heiligenhaus. . Der VHS und Jörg Potthaus gelang es, den Schriftsteller zur Lesung ins Museum zu holen. Auszüge aus „Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt“

Schriftsteller Bodo Kirchhoff hat im Museum Abtsküche den gespannten Zuhörern sein neuestes Buch vorgestellt. „Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt“ heißt das Werk, in dem ein Schriftsteller, der von einer Reederei als Edutainer auf einem Kreuzfahrtschiff verpflichtet werden soll, seine diesbezüglichen Bedenken erklärt.

Kirchhoff „einer der wichtigsten Gegenwartsautoren“

Die Moderation des literarischen Abends übernahm Jörg Potthaus, ehemaliger Lehrer am Immanuel-Kant-Gymnasium und Teilnehmer an Kirchhoffs Schreibseminaren, der den Träger des Deutschen Buchpreises auch gebeten hatte, in Heiligenhaus eine Lesung abzuhalten.

Bodo Kirchhoff sei „einer der wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren“, so Potthaus, der auch die Ehefrau des Schriftstellers, Ulrike Bauer-Kirchhoff, herzlich begrüßte. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus und insbesondere deren Leiter Rüdiger Henseling konnte die Lesung vor ausverkauftem Haus im Museum organisiert werden.

Statt zwei Zeilen nun 120 Seiten geschrieben

Gleich 16 neue Kreuzfahrtschiffe treten in diesem Jahr ihren Dienst an, informierte Kirchhoff seine Zuhörer, bevor er mit der Lesung begann. Inspiriert worden war er zu diesem Buch übrigens durch genau solch eine Anfrage, wie sie sein Protagonist erhält – „ich habe mit zwei Zeilen geantwortet und mir dann gedacht, das kann man auch auf 120 Seiten machen“.

Und die ersten Lacher ließen bei dem durchaus humorvollen Text nicht lange auf sich warten. „Am schwierigsten ist ein andächtiges Publikum“, sagte Bodo Kirchhoff – dieses Problem war im Museum zum Glück nicht gegeben. Und auch die relativ übersichtliche Zahl an Zuhörern störte ihn, der in letzter Zeit „so wenig wie möglich“ gelesen hatte, nicht: „Ein Schriftsteller muss keine Säle füllen. Es müssen nur einige wirklich interessierte Menschen da sein.“

Kurzfristig den Überblick über die Zeit verloren

Das schien der Fall zu sein, die Besucher genossen die sehr lebendige, mitreißende und kurzweilige Lesung des 69-Jährigen sichtlich. Der Schriftsteller las, erzählte ein bisschen, las weiter, blätterte und verlor kurzfristig den Überblick über die Zeit. Und auch die Tatsache, dass die Entstehung des Kreuzfahrt-Buches – „alle acht Jahre erlaube ich mir ein Buch zu schreiben, das mir Spaß macht“ – nur auf eine Unterbrechung der Schreibarbeit für das 2018 erscheinende Werk zurückzuführen ist, störte niemanden.

Nach der Lesung blieb noch Zeit fürs Signieren und wer wollte, konnte sich über die Schreibseminare informieren, die die Kirchhoffs anbieten.

Einblick in das Werk und Wesen des Literaten

„Mein Wunsch ist es, dass die Leute anders aus diesen Seminaren gehen, als sie gekommen sind. Ich möchte ihnen vermitteln, ihren Schmerz beziehungsweise ihr Glück anzuzapfen und als Motor fürs Schreiben zu nutzen“, erklärte Bodo Kirchhoff, der es außerdem „seinen Büchern nicht zumuten möchte, mit ihnen Geld zu verdienen“.

Der Abend gab einen, wenn auch nur kurzen, Einblick in Kirchhoffs Werk und Wesen. Und vielleicht wurde sogar jemand zum Schreiben inspiriert.

>>>EIN TEIL DES JAHRES AM GARDASEE

  • Bodo Kirchhoff verbringt einen Teil des Jahres am Gardasee, wo er auch Schreibkurse gibt. Den Rest der Zeit lebt er in Frankfurt am Main.
  • 2016 bekam er den Deutschen Buchpreis für „Widerfahrnis“ verliehen, 2008 die Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache.