Wer gerne einen Dachdeckerhammer in Originalgröße, aber bitte aus Marzipan und Zartbitterschokolade haben möchte, ist in Velbert genau richtig.
Wer gerne einen Dachdeckerhammer in Originalgröße, aber bitte aus Marzipan und Zartbitterschokolade haben möchte, ist in Velbert genau richtig.
Genauer gesagt in der „Süßen Ecke“, wo Inhaber Kay Brechtken gerne auch Sonderwünsche wie eben den Hammer anfertigt. „Mit Schokolade kann man alles machen“, freut sich Brechtken, der seit fast 23 Jahren mit seiner Frau Gabi König die Konditorei und Confiserie führt, „da kann ich richtig kreativ sein.“
Auch ein überdimensionaler Hausmeisterschlüssel stand schon auf seiner Auftragsliste, doch wirklich berühmt ist eine andere Spezialität der seit 1907 existierenden „Süßen Ecke“, der „Velberter Schrott“ nämlich. Das sind Nägel, Zangen, Schlüssel, Schrauben und Schlösser, aber auch Zahnräder und Schraubzwingen, die in der Backstube unter dem Café hergestellt werden. Das Innere ist Marzipan, „das machen wir selber“, das Äußere Schokolade.
Donnerstags ist Schokoladentag
Auf 100 Quadratmetern ist immer donnerstags „Schokoladentag“ – dann wird ein Laufband aufgebaut und alle Werkzeuge mit einer Schokoschicht überzogen. „Mit Zartbitter. Das ist auch meine Lieblingssorte, weil man da die Schokolade schmeckt“, erzählt der gelernte Konditor Brechtken und erklärt auch gleich noch, dass die süße Leckerei bei einer Temperatur von höchstens 50 Grad im Kessel aufgelöst wird – mehr bekommt ihr nämlich nicht.
Am Ende kommt noch Kakaopulver drauf, das gibt den „rostigen“ Charakter. Vor dem Fenster werden oft Wetten abgeschlossen, ob das Werkzeug nun echt oder essbar ist.
Die Kakaobohnen, aus denen die Schokolade gemacht wird, kommen aus Ghana und von der Elfenbeinküste, „die suche ich mir selber aus“, so Brechtken. In Chipsform wird die fertige Schokolade dann direkt in die „Süße Ecke“ geliefert, wo auch Pralinen (mit einem Gewicht von acht bis zehn Gramm) hergestellt werden.
Und Kuchen. „Im Winter überwiegt der Confiserie-Anteil, viele Leute verschenken eben auch gerne den Schrott oder Pralinen in Tannenbaumform“, erzählt Gabi König. „Tonnenweise“, im wahrsten Sinne des Wortes, verlässt der Schrott im Winter den Laden. Erfunden hat die Leckerei übrigens der direkte Vorgänger von Brechtken und König, Willi Langensiepen. Der hatte die Idee aus dem Urlaub mitgebracht und die ersten zwölf Formen in ein Holzbrett geschnitzt.
Bevor man den Laden verlässt, in dem die Kunden Schokolade in fester und flüssiger Form verzehren, lernt man noch etwas über Schokolade: Dass sie nämlich ab einem Kakaoanteil von mehr als 60 Prozent keine Schokolade mehr ist, sondern Kuvertüre. Egal, ob auf dem Kuchen, dem Schrott oder als Tafel.