Heiligenhaus. . In der letzten Folge unseres Adventskalenders haben wir einmal zurückgeschaut. Wer alles in Heiligenhaus an der politischen Spitze stand.
In unseren Adventskalender-Türchen der bisherigen Adventszeit haben wir über viele zentrale Heiligenhauser Dinge berichtet. Sei es das Stadtwappen, die Stadtrechte von Heiligenhaus oder auch geografische Besonderheiten. Da das Beste und in dem Fall wahrscheinlich das Wichtigste bekanntlich zum Schluss kommt, stellen wir heute alle Bürgermeister in der Geschichte von Heiligenhaus kurz vor.
Angefangen hat alles 1897 mit dem parteilosen Paul Freund, der erste Bürgermeister nach der Gründung der Landgemeinde Heiligenhaus. Während seiner langen Amtszeit, die erst 1921 endete, sorgte Freund für den Aufbau einer eigenen Gemeindeverwaltung, eine eigene Energieversorgung und eine bessere Verkehrsanbindung, vor allem durch die Bergische Kleinbahn.
NSDAP hält auch in Heiligenhaus Einzug
Sein Amt übernahm der ebenfalls parteilose Ludwig Scheiper, der bis zu seiner Bürgermeister-Ernennung als Bürodirektor bei der Kreisverwaltung in Vohwinkel gearbeitet hat. Scheipers größter Verdienst in Heiligenhaus war die Anbindung an das Reichsbahnnetz. 1926 wurde er zum Ehrenbürger ernannt, bevor er 1933 unter fadenscheinigen Anschuldigungen seines Amtes enthoben wurde.
Auf ihn folgte Heinrich Bernhard Rasche, der der NSDAP angehörte und in seiner kurzen Amtszeit für die „Säuberung“ der Verwaltung im nationalsozialistischen Sinne sorgte. Schon im Juni 1935, nach gut zwei Jahren, wurde er zum Bürgermeister in Erkrath ernannt und verließ Heiligenhaus somit. Sein Nachfolger, ebenfalls NSDAP-Mitglied, wurde Hans Carl Wernicke. Er war bis zum Kriegsende 1945 der Heiligenhausener Bürgermeister. In seiner zehnjährigen Amtszeit zeichnete er vor allem verantwortlich für die negativen Auswüchse des NS-Regimes.
Industrieller Carl Fuhr prägte die Nachkriegszeit
Nach der langen Schreckenszeit wurde der CDU-Mann Wilhelm August Overhamm, seit 1920 oberster Gemeindepolizist und offener Gegner der NSDAP, 1945 zum Bürgermeister berufen. Seine Aufgaben waren vor allem die Versorgung der Menschen mit Nahrung, Brennstoff und dringend benötigen Gebrauchsgütern. Am 15. März 1946 wurde er zum ersten ordentlichen Gemeindedirektor.
Emil Dölken, SPD-Mitglied und seit 1961 Träger des Bundesverdienstkreuzes, wurde im März 1946 von der britischen Militärbehörde zum Bürgermeister ernannt. Er bekleidete das Amt bis zur ersten freien Wahl eines Bürgermeisters nach dem Krieg am 24. September 1946. Bei dieser Wahl wurde Carl Fuhr (CDU) zum Bürgermeister gewählt. Der Mitinhaber der noch heute existierenden Schlossfabrik Carl Fuhr war insgesamt 18 Jahre im Amt, was er auch der Dominanz der Orts-CDU im Gemeinde- bzw. Stadtrat zu verdanken hatte.
Erste Frau im Amt der Stadtobersten
Fuhrs Parteikollege und Nachfolger ab 1964 war Felix Wittmann, ebenfalls Träger des Bundesverdienstkreuzes seit 1971. Der langjährige Lehrer und Rektor der Ludgerusstraße wurde 1969 und 1974 wiedergewählt. Auf ihn folgte ein Abschnitt der Bürgermeister-Geschichte, der in zweierlei Hinsicht ein Novum darstellte: Helga Schniewind wurde 1979 die erste Bürgermeisterin und gleichzeitig das erste Stadtoberhaupt, das der FDP angehörte. Sie blieb für eine Wahlperiode im Amt.
Ernst Berninghaus von der CDU ist der dritte Träger des Bundesverdienstkreuzes in dieser Liste und wurde 1984 zum Bürgermeister gewählt. Das CDU-Mitglied war schon seit 1946 Parteimitglied und blieb ebenfalls für fünf Jahre im Amt.
Sein Nachfolger war Hermann Schwarze, der seit 1972 SPD-Mitglied und im Vorfeld seiner Wahl zum Bürgermeister schon mehrfach stellvertretender Bürgermeister war. Er war von 1989 bis 1994 im Amt.
Letzter ehrenamtliche Bürgermeister
Peter Ihle war dann der nächste CDU-Bürgermeister, seine Amtszeit bis 1994 sollte die letzte eines ehrenamtlichen Bürgermeisters in der Geschichte von Heiligenhaus sein. 1999 wurde das britische Dualsystem eines ehrenamtlichen Bürgermeisters und eines hauptamtlichen Stadtdirektors aufgegeben, Peter Ihle wurde somit zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister überhaupt.
2004 übernahm sein Amt der damals 27-jährige Jan Heinisch, der heutige CDU-Kreisvorsitzende. 2017 wurde er in den Landtag von NRW gewählt und verzichtete auf sein Landtagsmandat, um im neuen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung Staatssekretär zu werden. Seitdem ist Michael Beck Bürgermeister von Heiligenhaus, das CDU-Mitglied hat das Verwaltungshandwerk einer Kommune von der Pike auf gelernt.
Wir bedanken uns beim Stadtarchiv und Helmut Nolte für die gute Kooperation.