

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Rund 20 Monate wird der Bau wohl dauern, schätzt Architekt Raimund Hölscher. Eröffnung soll im Herbst 2020 sein.

Das Alte Pastorat gehörte zur lutherischen Kirche, die früher hier stand und abgerissen wurde. Laut Ex-Bürgermeister Jan Heinisch wurde das Pastorat jedoch nicht vor 1880 erbaut.