Heiligenhaus. . Die Theatergruppe Drama Hilinci führt am Freitag ihr neues Stück auf. Berühmte literarische Figuren verschiedener Autoren treffen aufeinander.

Immer am Dienstagabend kann sich der Club zur Zeit über illustre Gäste freuen: Kriemhild aus der Nibelungensage tauscht sich dann mit dem Käthchen von Heilbronn aus, Fausts Gretchen diskutiert mit Lady Macbeth. Was den berühmten Figuren der ebenso berühmten Autoren sonst nicht möglich ist, weil Raum und Zeit sie trennen, genau das passiert im neuen Stück der Theatergruppe Drama Hilinci.

„Blut und Tränen – oder: Wir hatten lauter Happy Ends“ heißt das Stück, das in der kommenden Woche uraufgeführt wird, etwas zu Lachen und extremes Drama bietet. Theaterpädagogin und Regisseurin Ute Kranz erklärt, wie die siebenköpfige Schauspielertruppe vor zwei Jahren zu diesem Stück kam: „Ich hab die Gruppe gefragt, worauf sie Lust hat, auf etwas Bestehendes oder etwas Neues. Dann haben wir gesagt: Machen wir doch beides!“

Altbekannte Stücke neu kombiniert

Und so kombinierten Darsteller und Regisseurin die altbekannten Zitate aus den Stücken von Kleist, Shakespeare, Goethe, Büchner und Hebbel mit Neuem. Denn die Protagonisten stoßen in einem seltsamen Nebel aufeinander, bis dahin im Glauben, sich in Inverness, Worms oder Padua zu befinden. Sie kommen nicht weg von der Bühne und erzählen sich ihre Geschichten – die Liebe und die Erwartungen anderer an die Protagonisten stehen oft im Mittelpunkt.

„Seid Ihr für mich oder gegen mich?“ fragt Kriemhild (Irid Johannsen) mit gezücktem Schwert die anderen, Lena (Freya Lewke spielt Büchners Figuren Leonce und Lena in einer Doppelrolle) will eigentlich nur weg und Gretchen (Birgit Schlenker) hadert mit sich und der Frage, ob sündiges Verhalten sie an diesen seltsamen Ort gebracht hat.

Für Klassik-Liebhaber und Skeptiker

Energisch oder zurückhaltend, sich einfühlend, martialisch die eigene Meinung vertretend, laut das Schicksal herausschreiend oder vor sich hinsinnend nehmen die sechs Frauen und ein Mann – Achim Elsner spielt den Malvolio – die Bühne ein. In bunten Gummistiefeln, mit Rosenkranz oder Schwert in der Hand, im Kleidchen oder mit dicker Fellweste – nur unterbrochen von den Anweisungen von Ute Kranz, die nebenbei auch noch das Bühnenbild optimiert – „wir brauchen Markierungen für die Stühle!“.

„Unser Stück ist etwas für Liebhaber von klassischen Stücken, weil sie viele Zitate wiedererkennen werden. Und genauso gut geeignet für Klassiker-Hasser, weil uns nichts heilig ist und wir die Figuren aufeinander knallen lassen“, macht Ute Kranz auf das Stück neugierig. „Unsere Hoffnung ist, dass sich Zitate und Neues ineinanderfügen und nicht mehr deutlich ist, was alt ist und was neu.“

Spannende Rollenverteilung

Die Rollenverteilung gestaltete sich übrigens spannend: Den ambitionierten Schauspielern lagen viele unterschiedlichste Charakterbeschreibungen von bekannten literarischen Figuren zur Auswahl vor, jedoch ohne dass Namen genannt wurden. Dann durfte jeder überlegen, welcher Charakter ihn reizen würde. Lysistrata und Königin Elisabeth mussten im Laufe der Probenzeit leider gesundheitsbedingt aussteigen, doch auch so ist viel los.

Schicksal oder freier Wille – bis der letzte Vorhang fällt, bleibt das für alle Theaterbesucher spannend.

>>> THEATERFANS KÖNNEN ZUSCHAUEN UND MITMACHEN

  • Zwei Mal haben Zuschauer die Chance, das neue Stück anzusehen: Am Freitag, 9. November, und am Dienstag, 13. November, geht es jeweils um 19.30 Uhr im Club, Hülsbecker Straße 16, los.
  • Die Eintrittskarten kosten fünf Euro und sind entweder über den Club, der unter 02056/6483 erreichbar ist, oder im Netz auf neanderticket.de erhältlich.
  • Nach der Premiere freut sich die Gruppe sehr über neue Mitspieler, geprobt wird immer dienstags von 19.30 Uhr bis 21 Uhr.