Heiligenhaus. . Renate und Riad Azouagh führen das Lokal an der Talburgstraße seit 20 Jahren. Für viele Vereine war das Köpi 3 Heimat, Gäste wie eine Familie.

  • Nach 20 Jahren werden Renate und Riad Azouagh am Samstag ihr Lokal für immer schließen
  • Das Köpi 3 an der Talburgstraße war für viele Vereine, wie die SSVg und die Vokale Holding, ein Zuhause
  • Früher hieß das Lokal Hümbs und war vor allem für Familien- und Firmenfeiern sehr bekannt

Immer wieder kämpfte das Köpi 3 mit diesem einen Gerücht: Angeblich werde das Lokal schließen. Doch nun ist es leider Realität, Renate und Riad Azouagh werden die beliebte Gastronomie an der Talburgstraße am Samstag zum letzten Mal öffnen. Nach 20 Jahren wird für das Ehepaar dann ein neues Kapitel beginnen.

Riad und Renate Azouagh sitzen in ihrem Lokal und schauen sich um. Hier haben sie in den letzten zwei Jahrzehnten den größten Teil ihres Alltags verbracht. „Es ist hier immer rappelvoll, viele Vereine kommen zu uns, wir haben ganz tolle Gäste, es ist wie eine große Familie“, berichtet Riad Azouagh. Doch nun mussten sie eine Entscheidung treffen. „Wir mussten die Reißleine ziehen. Das ist kein einfacher Schritt für uns.“

Schließung war schon lange eine Überlegung

Aus finanziellen sowie privaten Gründen haben die Azouaghs jetzt entschieden, nach ihrem Urlaub den Laden nicht erneut zu öffnen: „Wir hätten das auch noch weiterführen können, aber irgendwann muss man realistisch sein und sich fragen, wie lange man das noch so durchziehen will.“

Viele Gäste haben sich im Köpi 3 immer wohl gefühlt.
Viele Gäste haben sich im Köpi 3 immer wohl gefühlt. © Uwe Möller

Von heute auf morgen haben sie sich die Schließung aber nicht überlegt, „da machen wir uns schon lange Gedanken. Man versucht ja alles, denn hier steckt ja viel Herz drin. Privatleben hatten wir kaum noch, auch, obwohl wir vor einigen Jahren unseren Mittagstisch eingestellt haben“, so Azouagh. Doch die gestiegenen Kosten könne man einfach nicht eins zu eins auf die Kunden umwälzen, „sie sind auch nur bereit, einen gewissen Betrag zu bezahlen.“

Früher wurde mehr gefeiert in Familien und Firmen

Gekocht wurde immer frisch, „dieses ganze Convenience ist schrecklich“, findet Riad Azouagh. Doch viele Menschen würden das frisch gekochte leider nicht mehr zu schätzen wissen, „viele kochen heute ja auch selber nicht mehr sondern bevorzugen Fastfood.“ Was dem Betreiberpaar ebenfalls auffällt: „Früher hat man mehr gefeiert, ob mit der Familie oder der Firma. Alle müssen sparen, das merken wir ganz extrem.“ Früher sei vom Herbst bis ins Frühjahr hinein Hochzeit gewesen mit Weihnachtsfeiern und schließlich Neujahrsempfängen.

Das Freizeitverhalten an sich habe sich einfach verändert, stellt Renate Azouagh fest: „Früher sagte man, mir fällt die Decke auf den Kopf und ist ausgegangen. Heute hat mein sein Smartphone und bleibt zuhause, aber auch, weil das Leben an sich stressiger geworden ist. Da hab ich auch Verständnis für.“ Zwar kommen immer noch die Vereine und auch viele Stammgäste, „unsere Gänseessen sind immer der Wahnsinn gewesen, bis zu 130 Portionen waren es bei manchen Feiern, das war schon eine Herausforderung.“ Die Gänse waren so beliebt, dass die Saison immer früher startete, „mittlerweile schon im Oktober.“

Gäste und Vereine waren wie eine große Familie

Übernommen hatte das Paar das Traditionslokal Hümbs mit Ende 20. Nun steuert Riad Azouagh auf die 50 zu: „Wir sind mit den Gästen alt geworden, da ergeben sich Freundschaften und man erlebt viel zusammen.“ Beide betonen, mit Tränen in den Augen: „Wir sind den Gästen sehr dankbar für alles.“ Das ein oder andere Tränchen wird sicherlich nochmal am Samstag fließen, wenn sie ihr Lokal ein letztes Mal schließen.

© Uwe Möller

Und bestimmt nicht nur bei den Azouaghs, sondern auch bei den treuen Gästen und vielen Vereinen, darunter die Vokale Holding, die SSVg, der VdK, der PSV. „Danke, vielen Dank für viele schöne Jahre mit vielen geselligen Stunden. Ihr wart wie eine Familie für uns“, so die Azouaghs, die nun in und nach ihrem Urlaub erst einmal einen „klaren Kopf“ kriegen müssen – vor allem auch in der Frage, wie es für sie weitergeht.

Stadtmarketing bedauert die Schließung

Betroffen zeigt sich auch André Saar vom Stadtmarketing-Arbeitskreis Gastronomie, sei Azouagh eines der aktivsten Mitglieder gewesen und einer der Initiatoren des Weinfests. „Wir werden sein Team und ihn sehr vermissen“ bedauern die AK-Sprecher Manfred Passenheim und Werner Meuersmorp sein Ausscheiden, „mit ihm verlieren wir einen tollen Partner, der uns immer tatkräftig unterstützt hat, ob hinterm Essensstand wie beispielsweise bei Weinfest oder Schweine-Mittwoch oder auch im Hintergrund bei der umfangreichen Organisation im Vorfeld der Aktionen“. Mit dem Köpi 3 verliere Heiligenhaus leider ein traditionelles tolles Lokal, was sehr zu bedauern sei.