Köln/Heiligenhaus. Wie international und vielfältig die Gamescom ist, erlebt WAZ-Mitarbeiter Simon Klaus auf der Messe in Köln. Auch Heiligenhauser trifft er dort.

    Auch viele Heiligenhauser reisen zur Kölner Computerspielemesse Gamescon.Viele Stände haben große Leinwände aufgebaut, auf denen die Leistungen der Spieletester übertragen werden.Der Heiligenhauser Nils Hamm arbeitet auf der Gamescom als Konzeptkünstler für Computerspielefirmen.

Dass die Computerspielemesse Gamescom international und vielseitig ist, lerne ich schon auf dem kurzen Weg von Heiligenhaus nach Köln kennen. Zwei Männer aus Serbien, sie sind vielleicht 30 Jahre alt, sprechen mich in der S6 auf Englisch an. Ob sie denn im richtigen Zug sitzen? Und ob ich wüsste, wie genau sie zur Messe kommen? Na klar!

Aus dieser Frage entwickelt sich ein nettes Gespräch, und ich erfahre, dass die beiden in Serbien ein Computergeschäft führen und hier sind, um sich über die Neuigkeiten an Hard- und Software zu informieren. Außerdem hoffen sie auf hilfreiche Kontakte zu Herstellerfirmen.

Erster Eindruck ist überwältigend

© Simon Klaus

Nach anderthalb Stunden bin ich in der Messehalle angekommen und sofort überrascht, denn bereits am Presse- und Fachbesuchertag ist es schon rappelvoll. Deshalb stehe ich eine gute halbe Stunde in der Warteschlange, einen dicken Katalog in der Hand, in dem alle Ausrüster und Hallen aufgeführt sind. Mein erster Eindruck? Überwältigend! Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hingehen oder -schauen soll. Nach ein paar Minuten der Ratlosigkeit entscheide ich mich dazu, als erstes der Halle eines Branchenriesen für Sportspiele einen Besuch abzustatten. Er präsentiert unter anderem den neuen Teil des bekannten Fußballspiels Fifa.

Moderatoren sprechen Englisch

Die jüngste Version dieser Fußballsimulation kann man vor Ort ausprobieren, wie fast alle neuen Spiele. Allein bei Fifa 18 stehen dafür circa 50 Bildschirme bereit, die jeweils zwei Spielern die Möglichkeit bieten, einen ersten Eindruck zu gewinnen, einen guten Monat vor der Veröffentlichung.

Nicht nur die Mitarbeiter sind auf der Messe nett und zuvorkommend, auch die Besucher.
Nicht nur die Mitarbeiter sind auf der Messe nett und zuvorkommend, auch die Besucher. © Lars Heidrich

Natürlich präsentieren die zahlreichen Unternehmen auch viele, viele andere Spiele auf der Gamescom. Auf meinem Rundgang durch diverse Hallen bleibe ich immer wieder stehen, um mir entweder komplett neue Spiele oder Neuauflagen von Klassikern wie „Need for Speed“ oder „Call of Duty“ anzugucken.

Viele Stände haben große Leinwände aufgebaut, auf denen die Leistungen der Spieletester direkt übertragen werden. Bei „Project Cars 2“, einer realistischen Rennsportsimulation, fahren zum Beispiel immer vier Besucher gegeneinander. Das Rennen wird dabei direkt von Moderatoren kommentiert, natürlich auf Englisch wegen der zigtausend ausländischen Messebesucher. So fühle ich mich fast wie bei der echten Formel 1.

Auf einen Plausch mit Youtubern

Am meisten beeindruckt mich die Offenheit aller Mitarbeiter und Besucher, mit denen ich spreche. So unterhalte ich mich an einem Stand für Gaming-Monitore eine ganze halbe Stunde mit einem Händler, habe aber nicht das Gefühl, dass er mir um jeden Preis etwas verkaufen will. Doch auch an den Spielständen sind die Mitarbeiter sehr hilfsbereit, bieten mir direkt und auf Eigeninitiative an, als mein Gegner bei Fifa einzuspringen.

Gerne werde ich mich später daran erinnern, dass ich nicht nur Händler und Messebesucher kennenlerne, sondern auch viele Youtube-Stars, die ich regelmäßig im Internet verfolge. Ich mache Erinnerungsfotos mit ihnen und quatsche einige Minuten mit ihnen.

Man kann Heiligenhausern überall begegnen

Und auf der Gamescom hab ich mal wieder gemerkt, wie klein die Welt doch eigentlich ist und dass mir Heiligenhauser überall begegnen können. Direkt vor mir in der Schlange steht nämlich plötzlich ehemaliger Schulkamerad vom Immanuel-Kant-Gymnasium.

Meinen Tag auf der Gamescom werte ich als vollen Erfolg. Die vielen Eindrücke zu sammeln, war jedoch strengend. Aber es war sehr interessant, diese gigantische Messe, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte, hautnah zu erleben.

>>> Studenten präsentieren Rätselspiel

Der Heiligenhauser Nils Hamm arbeitet als Konzeptkünstler für Computerspielefirmen und war bei früheren Auflagen der Gamescom etwa durch seine Arbeiten an den Spielen „Wasteland 2“ und „Torment – Tides of Numenera“ auf der Fachmesse vertreten.

Diesmal wird Hamm, der durch Sammelkartenspiele bekannt ist, zwar nicht zur Gamescom fahren. Aber seine Studenten von der Mediadesign-Hochschule Düsseldorf sind als Spieleentwickler in Köln dabei und stellen ihr Semesterprojekt vor. „Sie haben etwas Tolles auf die Beine gestellt“, freut sich Hamm, der das Projekt als Dozent betreut. Er gibt sich jedoch bescheiden, sein eigener Beitrag zu dem Studentenspiel „From Afar“ sei nur gering. Bei dem Spiel kommt die Virtual-Reality-Brille zum Einsatz und die Benutzer betreten ein Observatorium. „Es ist ein Rätselspiel, bei dem man Sternbilder nachbauen muss“, sagt Hamm. Er habe eine Vorabversion intern an der Hochschule ausprobiert und mag das Spiel.

Ein Besuch der Games­com lohne sich für alle Spieleinteressierten, besonders wenn man sich über Neuheiten informieren möchte. Das geht aber erst wieder 2018, für dieses Jahr gibt es keine Karten mehr. olk

>>> 350000 BESUCHER WERDEN ERWARTET

Die Messe läuft noch bis Samstag. Allerdings sind alle Karten schon ausverkauft.

Insgesamt werden circa 350 000 Besucher erwartet, die sich auf einer Fläche von 201 000 Quadratmetern die Produkte von 910 Ausstellern anschauen.

Auf der Gamescom finden auch eSport-Turniere statt, bei denen Preisgelder bis zu 500 000 Euro zu gewinnen sind.