Heiligenhaus. . Bei den Sanierungsarbeiten fanden die Arbeiter weit mehr als nur den Schlamm. Kampfmittelräumdienst musste nach Heiligenhaus kommen.

  • Bei den Sanierungsarbeiten rund um den Abtskücher Stauteich wurden sechs Eimer voll Munition gefunden
  • Die Funde stammen fast alle aus dem Zweiten Weltkrieg, Munition wurde einfach im Teich entsorgt
  • 500 Lkw-Ladungen Schlamm wurden rausgeholt, die Munition wird nun speziell zerlegt

500 Lkw-Ladungen Schlamm, soviel konnten die Arbeiter in den letzten Wochen aus dem Abtskücher Stauteich holen. Fünfeinhalb Eimer insgesamt konnte das Unternehmen alleine an Munition bergen – ein Fall für den Kampfmittelräumdienst.

Ordnungsamtschefin Kerstin Plambeck staunt nicht schlecht. Zum letzten Mal während der Sanierungsarbeiten rund um den Abtskücher Stauteich ist sie nun vom durchführenden Unternehmen zur Baustelle gerufen worden. „Fünf volle Eimer an Munition haben wir während der Arbeiten bereits herausgeholt“, berichtet Arbeiter Hans Vanzanten. Heute, zum Abschluss, gibt es immerhin noch fast einen halben weiteren Eimer voll. „Wir müssen dann den Kampfmittelräumdienst zur Entsorgung rufen“, so Plambeck.

Die meisten Funde sind sehr alt

Hans Vanzanten, Mitarbeiter der niederländischen Fachfirma Kurstjens, entdeckte die alte Munition in diesem Sieb der Entschlammungsanlage.
Hans Vanzanten, Mitarbeiter der niederländischen Fachfirma Kurstjens, entdeckte die alte Munition in diesem Sieb der Entschlammungsanlage. © Ulrich Bangert

Wie kam es zu den Funden? Der Schlammbagger saugt alles ab, durch ein Sieb landet dann in einer Trommel alles, was kein Schlamm ist – darunter hier nun auch die letzten Beweise aus dem Zweiten Weltkrieg. „Es gibt auch etwas kleinere Munition, die auch noch nicht so alt aussieht, da hat wohl jemand seinen Altbestand heimlich entsorgen wollen“, schätzt Plambeck.

Doch der Rest sieht schon so aus, als ob er viele, viele Jahrzehnte in dem Stauteich schlummere. Es gibt diverse Berichte von Zeitzeugen, die davon erzählten, dass sowohl zum Ende des Zweiten Weltkriegs als auch noch später die Munition gleich mit ganzen Kippern in den Teich gekippt wurden, die Arbeiten scheinen das nun zu bestätigen.

Flakmunition wurde im Teich einfach entsorgt

Dass aus dieser Zeit die meiste der gefundenen Munition stammt, das kann der Experte des Kampfmittelräumdienstes, Feuerwerker Jost Leisten, auf den ersten Blick erkennen: „Das ist Flakmunition und Gewehrmunition.“ Das sei eher ungewöhnlich, häufiger entdeckt werden Granaten und alte Bomben, vor allem am Niederrhein. „Solche Funde kommen bei uns in Heiligenhaus generell eher selten vor“, erinnert sich Kerstin Plambeck an Bomben in der Gohrstraße oder am Golfplatz, die bei Bauarbeiten entdeckt worden waren. Dass im Stauteich noch Munition gelegen habe, das habe man zwar gewusst, die Menge sei aber überraschend.

Jost Leisten, Udo Lokotsch und Hans Vanzanten geben sich schon beinahe wie alte Freunde die Hand, zum sechsten und nun letzten Mal mussten sie zum Stauteich kommen, um die gefundene Munition abzuholen. „Wir haben nun noch die Reste gesammelt und bauen die Baustelle nun ab“, berichtet Vanzanten. Fünf Monate sei man dann hier gewesen.

Jost Leisten (links) und Udo Lokotsch vom Kampfmittelräumdienst.
Jost Leisten (links) und Udo Lokotsch vom Kampfmittelräumdienst. © Ulrich Bangert

Arbeiten sind nun offiziell abgeschlossen

Insgesamt wurden 20 000 Kubikmeter Schlamm mit dem Schlammbagger abgesaugt, teilt der Ruhrverband mit, die Arbeit sei nun abgeschlossen. Der Schlamm war vor Ort entwässert und als Baggergut entsorgt worden. Der Bergisch-Rheinische Wasserverband wird den Teich im nächsten Schritt zu einem Hochwasserrückhaltebecken umbauen. Der Parkplatz wird bis Mitte Juli freigegeben.