Heiligenhaus. . IKG-Lehrer Jörg Potthaus geht in den Ruhestand. Die neue Freizeit will er nutzen, um seinen ersten Roman zu beenden. Dafür übt er in Italien.

Irgendwie sind es auch die Parkplätze gewesen, die Jörg Potthaus nach Heiligenhaus brachten. Denn als der Deutsch- und Geschichtslehrer 1995 gefragt wurde, ob er sich eine Arbeit am Immanuel-Kant-Gymnasium vorstellen könne, fragte er spontan zurück, wie es denn um die Parkplatzsituation an der Schule bestellt sei. „An meiner vorherigen Schule in Oberhausen war die Lage diesbezüglich nämlich sehr angespannt“, erzählt der Kettwiger schmunzelnd.

Mit Beginn der Sommerferien gehen nun nicht nur die 22 Jahre am Heiligenhauser Gymnasium, sondern insgesamt 40 Jahre als Lehrer zu Ende – Jörg Potthaus geht in den vorzeitigen Ruhestand. Begonnen hat er seine Lehrerzeit mit einem Referendariat in Velbert.

„Ich denke, ich hab’s ganz gut gemacht“

„Ich denke, ich hab’s ganz gut gemacht“, blickt er nachdenklich auf seine aktive Zeit zurück. Die Wahl seiner Fächer hat er zwei charismatischen Lehrern aus seiner eigenen Schulzeit zu verdanken, die eben Deutsch und Geschichte unterrichteten und einem Vater, der mit ihm die Burgen am Rhein besichtigte. Der Lehrerberuf selbst habe sich eher so ergeben. „Ein paar Mal habe ich über Alternativen nachgedacht, ein Wechsel zum Rundfunk stand genauso im Raum wie eine Tätigkeit als Pressesprecher.“ Letztendlich aber habe ihm immer der eine entscheidende Ruck gefehlt, etwas ganz Neues zu beginnen.

„Ich habe immer gerne unterrichtet. Aber die ständige Bürokratisierung und das Abwürgen der pädagogischen Freiheit bringen nichts, auch nicht den Kindern“, findet Potthaus. Das Niveau des Unterrichts sei gesunken und gleichzeitig fehle den Schülern, besonders seit G8, viel Zeit. „Leider ist das kein Klischee. Als ich mitbekommen habe, wie sehr manche Schüler gestresst sind, habe ich sofort die Hausaufgaben gestrichen.“ Zu kulturpessimistischer Klage sieht Jörg Potthaus dennoch keinen Grund.

Dank von ehemaligen Schülern

Den Werdegang vieler Ehemaliger hat er mitverfolgt, bekommt manchmal sogar Dankesbriefe und Mails. „Die sind alle was geworden“, erzählt er lächelnd und freut sich, bei manchem das Interesse an seinen Fächern geweckt zu haben. „Mit Wehmut blicke ich jetzt schon auf die lange Zeit zurück, besonders wichtig waren mir die menschlichen Kontakte. Da haben sich einige Freundschaften ergeben. Angst, mit dem Ruhestand in ein Loch zu fallen, habe ich aber nicht“, sagt der Schalke- und Griechenland-Fan, der jetzt wieder mehr Gitarre spielen möchte.

Denn nun will sich Potthaus seiner wahren Leidenschaft widmen: dem Schreiben. „Wäre ich nicht Lehrer geworden, hätte ich mein Berufsziel wohl in dieser Richtung gesucht.“ 2015 hat er seinen ersten Schreibkurs bei Bodo Kirchhoff am Gardasee belegt, nachdem er im Jahr zuvor eine Lesung des Schriftstellers besucht hatte und auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden war.

2016 folgte ein weiterer und auch in diesem Jahr zieht es ihn wieder zum Schreiben in den Süden. Denn der Roman, an dem Potthaus – immer wieder von Lehrerpflichten unterbrochen – arbeitet, soll endlich vorankommen, „es ist mein großer Traum, jetzt viel zu schreiben. Vier, fünf Stunden am Tag, das wäre toll.“ Die Idee für ein zweites Buch hat er auch schon.