Das Areal an der Friedhofsallee beheimatet nach der Sanierung viele Tiere und Pflanzen. Auch seltene Schmetterlinge fühlen sich hier wohl.

70 Prozent der Schmetterlingsarten in NRW sind gefährdet. Das geht aus einer aktuellen Umweltstudie der Grünen hervor. Glücklicherweise gibt es in Heiligenhaus ein Naturparadies, das auch vielen Schmetterlingen ein Zuhause bietet: Die Ehemalige Deponie in der Leibeck. „Seit der abgeschlossenen Sanierung 2008 hat sich auf dem fünf Hektar großen Gebiet eine besondere Flora und Fauna entwickelt“, berichtet der Heiligenhauser Schmetterlingsexperte Dietmar Borbe – kaum vergleichbar mit „Allerweltspflanzen“.

Borbe führte von Anfang an Untersuchungen durch. Bereits 2010 wurde an alle Ratsmitglieder eine Broschüre mit den Schmetterlingsvorkommen überreicht. „Inzwischen suchen knapp 50 Tag- und Nachtfalterarten die Deponie auf. Es darf sogar mit weiteren Überraschungen gerechnet werden, zumal die Nachtfalter noch nicht systematisch untersucht wurden“, hofft Borbe. Allein fünf Arten stünden schon jetzt auf der Roten Liste des Bergischen Landes, was die Einzigartigkeit und Schutzwürdigkeit dieses Gebiets unterstreiche. Bemerkenswert sei, dass die auf der Deponie gefundene Goldene Acht (Foto) zum Schmetterling des Jahres 2017 gekürt worden ist.

Raupen brauchen Luzerne und Klee

Doch den Schmetterlingen droht Gefahr durch den Menschen: „Intensive Düngungsmaßnahmen mit Hilfe von Gülle und Kunstdünger sowie importiertes Soja als Viehfutter verdrängen den Anbau von Luzerne und Klee.“ Da die Raupen aber darauf angewiesen seien und diese als Gründünger kaum noch angebaut würden, fehle ihnen der Lebensraum zur Entwicklung, sagt Borbe: „Diese Pflanzen, besonders Klee, wachsen aber erfreulicherweise auf der Deponie mit ihrem blütenreichen Angebot.“

Allgemein ist nicht nur das Nektarangebot der zahlreichen Blüten von Bedeutung, sondern die Pflanzen selbst, die zur Ablage von Eiern genutzt werden und damit für die Nachkommenschaft sorgen. Unterstützt wird dies durch ein sehr bewusst gestaltetes Mähverhalten in Abschnitten im Auftrag der Stadt.

Gebiet zum Brüten

So wird der Bestand und die Weiterentwicklung der Populationen ermöglicht und gefestigt. Die vor kurzem vom Heiligenhauser Verein für wissenschaftliche Naturschutzpatenschaften durchgeführte, sehr erfolgreiche Ausstellung in der Heiligenhauser Sparkasse vermittelte davon einen bleibenden Eindruck.

Die ehemalige Deponie Heiligenhaus erblüht. 
Die ehemalige Deponie Heiligenhaus erblüht.  © Borbe

Doch auch weitere Tiere gedeihen auf dem Gelände. Mehrere Steinhaufen bieten Reptilien Rückzugsmöglichkeiten. Regelmäßig rütteln Turmfalken über dem Gebiet, um nach Nahrung zu suchen. Borbe: „Vogelarten wie Dorngrasmücken und Sumpfrohrsänger fanden hier auch schon ihre Brutreviere.“

Wertvolles Biotop

Sobald dann im Spätsommer an den Blüten viele Samen zur Reife gelangen, lassen sich Scharen von Stieglitzen, Hänflingen und anderen Finkenarten nieder, um sich hier gütlich zu tun. In unmittelbarer Nähe der Deponie stehen ca. 15 Bienenkörbe, deren Bienen von der eindrucksvollen Blütenpracht der Magerwiese auf der ehemaligen Deponie im großen Maße profitieren.

Kaum ein Land ist so dicht besiedelt wie NRW. Umso mehr dürfe Heiligenhaus stolz darauf sein, dass sich ein so wertvolles Biotop kostenlos entwickelt habe, sagt Borbe. „Sie hat sich damit ein Denkmal geschaffen, das unbedingt zum Nutzen aller Bevölkerungsschichten erhalten, geschützt und gepflegt werden muss.“