Heiligenhaus. . Viele Wahlhelfer haben am Sonntag in den Wahllokalen geholfen. Was es alles rund um eine Wahl zu berücksichtigen gibt und womit keiner rechnet.
- Im Wahlbezirk 2112 dürfen insgesamt 740 Wähler ihre Stimme abgeben – 140 von ihnen nutzten die Briefwahl
- Bei der Wahl in der Heide ist Vorsicht geboten, denn gleich zwei Wahlbüros befinden sich in einem Gebäude
- Die Wahlbeteiligung im Bürgerzentrum Heide lag bei über 60 Prozent
In einem Schwall landen die gräulichen Stimmzettel der Landtagswahl auf den zusammengerückten Tischen. Einen nach dem anderen angeln sich die Wahlhelfer im Bürgerzentrum Heide aus dem Stapel hinaus. Zettel für Zettel entfaltet auch WAZ-Mitarbeiter Kirsten Gnoth. Hinter ihr liegt bereits eine fünfstündige Schicht im Stimmbezirk 2112, doch von Feierabend kann noch nicht die Rede sein. Gemeinsam mit den sechs Kollegen wird fleißig gezählt, eingetütet und versiegelt.
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Ratternd wird der mintgrüne Rollkoffer über den Asphalt gezogen. Raimund Quaß möchte nicht verreisen, er hilft bei der Landtagswahl und bringt alle nötigen Unterlagen ins Wahlbüro. Nicht nur im Koffer verstecken sich allerlei nützliche Dinge, auch die Wahlurne ist eine halbe Stunde vor Öffnung des Wahllokals nicht leer. Das Erste, was Wahlvorsteher Micheal Krahl mit einem Lächeln aus der Urne zieht, ist Nervennahrung für die freiwilligen Helfer.
Zwei Wahllokale nebeneinander
Genascht wird aber erst, nachdem sich der Heinrich-von-Brentano-Weg in einen Schilderwald verwandelt hat. „Wir haben hier nämlich eine Besonderheit“, so Krahl, „im gleichen Gebäude befindet sich ein zweites Wahllokal. Wir müssen aufpassen, dass die Wähler richtig sind.“ Dem ersten Wähleransturm dürfen sich allerdings andere stellen, denn für mich geht es zum Frühstücken nach Hause. Gearbeitet wird nämlich in zwei Schichten, bevor sich alle Sieben am Ende des Tages zur Zählung wieder treffen.
Ein bisschen gespannt bin ich kurz vor Schichtbeginn um Viertel vor eins schon. Immerhin sitze ich zum ersten mal neben der Urne und stehe nicht nur als Wähler davor. Ein paar Stimmzettel braucht es, dann sind wir Wahlhelfer ein eingespieltes Team. Sabrina Grone nimmt Wahlbescheinigungen entgegen und gibt die dort vermerkten Nummern durch. Ehemann Phillip sucht dann aus den 740 Stimmberechtigten des Bezirks 2112 die passende Person heraus und hakt sie ab.
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Meine Aufgabe ist es anschließend, die Nummer noch einmal in einer gesonderten Liste zu notieren, um einen Überblick der bereits abgegebenen Stimmen zu bekommen. Klingt nach viel Kontrolle und das ist es auch – aus gutem Grund. „Alle Unterlagen werden aufbewahrt. So ist jederzeit alles noch einmal nachprüfbar. Auch für uns, falls wir nachher Differenzen haben“, erklärt der stellvertretende Wahlvorsteher Olaf Kanapinn. Bei ihm landen die Wähler, nachdem sie ihr Kreuzchen gesetzt haben. Er sammelt die Wahlbescheinigungen wieder ein und öffnet den Urnenschlitz.
Zwei Stunden Stimmen zählen
Während Kanapinn als städtischer Mitarbeiter bereits einige Wahlen hinter sich gebracht hat, ist es für Mitstreiter Phillip Grone auch das erste Mal. Lange gezögert hat er nicht, als die Anfrage kam. „Gerade in so einem kleinen Städtchen wie Heiligenhaus ist es wichtig sich einzubringen. Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, als Wahlhelfer dabei zu sein“, erklärt Phillip Grone, „allerdings hat man auch eine Verantwortung.“
Heinisch holt den Wahlkreis deutlich
Wie groß diese ist, zeigt sich spätestens, als Micheal Krahl um zehn nach sechs die Wahlurne öffnet. Beim Entfalten des ersten Stimmzettels kribbelt es genauso im Bauch, wie beim neugierigen Entrollen von Glückslosen. Immerhin bin ich eine der ersten, die an diesem Abend einen Blick in die Köpfe der Heiligenhauser werfen kann.
Wahltag geht zuende
Sortiert werden zuerst alle Stimmzettel bei denen Erst- und Zweitstimme identisch sind. Alles was übrig bleibt, wird im nächsten Durchgang parteilich nach der Zweitstimme sortiert und gezählt. Anschließend landet das alles wieder auf einen Haufen und nun steht die Erststimme im Fokus. Bei einer Wahlbeteiligung von über 60 Prozent im Bezirk dauert dieses Stapel-Spiel auch ohne Zwischenfälle fast zwei Stunden. Als Michael Krahl den letzten Stimmumschlag versiegelt, laufen die Hochrechnungen im Rathaus noch, aber für Team des Bezirks 2112 geht ein langer Wahltag zu Ende.