Heiligenhaus. . Das Angebot der Offenen Ganztagsschule nutzen derzeit zehn Prozent mehr Kinder als im vergangenen Schuljahr. Das kostet die Stadt viel Geld.
Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen: Das ist für berufstätige Eltern oft nicht leicht. Hilfe schafft die Offene Ganztagsschule (OGS), in der Grundschulkinder bis in den Nachmittag hinein betreut werden können. Wie wichtig dieses Angebot ist, zeigen die Zahlen: So waren im vergangenen Schuljahr 361 Schüler in der Stadt in 14 OGS-Gruppen untergebracht – im aktuellen Schuljahr sind es nun 395 Kinder in 15 Gruppen zuzüglich einer Überhanggruppe. Diese zehnprozentige Steigerung stellt die Stadt vor einige Herausforderungen – auch was das liebe Geld anbelangt.
Heiligenhaus zahlt über 200 000 Euro für die OGS drauf
Das Problem dabei: Die überregionale Politik fordert einen Ausbau der OGS-Plätze, doch die Städte müssten blechen, wie der Heiligenhauser Bürgermeister Michael Beck ausführt: „Das Angebot ist völlig unterfinanziert. Es kann nicht sein, dass die Kommunen die Zeche zahlen für Versprechen von anderer Seite.“
Und das bedeutet in Heller und Pfennig: Im Schuljahr 2016/17 hat Heiligenhaus OGS-Landeszuweisungen in Höhe von 408 000 Euro erhalten. Doch die Kosten für die Stadt lagen um 216 000 Euro höher, hinzu kamen nach Angaben des Schulamtes noch 12 000 Euro jährlich für „investive Kosten für notwendige Anschaffungen“.
Finanzierung stellt für die Kommunen einen Kraftakt dar
Dies stelle für eine Kommune wie Heiligenhaus „einen Kraftakt dar“, erläutert der Bürgermeister – nicht nur finanzieller Natur: „Auch bei den Räumen stoßen wir an unsere Grenzen“, sagt Michael Beck weiter. So gebe es zwar beispielsweise in Isenbügel in der Clarenbach-Schule noch „Raumbestand“, der mit vertretbarem Aufwand für einen OGS-Ausbau genutzt werden könnte. „Doch etwa in Hetterscheidt besteht diese Möglichkeit nicht.“
Für Beck hat die Erweiterung des OGS-Angebots auch Priorität, denn: „Wir verschließen uns nicht den gesellschaftlichen Realitäten“, meint er. So sei eine Berufstätigkeit von beiden Eltern oft eine Notwendigkeit. „Was machen Eltern, wenn ihr Kind in der Kita noch bis 16.30 Uhr betreut wurde, dann aber in die Grundschule kommt und um 11.30 oder 12 Uhr zuhause vor der Tür steht?“ Für solche Fälle müssten eben genügend OGS-Plätze zur Verfügung stünden.
Notfalls muss mit den Eltern verhandelt werden
In Heiligenhaus klappe es derzeit mit der OGS-Versorgung auch ganz gut, was aber mit Anstrengungen verbunden sei. „Bislang haben wir alles einvernehmlich hinbekommen“, schildert Beck. Dann müsse man halt mit Eltern verhandeln, die zum Beispiel beruflich nicht so eingespannt seien und ihre Kinder vor 16 Uhr betreuen könnten – also auch mit kürzeren OGS-Zeiten klarkämen.
>>EINRICHTUNG EINER GRUPPE KOSTET VIEL GELD
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Die Einrichtung einer neuen Gruppe für die Offene Ganztagesbetreuung in Grundschulen ist schon im Vorfeld für die Stadt mit hohen Kosten verbunden.
- So wurden zum Beispiel für die ab dem aktuellen Schuljahr in der Adolf-Clarenbach-Grundschule in Isenbügel eingerichtete dritte Gruppe alleine für Umbaumaßnahmen, Möblierung und Erstausstattung rund 35 000 Euro ausgegeben. Das teilte das Schulamt mit.