Heiligenhaus. . Beim Sturm auf das Rathaus übergab Bürgermeister und Kapitän Michael Beck unter dem Motto „Fluch der Karibik“ den Stadtschlüssel an die Möhnen.

Heljens im Ausnahmezustand, prächtige Stimmung und eine „Schlüsselgewalt“ der besonderen Art: Das alles gab es gestern wieder, als die Möhnen um 11.11 Uhr das Rathaus stürmten. Gleich Hunderte Jecken – auch Männer durften ungestraft kommen – hatten sich zu Altweiber auf dem Rathausplatz eingefunden, um die Herausgabe des Stadtschlüssels an die Frauen zu verfolgen. Und erlebten unter anderem eine launige Rede vom – getreu dem Motto „Fluch der Karibik – als Piraten verkleideten Bürgermeister Michael Beck, quasi als „Beck, der Freibeuter-Schreck“.

Doch auch „Obermöhne“ Uschi Klützke heizte den Massen kräftig ein – verkleidet als Neandertalerin im Plüschkostüm mit Knochen und Perücke. Ein passendes Outfit: Als Karnevals-Urgestein hat Klützke schließlich schon seit 20 Jahren die Funktion der Obermöhne inne.

Und als solche wusste sie natürlich, wie sie das närrische Volk in Feier-Stimmung bringt. „Wo sind die Mädels aus Heiligenhaus?“, schmetterte sie ins Mikrofon, und auch aus den Kehlen der Herren der Schöpfung erklang ein lautstarkes „Hier!“ – was aber nichts damit zu tun hatte, dass der eine oder andere nicht mehr wusste, wer oder was er war – sondern die gute Laune allerseits widerspiegelte.

Der Bürgermeister ziert sich zuerst

So richtig zeigen wollte ich der Bürgermeister aber zu Beginn dem Narrenvolk noch nicht. „Michael, Michael, komm heraus!“rief Uschi Klützke ihm zu, kräftig unterstützt von den wilden Weibern (und Männern) auf dem Rathausplatz.

Der neue Kapitän im Rathaus ließ sich nicht allzu lange bitten und trat schließlich doch an Deck. Vom Rathausbalkon begrüßte er das Volk: „Kaum das Ruder hier oben an Bord übernommen, schon sind hunderte jecke Weiber hier vor das sonnige Rathaus gekommen.“

Doch den goldenen Schlüssel der Stadt, den wollte Beck nicht ohne Widerstand aushändigen: „Seid euch gewiss, dass dieses stolze Schiff, die ,Beck Pearl’, nicht einfach zu entern ist“, rief er augenzwinkernd in Anlehnung an das Schiff „Black Pearl“ aus den „Fluch der Karibik“-Filmen. Eine Möhne kommentierte trocken: „Macht nix, heute is’ schön. Wir können auch draußen feiern.“

Der Widerstand hält nicht lange

Gesagt, getan: Inbrünstig wurde die Karnevals-Hymne „Rut Sin De Rose“ angestimmt und geschunkelt, auch das Velberter Prinzenpaar Manuel I. und Sandra I. machte kräftig mit. Und bei so manchen – wie der berittenen Männergruppe „die Zünftigen“ aus Velbert, die mit kurzen Lederhosen gekommen waren – stellte sich da auch bei frostigen Temperaturen ein leicht glücksseliges Lächeln ein.

Allzu lange währte der Widerstand aber nicht. An einer Kordel befestigt landete der Schlüssel vom Balkon in den Hände der Möhnen. „Ich habe die Gewalt“, rief Uschi Klützke voller Vorfreude, dann ging es rein in den Ratssaal, wo bei Karnevalsmusik zünftig gefeiert wurde. Das Velberter Prinzenpaar entrichtete ebenfalls seine Grüße: „Feiert genau wie wir die fünfte Jahreszeit“, rief Prinzessin Sandra I. Das ließen sich die Heljenser nicht zwei Mal sagen.

Ein letztes Mal als Obermöhne

Uschi Klützke genoss das letzte Mal als Obermöhne sichtlich. „Ich werde das Ganze bei den Heljens-Jecken in gute Hände übergeben“, war sie sich sicher. Michael Beck hatte bei seinem ersten Rathaussaturm ebenfalls seinen Spaß.

Für ihn war es aber nicht die erste Schlüsselübergabe überhaupt. „2008 habe ich es schon einmal vertretungsweise als Kämmerer gemacht. Jetzt als Bürgermeister war das aber doch nochmal ein weiteres Highlight.“ Angst um „sein“ Rathaus hat Beck bei all dem feiernden Volk aber nicht. „Ich denke, dass ich am Aschermittwoch das Rathaus und die Stadt unversehrt zurückbekommen werde.“

>>> DAS RATHAUS WIRD SEIT 2001 GESTÜRMT

• Der erste Rathaussturm fand im Jahr 2001 statt, damals mussten die Möhnen aber im Foyer feiern. In den Ratssaal durften sie dann erstmals 2004.
• Geplant war dieser Schritt aber schon länger. Im Jahr 1998 kam zum ersten Mal die Idee auf, den Karneval in Heiligenhaus voranzutreiben und das Rathaus zu stürmen.

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