Heiligenhaus. . In vielen Branchen können offene Lehrstellen kaum besetzt werden. Auch Heiligenhauser Betriebe sind davon betroffen. Gründe gibt es viele.
Viele Handwerksbetriebe in Heiligenhaus und der Region finden kaum geeigneten Nachwuchs. „Anfang der 2000er Jahre hatten wir noch einen Überhang an Bewerbern, inzwischen gibt es einen Run auf die Nachwuchskräfte“, berichtet Gabriele Leßel, Abteilungsleiterin Berufsbildung bei der Kreishandwerkerschaft.
Im Verhältnis zum Ruhrgebiet beispielsweise sei die Situation im Kreis zwar besser, sagt Leßel: „Wir haben hier gewachsene Strukturen von kleinen und mittelständischen Betrieben.“ Dennoch müsse man langfristig für Nachwuchs sorgen, um die Nachfolge in vielen Firmen sichern zu können. Während es in manchen Branchen aktuell genug Bewerber gibt (Friseure, Kfz-Mechatroniker), suchen manche Betriebe im Kreis Mettmann noch dringend Auszubildende.
Probleme im Lebensmittelbereich
Die meisten nicht besetzten Stellen gibt es im Bereich Sanitär-Heizung-Klima. Von 56 gemeldeten Stellen sind derzeit noch 25 offen, heißt es von der Arbeitsagentur. „Hier kommt es oft vor, dass Bewerber nicht auf die Stelle passen“, sagt Annika Gaida, Arbeitsmarktbeobachterin bei der Arbeitsagentur. Im Bereich Sanitär-Heizung-Klima gebe es durch die Technisierung inzwischen viel höhere Anforderungen an den Beruf. Viele potenzielle Kandidaten würden sich dann aber eher für ein Studium als für eine Ausbildung entscheiden.
Verzweifelt gesucht werde auch seit Jahren im Bereich Lebens- und Genussmittel (Bäcker, Fleischer, Konditoren), so Gaida. 18 Lehrstellen sind dort aktuell im Kreis noch offen. Bei Lebensmitteln hätten die jungen Leute aber häufig Berührungsängste. „Ich mache jede Fachrichtung, aber nicht Lebensmittel“, heiße es dann. Beim Bäckerhandwerk sei der Arbeitsbeginn früh morgens oft abschreckend. Weitere Azubis werden unter anderem noch im Hochbau (Betonbauer, Maurer) und im Malerhandwerk gesucht.
Viele Ausbildungsmöglichkeiten
Auch Heiligenhauser Betriebe sind vom Nachwuchsmangel betroffen. Das Autohaus Langens an der Höseler Straße beispielsweise hat inzwischen zwar neue Azubis gefunden. „Es wird aber immer schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden“, sagt Inhaber Michael Zoglauer. Das liege auch daran, dass schulische und betriebliche Ausbildung kaum zusammenpassten. Zudem sei das Abitur aufgeweicht worden: „Man müsste das Schulniveau wieder anheben“, findet Zoglauer.
So ganz nachvollziehbar sei das mangelnde Interesse der jungen Menschen an Handwerksberufen nicht. Denn es gebe in der Branche gute Berufs- und auch Aufstiegschancen, sagt Gabriele Leßel: „Wir haben gute Ausbildungsmöglichkeiten und arbeiten beim Thema Duale Studiengänge zum Beispiel auch eng mit dem Heiligenhauser Campus zusammen.“
Gute Auftragslage
Und auch ohne (Fach)Abitur könne man studieren, betont Rainer Weißmann, Starthelfer bei der Handwerkskammer Düsseldorf: „Auch der Meisterbrief nach einer Ausbildung berechtigt für ein Studium.“
Auch ohne Studium gelte angesichts der anhaltend positiven Auftragslage: „Mit einer guten Firma hat man Chancen ohne Ende“, sagt Leßel. Viele Gründe also, eine Ausbildung im Handwerk in Betracht zu ziehen.
>>> BEI DER STELLENBÖRSE EINEN AUSBILDUNGSPLATZ SUCHEN
- Wer sich für eine handwerkliche Ausbildung interessiert, findet bei der Handwerkskammer Düsseldorf eine Stellenbörse mit Ausbildungsplätzen in der Region: handwerk-lehrstelle.de
- Rainer Weißmann von der Handwerkskammer rät bei einer Bewerbung dazu, grundlegende Standards, wie ansprechende Optik und die Rechtschreibung einzuhalten. „Wichtig ist aber auch die individuelle Motivation zu erläutern. Also warum will ich als Bewerber den Beruf ergreifen?“, so Weißmann.
- Junge Leute sollten sich das neue Ausbildungsprogramm NRW anschauen, empfiehlt Gabriele Leßel von der Kreishandwerkerschaft, die in der Region Träger des Programms ist.
- Bei dieser Initiative sollen in benachteiligten Regionen zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden. Vor allem von Betrieben, die bislang nicht ausbilden. Alle Infos auf: mags.nrw/ausbildungsprogramm-nrw