Der Sozialdienst SKFM im Kreis Mettmann beobachtet immer mehr Fälle. Bei Übergriffen rät er, diese bei der Polizei anzuzeigen.
Eigentlich sollten die eigenen vier Wände für jeden Bürger Schutz bieten. Doch nach wie vor ist häusliche Gewalt ein schlimmes Phänomen, wie Eva-Maria Döring vom Sozialdienst Katholischer Männer und Frauen (SKFM) für den Kreis Mettmann sagt. So berichtet die Leiterin des Bereiches Gewaltschutz: „Wir beobachten schon eine Zunahme an Fällen von häuslicher Gewalt.“
Ob dies tatsächlich auf mehr körperliche oder psychische Übergriffe zurückzuführen sei oder auf die Tatsache, dass nun mehr über solche Fälle geredet werde und diese verstärkt zur Anzeige gebracht würden, „lässt sich aber nicht genau sagen“, schildert Eva-Maria Döring. Genaue Zahlen zur häuslichen Gewalt kann derzeit auch die Kreispolizei nicht nennen. So seien solche Fälle aufgrund von „Eingabeproblemen“ noch nicht für das vergangene Jahr erfasst und ausgewertet, teilte die Polizei-Pressestelle auf Anfrage mit.
Betreuungsangebote für die Opfer
Sollte es zu Übergriffen innerhalb der Familie oder der häuslichen Gemeinschaft kommen, fordern die Polizei und der SKFM die Betroffenen auf, dies anzuzeigen. „Sonst ändert sich die Gewaltspirale nicht“, erklärt Heike Jung von der „Kriminalprävention Opferschutz“ der Kreispolizei. Frauen, die den größten Anteil der Opfer stellten, würden dann an die SKFM-Interventionsstelle zur Betreuung verwiesen. Männer hingegen wird von der Caritas geholfen. „Doch viele Opfer wissen oft nichts von diesen Betreuungsangeboten“, so Heike Jung.
SKFM möchte Schutz vor Gewalt anbieten
Der SKFM-Interventionsstelle geht es vor allem darum, den betroffenen Frauen und natürlich auch ihren Kindern Schutz vor der Gewalt zu bieten, sollte keine Einsicht vom Täter erfolgen. „Wir können ihnen beispielsweise einen Platz im Frauen- und Kinderschutzhaus vermitteln“, erklärt Eva-Maria Döring vom SKFM. Manche Frauen wollten lieber bei einer Freundin oder bei der Verwandtschaft unterkommen, „auch dabei unterstützen wir sie“. Zudem helfe der SKFM den Frauen, in die Selbstständigkeit zu kommen. „Wir zeigen ihnen zum Beispiel, wie sie ein eigenes Konto eröffnen können oder welche Anträge für eine Scheidung auszufüllen sind, denn die Opfer lassen im schlimmsten Fall alles zurück.“ Auch bei der Suche nach einer Arbeitsstelle, die die finanzielle Unabhängigkeit der Frau gewährleiste, könne die SKFM-Interventionsstelle beratend mitwirken.
Die Hilfe beim SKFM ist immer kostenfrei und auf Wunsch selbstverständlich anonym. „Unsere Beraterinnen sind auch mobil und können im gesamten Kreisgebiet zu den Betroffenen fahren“, führt Eva-Maria Döring weiter aus. Sie ruft auch Freundinnen, Bekannte oder Nachbarn dazu auf, Fälle von häuslicher Gewalt anzuzeigen – Anzeichen dafür sind etwa Hilfe- oder Schmerzensschreie, zersplitterndes Glas oder das Verrücken von Möbeln mit lautstarken Auseinandersetzungen. „Oft haben die Leute da aber noch eine Hemmschwelle und wissen gar nicht, ob sie tatsächlich die Polizei in solchen Fällen rufen dürfen“, so die Leiterin des Bereiches Gewaltschutz. Und: „Da muss es noch mehr Sensibilisierung zum Thema häuslicher Gewalt geben und die Gesellschaft noch aufmerksamer werden. Häusliche Gewalt geht auch durch alle gesellschaftlichen Schichten“, sagt Eva-Maria Döring.
>>> POLIZEI KANN SOFORT EINGREIFEN
Wenn die Polizei bei häuslicher Gewalt gerufen wird, kann sie sofort eingreifen und zunächst einen Wohnungsverweis für den Aggressor aussprechen. Dann darf dieser zehn Tage nicht nach Hause zurückkehren oder sich dem Opfer nähern.
Daneben führt die Polizei Ermittlungsarbeiten durch, befragt das Opfer und untersucht die Wohnung.
Es kann auch eine einstweilige Verfügung erwirkt und der Täter festgenommen werden.