Heiligenhaus. . Der Literaturkurs des Kant-Gymnasiums wird im Juni ein Stück über Marat und de Sade auf die Bühne bringen. Warum man gespannt sein darf.
- Der Literaturkurs spielt auf Wunsch von Lehrer Jörg Potthaus das preisgekrönte Stück „Marat/Sade“
- Bei den Gymnasiasten ist das Fach so beliebt, dass es im Vorfeld ein Casting um die Plätze geben muss
- Viele der sexuell angehauchten Szenen fielen dem Rotstift der Organisatoren zum Opfer
Jean Paul Marat liegt in der Badewanne. Ein typisches Bild, denn dort verbrachte der an einer Hautkrankheit leidende Mann, viel Zeit. Auch auf der Bühne der Kant-Aula hat er es sich dort gemütlich gemacht. Selbst seinen Tod fand er umgeben von Emaille. Und darauf läuft schließlich auch alles im Theaterstück „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn Sade“ hinaus. Einen Blick in dieses Irrenhaus gewähren die Nachwuchsschauspieler der Literaturkurses dem Publikum am 14. und 15. Juni. Noch stecken die Gymnasiasten allerdings in der Probenphase.
„Die Einsätze müssen noch etwas flüssiger werden. Ihr seid wie mit einer Feder aufgezogen und wartet nur darauf, loszusprinten“, erklärt Deutsch-Lehrer Jörg Potthaus, der den Kurs zusammen mit seinem Kollegen Markus Pfeifer leitet. Die so genannten ‘Sänger’ stehen nämlich immer unter Strom, hibbeln von einem Fuß auf den anderen oder fahren sich mit den Händen durchs Haar. „Das Stück lebt von dieser Aktivität und den vielen Gesten“, verrät Schülerin Joelle (17).
Stück hat historischen Hintergrund
Das die Schauspieler im Stück von Peter Weiss so sind, wie sie sind, verdanken sie ihrem historischen Hintergrund. „Der Marquis de Sade wurde aussortiert, weil er nicht in die Gesellschaft passte. Er kam in eine Irrenanstalt und inszenierte dort als Regisseur mit den anderen Insassen Theaterstücke“, erklärt Potthaus. Diese Geschichte greift das Werk von Peter Weiss auf. Es ist also ein Stück im Stück. „Die Geschichte spielt 1808 im Irrenhaus und das dort aufgeführte Theater dreht sich um die französische Revolution 1783“, versucht Potthaus Licht ins Dunkel zu bringen.
Der Literaturkurs des Gymnasiums ist immer wieder beliebt bei den Schülern. So beliebt, dass Castings stattfinden müssen, um die Plätze zu vergeben. Auch Sarah hat es versucht. „Ich habe Kunst und Musik schon so viele Jahre gehabt. Jetzt wollte ich mal etwas anderes machen. Der Kurs ist sehr abwechslungsreich“, findet die 17-jährige, „es war allerdings für mich eine Überwindung.“
In dem Stück kann es verrucht zugehen
Denn bei „Marat/Sade“ kann es durchaus verrucht zugehen. Immerhin war de Sade bekannt für seine sexuell außergewöhnlichen Vorlieben in der damals sehr freizügigen Zeit. Bei diesem Szenen setzten Potthaus und sein Kollege jedoch den Rotstift an, um es jugendtauglich zu halten. „Es gibt eine Peitschenszene. Den Rest haben wir natürlich abgeschwächt.“
Lehrer organisiert zum letzten Mal
Für Jörg Potthaus ist es das letzte Theaterstück seiner Lehrerlaufbahn. Er wird bald in den Ruhestand gehen. „Da hängt viel persönliches dran. Ich habe dieses Stück vor 40 Jahren bei meinem Staatsexamen behandelt. Nun schließt sich der Kreis“, erzählt er. Bis für Potthaus der letzte Bühnen-Vorhang fällt, wird er aber erstmal noch mit seinem Schülern der Premiere entgegen fiebern.