Heiligenhaus. . Seit 25 Jahren gibt es in Heiligenhaus die Aktion Tschernobyl. Organisatorin Gaby Slotta berichtet im WAZ-Interview über besondere Ereignisse

  • Vor 25 Jahren startete die Heiligenhauser katholische Kirchengemeinde St. Ludgerus die Aktion Tschernobyl
  • Gaby Slotta übernimmt seitdem die Organisation und kümmert sich um alles rund um die Reise
  • Die Kinder, die nach sozialem Hintergrund oder dem Tschernobyl-Ausweis ausgewählt werden, bleiben drei Wochen

Kindern aus ärmeren Verhältnissen etwas Gutes tun: Das ist das Ziel der Aktion Tschernobyl. Dieses Jahr kommen die Gäste aus der Ukraine bereits zum 25. Mal nach Heiligenhaus. Ein Grund zum Feiern und in Grund, mit einer Festschrift die letzten Jahre einmal Revue passieren zu lassen. WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt traf sich mit Organisatorin Gaby Slotta und hat mit ihr über die Begegnungen gesprochen.

Frau Slotta, wie ist die Aktion Tschernobyl zustande gekommen?

Das Projekt ins Leben gerufen hatte unser Pfarrer der Gemeinde St. Ludgerus Anton Lodziana. Damals wurde nach und nach bekannt, was für schlimme Ausmaße der Super-Gau hatte. Unser Pfarrer wollte helfen und so kam es dazu, dass 1992 zum ersten Mal ein ganzer Bus voller ukrainischer Kinder nach Heiligenhaus kam.

Wie kam es dazu, dass sie sich für die Aktion Tschernobyl engagiert haben?

Ich war gleich im ersten Jahr mit dabei, da aber noch als Gasteltern. Es war eine wirklich tolle Erfahrung und wir fanden, das Projekt sollte unbedingt weitergeführt werden. Für Pfarrer Lodziana war es jedoch zu viel Arbeit, es gibt unheimlich viel zu organisieren. Und irgendwie kam die Verantwortung dann unseren Händen.

Haben Sie in all den 25 Jahren nicht auch mal das Gefühl gehabt, das ist mir jetzt zuviel Arbeit?

Die Kinder üben immer eine traditionelle Vorführung ein.
Die Kinder üben immer eine traditionelle Vorführung ein.

Na klar, es kommt immer mal wieder zu Momenten, wo es richtig stressig ist und man sich fragt, wieso man das alles macht. Es ist ja alles ehrenamtlich. Aber dann, wenn die Kinder endlich da sind und man sieht, wie glücklich sie sind und was für tolle Sachen man zusammen erlebt, dann weiß man wieder, warum man es tut. Wenn die Kinder nach drei Wochen wieder weg ist, ist es plötzlich so ruhig und still und man vermisst sie bereits wieder. Dann freut man sich auf das nächste Jahr.

Ein fremdes Kind aufzunehmen, hat das immer funktioniert?

Das hat immer ganz wunderbar geklappt. Wir versuchen natürlich, immer passende Gastfamilien zu finden, dass Kinder ähnlichen Alters in der Familie sind. Denn man lebt ja drei Wochen zusammen. Mit Händen und Füßen klappt es dann aber immer irgendwie, aber es kommt natürlich, gerade ganz zu Beginn der Reise, auch schon mal zu Missverständnissen, weil die Kinder dann auch noch schüchtern sind.

Gibt es denn dieses Jahr ein besonderes Highlight?

Das Segelfliegen wird natürlich wieder eine besondere Veranstaltung für die Kinder sein. Der Flugverein macht auch seit dem ersten Jahr mit. Auch der Besuch beim Bürgermeister ist immer sehr beliebt bei den Kindern, genau wie das Heljensbad. Wir freuen uns, dass wir auch wieder eine Motorradtour mit den Demonic Heads haben. Aber viel wichtiger als die Programmpunkte ist das Zwischenmenschliche und die vielen Freundschaften, die dabei entstehen.

Sind Sie denn auch mal nach Kiew gefahren?

Noch im ersten Jahr haben wir eine Busreise dorthin unternommen. Das war schon ein Abenteuer, vor allem an der Grenze, da war mir auch etwas mulmig. Die Soldaten liefen durch unseren Bus mit dem Gewehr im Anschlag. Aber als wir dann mit einer enormen Zeitverzögerung ankamen und schon befürchteten, dass keiner mehr da sein wird, kamen alle aus ihren Häusern, mit Blumensträußen und haben uns herzlich empfangen.

Gab es auch in Kiew keine Probleme bei der Verständigung?

Die ukrainischen Eltern konnten kaum englisch, wir aber auch nicht. Wir haben immer Wörterbücher benutzt. In der Ukraine gehört Wodka einfach dazu und mit Wodka spricht man dann auch besser (lacht). Aber wir hatten dort auch immer eine sehr schöne Zeit, Kiew hat auch viel zu bieten, aber die meisten Einwohner können sich wenig leisten. Was schön in der Ukraine ist: Kultur wird dort vom Staat stark gefördert, so konnten wir für wenig Geld auch mal die Gruppe einladen. Es sind einfach Freundschaften entstanden, die bis heute anhalten, und das wird auch hoffentlich in den nächsten Jahren noch weitergehen.