Heiligenhaus. . Millionärssteuer soll eingeführt werden, findet der Kandidat der Linken für Velbert, Heiligenhaus, Ratingen und Wülfrath. Was seine Ziele sind.

  • Bei der Bundestagswahl am 24. September tritt Rainer Köster im hiesigen Wahlkreis für die Linken an
  • Er kritisiert die weitere Schere zwischen Reich und Arm in Deutschland und auch im Kreis Mettmann
  • Als Pazifist fordert Köster statt der Auslandseinsätze der Bundeswehr mehr Entwicklungshilfe

Die Schere zwischen arm und reich, die werde immer größer. Auf der einen Seite die vielen armen Kinder, auf der anderen Seite die Milliardäre, die im Ausland ihr Geld vor den Steuern schützen: Das passt dem Kandidat zur Bundestagswahl der Linken , Rainer Köster, so gar nicht. WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt sprach mit ihm über seine Ziele und den Grund, Politik zu machen.

Herr Köster, Sie wollten vor dem Stolperstein auf dem Heiligenhauser Rathausplatz fotografiert werden für dieses Bild. Wieso?

Ich habe bereits vor über 40 Jahren Material zur Nazizeit in Heiligenhaus zusammengestellt. Wegen eines politischen Witzes ist ein kommunistischer Arbeiter hingerichtet worden, wie viele Andersdenkende und natürlich vor allem die Juden. Daran erkennt man, wie martialisch die Führung gegen ihre Mitbürger vorgegangen ist, die eine andere Meinung vertraten. Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig, sich daran zu erinnern.

Was meinen Sie konkret damit?

Die AfD spricht gezielt von einem Ende des Schuldkultes. Gerade junge Menschen sollen damit davon ferngehalten werden, den Rechtspopulismus zu erkennen. Und die AfD ist für mich Rechtspopulistisch, da sie sich nicht von Kandidaten trennt oder sie maßregelt, die sich nach einer Zeit mit Adolf Hitler sehnen, wie eine Kandidatin aus Franken es getan hat.

Wie stehen Sie zu Linksextremen?

Richtige Linke werfen keine Steine und plündern keine Geschäfte.

Für welche Politik stehen Sie?

Ich vertrete eine Politik, die auf die ungerechte Umverteilung deutlich machen soll. Es gibt eine kleine Gruppe, die viel hat, und eine große, die wenig hat. Die Schere zwischen arm und reich hat sich nicht geschlossen, sondern ist größer geworden. Nicht nur in Deutschland, sondern auch bis nach Heiligenhaus. Hier leben 700 Kinder, die von Armut betroffen sind, aber ebenso 400 Vermögensmillionäre. Hier fehlen die richtigen Reformen, und die haben wir und wir wissen auch, wie wir das finanzieren können.

Ihre Partei fordert kostenlose Kitaplätze, keine Studiengebühren, eine 30-Stunden-Woche – schwingt da nicht auch ein wenig Sozialromantik mit? Wie soll das denn finanziert werden?

Wir brauchen eine Vermögens- und vor allem eine Millionärssteuer. Das fordere ich auch klipp und klar, anders als CDU und SPD, das ist unser Alleinstellungsmerkmal, weil alle davor zurückschrecken. Das ist moralisch nicht verantwortlich, dass manche einzelne Personen Milliarden an Gewinnen abschöpfen. Wir fordern fünf Prozent von ihren Millionen und Milliarden, da können sie sogar noch den Rest behalten.

Von dem sie ja auch noch einiges versteuern müssen. Wo gibt es da noch den Anreiz, in Deutschland großes Geld verdienen zu wollen, was indirekt auch der Gesellschaft zugute kommt?

Bis zu einem Jahreseinkommen von 71 000 Euro wollen wir den Mittelstand ja sogar noch entlasten. Uns geht es um die wirklich Reichen. Da müssen wir unsere Steuergesetze stärker durchsetzen, da müssen wir ein Steuer-FBI einführen. Das ist alles Geld für die Allgemeinheit, das verloren geht. Wir hier in Deutschland haben einen Spitzensatz, der im Vergleich mit anderen Ländern noch immer wie ein Waisenknabe daher kommt.

Welche Probleme sehen Sie derzeit generell auf dem Arbeitsmarkt?

Wir haben viel zu viele Jugendliche ohne Ausbildung. Auch bei uns im Kreis heißt es immer, wir haben noch so viele offene Ausbildungsstellen. Aber es gibt auch viele Jugendliche, die keine Stelle bekommen. Weil sie nicht gut genug erscheinen, weil sie einen Stempel haben. Die sind dann erstmal am Berufskolleg untergebracht, aber für die gibt es keine Lösung derzeit. Das muss sich ändern.

Wie sieht es mit der hiesigen Wirtschaft aus?

Ich vermisse, auch im aktuellen Bürgermeisterwahlkampf in Heiligenhaus, ein Problembewusstsein der Kandidaten. Ein Betrieb wird Ende des Jahres schließen, über einem weiteren hängt das Damokles-Schwert der Insolvenz. Wie geht es für die Arbeiter weiter? Es muss zudem wieder mehr sozialer Wohnungsbau betrieben werden. Die Städte haben kaum noch Sozialwohnungen im Angebot, viele wurden abgewickelt. Von der Stadt Heiligenhaus würde ich mir wünschen, dass die angekündigte Wohnbaugesellschaft gerade in dem Bereich etwas unternimmt.

>>> RAINER KÖSTER KOMMT AUS VELBERT

  • Der Kandidat der Linken für den Bundestagswahlkreis Heiligenhaus, Ratingen, Velbert und Wülfrath ist 69 Jahre alt. Als Gesamtschullehrer unterrichtete er die Fächer Wirtschaft, Politik, Geschichte und Deutsch. Für die Linken sitzt er im Kreistag.
  • Er hat mehrere Büche r über die Nazidiktatur im Kreis Mettmann veröffentlicht und war an der Verlegung einiger Stolpersteine beteiligt. Er setzt sich für den Frieden und gegen Waffenexporte ein.