Heiligenhaus. . Die Realschule machte sich zu Fuß auf den Weg zu allen Glaubenseinrichtungen. Allen voran wurde der Engel des Friedens gerollt.

Toleranz leben, das ist an der städtischen Unesco Realschule das Motto. Immer wieder zeichnet sich die Schule um Leiterin Sonia Cohen durch Aktionen für ein besseres Miteinander aus – und so auch am Dienstagvormittag. Bei einem Friedensgang ging es von der Realschule zu allen Heiligenhauser Glaubenseinrichtungen, und alle Vertreter liefen mit. Grund dafür war die Auszeichnung der Schule für ihre besondere interkulturelle und interreligiöse Kompetenz.

Sonia Cohen freut sich, dass ihr Friedensgang bei allen Kirchen und Gemeinden angenommen wird. „Ich bin total zufrieden mit dem Tag. Denn der offene Dialog und die Diskussion ist wichtig.“ Miteinander in Toleranz leben, das sieht Cohen als wichtige Aufgabe der Jugend. „Der Tag war so, wie ich ihn mir erhofft habe, Menschen kamen ins Gespräch, Ansichten wurden formuliert, gehört und gesehen.“ Und das man gar nicht so verschieden ist, wurde betont.

Es wurde auch diskutiert

Und teilweise diskutiert, denn dass Pfarrerin Birgit Tepe einen Vorfall von vor einiger Zeit, bei dem Vorurteile geäußert wurden, gestern konkret ansprach, fanden andere Anwesende für die Art der Veranstaltung unpassend. Sonia Cohen betonte jedoch: „Wir wollen ja in die Diskussion kommen und jeder soll offen seine Meinung sagen können. Und dazu gehört auch, sagen zu können, das gefällt mir nicht.“

Vorher hatte der Friedensgang bereits an der Ditib und ihrer Ulu-Moschee an der Bahnhofsstraße gestoppt. Imam Mustafa Dönmez begrüßte die Schüler, Vertreter der Stadt, Vereine und Kirchen – und sang eine Sure aus dem Koran. Cohen: „Es wurde auf Deutsch übersetzt, hier ging es darum, dass Menschen sich vertragen müssen und es keine Feindschaft geben soll.“

Friedliches Miteinander

Wie wichtig das Verständnis der Kulturen untereinander ist, gerade mit Hinblick auf die angespannte Situation der Glauben untereinander, betonte Bürgermeister Michael Beck auf dem Rathausplatz. „Jeder muss mitwirken, dass wir alle toleranter leben.“ Hier versammelten sich alle um den seit 2015 in den Boden eingelassen Engel der Kulturen des Künstlerpaars Carmen Dietrich und Gregor Merten. Dieses Kunstwerk gilt als Symbol für Toleranz und Dialog – vereint er das Kreuz, den Davidstern und den Halbmond in sich. Die Künstler waren mit dem großen Rad wieder mit dabei, denn später am Tag zertifizierten sie die Realschule.

Das Engelsrad der Künstler wurde vorneweg gerollt.
Das Engelsrad der Künstler wurde vorneweg gerollt. © Katrin Schmidt

Bei der katholischen Kirche sprach Ellen Niehaus über die Bedeutung von Engeln, die marokkanische Gemeinde wurde besucht, die Lesung aus dem Tagebuch von Adele Jacobs an den Stolpersteinen an der Hauptstraße 252 sorgte für Gänsehaut, so Cohen. „Hier wurde klar, genau hier an dieser Stelle ist früher alles passiert, da wurden Steine geworfen und die Menschen sind in Angst geflohen.“ Bleibt die Hoffnung, wie Tepe es formuliert: „Wir müssen nicht nur friedlich miteinander laufen, sondern mit einer friedlichen Gesinnung durchs Leben gehen.“