Heiligenhaus. . Linda Vijayakugan aus Meaux lernt bei der Stadtverwaltung zwei Monate lang die Behördenarbeit kennen. Was sie bereits in Heljens erlebt hat.

Das freundliche Gesicht der Französin Linda Vijayakugan begrüßt jetzt die Besucher des Kulturbüros, sie verstärkt derzeit dessen Mitarbeiter. Die 19-Jährige aus der Pariser Region ist Praktikantin der Stadtverwaltung und wird zwei Monate lang die Behördenarbeit kennenlernen.

Ihren Einsatzort hat sie bewusst ausgewählt, sie hätte auch in einer hiesigen Firma unterkommen können. „Ich mag Kultur sehr und möchte lernen, wie man kulturelle Veranstaltungen organisiert.“ Vijayakugan ist sich sicher: Die Erfahrung, die sie nun sammelt, wird ihr künftig noch sehr nützlich sein. Dabei studiert sie in Meaux Wirtschaft und Handel, weshalb sie während des Praktikums auch in der Wirtschaftsförderung arbeiten wird.

Große Chance für die junge Frau

„Für mich ist dieses Praktikum auch eine große Chance, mein Land zu repräsentieren“, sagt sie. Die Städtepartnerschaft zwischen Meaux und Heljens mag sie sehr, nicht zuletzt, weil sie ohne das gute Verhältnis der beiden Städte nicht in Deutschland wäre. Schließlich habe sich der stellvertretende Bürgermeister ihrer Hochschulstadt, Laurent Guillaume, für sie eingesetzt, zusammen mit Staatssekretär Dr. Jan Heinisch, dem Linda Vijayakugan ihre Bewerbungsunterlagen bei seinem Frankreich-Besuch im November übergeben hatte.

Linda Vijayakugan arbeitet momentan im Kulturbüro mit.
Linda Vijayakugan arbeitet momentan im Kulturbüro mit. © Victor Gurov

Dass sie diese doppelte Hilfe erhalten hat, darüber ist die junge Frau froh, auch jetzt im Niederbergischen zu sein. Ohnehin reist sie gerne und sieht sich als überzeugte Weltbürgerin; so ist ihre Mutter aus Indien, ihr Vater aus Sri Lanka, und die Verwandten leben über den Globus verteilt. Trotzdem ist Heiligenhaus für Vijayakugan ein großes Abenteuer: „Es ist das erste Mal, dass ich solange von zuhause weg bin.“

Als die Familie jetzt zu Besuch kam, hatte Vijayakugan schon viel zu erzählen. Besonders beeindruckt haben sie die Vorbereitungen für das Stadtfest, in die sie eingebunden ist, „ein Festival habe ich noch nie organisiert“. Als die Stadt mit der Feuerwehr die Sicherheitsmaßnahmen überprüfte, durfte sie hoch in den Korb des Drehleiterwagens. „Das war fantastisch, ich habe dort oben die ganze Stadt gesehen.“

Verständigung ist meistens kein Problem

Heljens findet sie sehr schön, vor allem den Panoramaweg und die Natur. Jedoch auch das sonnige Wetter, aus Meaux sei sie eher „Regen, Regen und Regen“ gewohnt.

Zu schätzen weiß Linda Vijayakugan auch die Nähe zu Düsseldorf, wo sie schon zum Einkaufsbummel war. Am neugierigsten sei sie aber auf die Besucher des Stadtfests. Dort wird sie beim französischen Stand helfen und möchte viele Leute kennenlernen – und an ihrem Deutsch arbeiten.

Seit gut drei Wochen ist sie in der Stadt, und sie merke, dass sie sich jeden Tag besser unterhalten kann. Sie beherrscht natürlich Französisch, aber auch Englisch (und Tamilisch), so dass sie sich fast immer unterhalten kann.

„Wahnsinnig aufgeschlossen“

„Linda ist wahnsinnig aufgeschlossen und sehr wissbegierig“, lobt Kulturbüro-Chef Stephan Nau, der ihr die Gestaltung des neuen Kulturkalenders übertragen hat. „Dass meine Arbeit in der ganzen Stadt zu sehen wird, das macht mich schon stolz“, gesteht die 19-Jährige, die das Kulturangebot sehr vielfältig findet.

Durchweg großartig findet sie bisher ihr Praktikum, möchte aber noch gerne Essen und unbedingt Berlin besuchen. Der einzige Wermutstropfen bisher: „Leider ist es schwierig, jemanden in meinem Alter kennenzulernen.“ Dabei will aber Kollegin Veronika Kautz helfen. Linda Vijayakugan wird eine Französisch-Klasse der Gesamtschule besuchen und eine junge Heiligenhauserin treffen, die als Praktikantin in Meaux und Mansfield war und die Situation der Französin kennt. Kautz findet auch, dass das Apartment im Club, wo Linda Vijayakugan wohnt, auch hilft, junge Menschen zu treffen.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Zwar ist Linda Vijayakugans Praktikum noch lange nicht vorbei, aber sie rät allen jungen Leuten, über die Städtepartnerschaften ein Auslandspraktikum zu wagen: „Ich finde es nie langweilig und fühle mich nie alleine.“ Und die Berufserfahrung, die sie sammelt, werde ihr nach dem Studium helfen – sie würde am liebsten in einer Marketingabteilung arbeiten. Sie hat sich natürlich fest vorgenommen, nach dem Praktikum wieder zurückzukommen, „am liebsten zur Weihnachtszeit, wenn hier die wunderschönen Weihnachtsmärkte sind“.

>>> WER EIN PRAKTIKUM IM AUSLAND MACHEN WILL, SOLLTE ES ZUERST ÜBER DIE SCHULE VERSUCHEN

  • Heiligenhausern, die ein Praktikum in Frankreich oder England machen wollen, rät das Kulturbüro, es zunächst über die Schule zu probieren. Die Praktikumsstelle müsste natürlich im Idealfall zu den Interessen der Heiligenhauser passen.
  • Die Verwaltung könne zwar auch helfen, so Stephan Nau, doch es ändere sich derzeit viel in Bezug auf die Städtepartnerschaften und die Auslandspraktika, die seit vielen Jahren gut funktionieren, „müssen langfristig auf neue Beine gestellt werden“.
  • Erwähnenswert findet Stephan Nau, dass derzeit Heiligenhaus in einem Atemzug mit Singapur, London und Dubai genannt wird. Kommilitonen von Linda Vijayakugan sind ebenfalls in Auslandspraktika und berichten über ihre Erfahrungen auf einem Internet-Blog.