Heiligenhaus. . In zwei Teams spielen bei der SSVg Flüchtlinge und Deutsche zusammen Fußball. Die zweite Mannschaft feierte den Klassenerhalt in der Kreisliga B.

  • Bei der SSVg gibt es zwei gemischte Teams, in denen Deutsche und Flüchtlinge gemeinsam kicken
  • Diese Mannschaften liefern ein positives Beispiel dafür ab, wie Integration funktionieren kann
  • Die Sprachbarrieren stellen Spieler und Trainer aber auch vor besondere Herausforderungen

Flüchtlinge haben in der heutigen Zeit häufig mit Vorurteilen, Ablehnung und Misstrauen zu kämpfen. Doch es geht auch anders: Ein positives Beispiel für Integration liefern Trainer Ulrich Frings und die SSVg Heiligenhaus 09/12, die zahlreiche Flüchtlinge aus verschiedensten Herkunftsländern in die bestehenden Mannschaften integriert haben.

Alles begann 2016, als das Sozialamt über Umwege an den langjährigen Jugend-Fußballtrainer Ulrich Frings gelangte und diesen als Betreuer für eine Flüchtlingsmannschaft gewinnen konnte, die am jährlichen Nonnenbruch-Bolzplatzturnier teilnahm. Auch in den Wochen nach dem Turnier traf sich das Team einmal in der Woche zum Fußballspielen.

Flüchtlingsanteil von circa 70 Prozent

„Doch der Bolzplatz im Nonnenbruch war keine Dauerlösung, da der Platz bei Regen nahezu unbespielbar ist“, erinnert sich Ulrich Frings. So habe man Kontakt zum Heiligenhauser Fußballverein SSVg gesucht, wo Frings mit circa 20 Flüchtlingen eine Trainingszeit zur Verfügung gestellt bekam. Zur Saison 2016/17 wurde erstmals eine reine Flüchtlingsmannschaft im Ligabetrieb der Kreisliga C angemeldet, um nicht mehr nur trainieren, sondern sich auch unter Wettkampfbedingungen mit anderen Mannschaften messen zu können.

Immer am Ball: Die Mitglieder der gemischten Mannschaften der SSVg verstehen sich über alle Sprachbarrieren hinweg.
Immer am Ball: Die Mitglieder der gemischten Mannschaften der SSVg verstehen sich über alle Sprachbarrieren hinweg. © Ulrich Bangert

Schnell wurde aber klar, dass einige Spieler so gut sind, dass sie eher in die zweite Mannschaft der SSVg gehören, die in der Kreisliga B aktiv ist. So kam es im Laufe der Saison zur Vermischung der Mannschaften, die zu dem momentanen Stand führt: „Es gibt zwei gemischte Mannschaften, also keine reine Flüchtlingsmannschaft mehr“, sagt Ulrich Frings, der mittlerweile Trainer der zweiten, in der Kreisliga B spielenden Mannschaft, ist. Das Team hat einen Flüchtlingsanteil von circa 70 Prozent. Vertreten sind neun Nationen aus Europa, Afrika und dem Nahen Osten.

Mannschaft ist ein wenig in der Entwicklung gehemmt

Diese Diversität der Nationen und Kulturen, so Frings, sei eine tolle Sache, da jeder Spieler Mentalitäten und kulturelle Dinge kennenlerne, die ihm bisher unbekannt waren. Mit dieser Nationalitäten-Vielfalt seien aber auch Herausforderungen verbunden, wie Ulrich Frings feststellt. Es gebe drei Faktoren, die dazu führen, dass man sich nicht so schnell entwickeln könne, wie es möglich wäre.

„Der erste Punkt ist die Notwendigkeit, nach dem Rückzug des Großteils der ‘alten’ Kreisliga B Mannschaft in der Winterpause schnell eine neue konkurrenzfähige 2. Mannschaft aufstellen zu müssen. Die vielen Wechsel zwischen zweiter und dritter Mannschaft, Neuzugänge et. machen es sehr schwer, feste Abläufe festigen zu können.“

Positive Rückmeldungen anderer Leute

Darüber hinaus sei die Kommunikation mit dem und im Team nicht leicht, da nicht alle Spieler die deutsche Sprache beherrschen. So verständige man sich auf Deutsch, Englisch und Arabisch. „Manchmal müssen aber Hände und Füße beim Erklären von Taktiken oder Übungen helfen“, so Frings.

Ulrich Frings leitet die zweite gemischte Mannschaft bei der SSVg.
Ulrich Frings leitet die zweite gemischte Mannschaft bei der SSVg. © Ulrich Bangert

Die dritte Herausforderung ist die geringe Erfahrung einiger Spieler auf dem Großfeld, wie es Fußballer in Deutschland seit ihrer Jugend gewohnt sind. Hier sucht der Verein erfahrene Spieler, die mehr taktische Disziplin mitbringen. Auch die Finanzierung ist nicht immer gegeben, da nur sehr wenig aus der eigene Tasche geleistet werden kann.

Doch dies sind Probleme oder Aufgaben, derer man sich gerne annimmt, um Flüchtlingen ihr Hobby zu ermöglichen. Ulrich Frings: „Am Anfang der Saison hatten wir manchmal mit Misstrauen und kritischen Blicken zu kämpfen.“ Doch nach dem ersten Kontakt seien sehr viele Leute gekommen und meinten, es sei eine echt disziplinierte, freundliche Mannschaft. „Das zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind, den Menschen über den Sport zu zeigen, wie unbegründet manche Vorurteile sind.“

Das Projekt soll fortgeführt werden

In den nächsten Jahren soll das Projekt fortgeführt werden, auch wenn es aufgrund der Asyl-Problematik immer wieder Abgänge geben wird. Ulrich Frings sieht die Mannschaft gar nicht als reine Integrationsmaßnahme: „Die Jungs spielen einfach Fußball, wie es junge deutsche Männer auch tun.“

>>> MANNSCHAFT TRAINIERT ZWEI MAL PRO WOCHE

  • Die 2. Mannschaft trifft sich zum Training immer dienstags und freitags auf dem Sportplatz an der Talburgstraße.
  • Gespielt wird jeweils in der Zeit von 19.30 Uhr bis 21 Uhr.
  • Am Wochenende hat die Mannschaft übrigens den Klassenerhalt in der Kreisliga B perfekt gemacht. Mit 3:2 wurde die Mannschaft von Stella Azzurra Velbert besiegt.