Heiligenhaus. Christian Otto kandidiert bei der Landtagswahl im Wahlkreis Mettmann III. Die Partei setzt auf Kernthemen wie Bildung, Umwelt und Verkehr.

  • In Heiligenhaus und Ratingen tritt Christian Otto bei der Landtagswahl am 14. Mai für die Grünen an
  • Die Partei fordert einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle und Fahrverbote für Dieselfahrzeuge
  • In der Bildungspolitik liegt der Fokus auf kostenlosen Kita-Plätzen und Wahlfreiheit bei G8 und G9

Als erstes Bundesland hat sich NRW verbindliche Klimaziele gesetzt und mit dem umfangreichsten Wahlprogramm aller großen Parteien (261 Seiten) hätten die Grünen mit NRW noch viel vor: Christian Otto (58) tritt für die Umweltpartei bei der Landtagswahl am 14. Mai als Direktkandidat für den Wahlkreis Heiligenhaus/Ratingen an.

Otto ist ein Grüner der ersten Stunde, seit den 90ern engagiert er sich für die Partei und vertritt sie seit Jahren im Ratinger Stadtrat. Nun strebt er in die Landespolitik. „Unser Ziel ist es erstmal, wieder in den Landtag zu kommen“, sagt er.

Kohlekonsens muss gefunden werden

Christian Otto ist Musiker und spielt Bratsche.
Christian Otto ist Musiker und spielt Bratsche. © Heinz-Werner Rieck

Dabei sollen wieder traditionelle grüne Themen im Vordergrund stehen. In Sachen Energie und Umwelt ist für Christian Otto klar: „Wir müssen raus aus der Braunkohle – je früher desto besser, weil sie die schmutzigste Energie ist und das Klima zerstört.“ Das sei zwar nicht von heute auf morgen möglich, doch die Grundlast sollten bald moderne Gaskraftwerke schultern. Zwar hätten auch andere Parteien die Energiewende für sich entdeckt, sagt Otto: „die wollen das aber langsamer angehen als wir.“

Dicht verbunden mit der Umwelt ist das Thema Verkehr. Bei schmutzigen Diesel-Autos „muss es zu Fahrverboten kommen“, ist Christian Otto überzeugt. Allerdings könne man Leuten auch kaum von jetzt auf gleich sagen, sie dürften keine Fahrzeuge mit Euro-5-Plakette mehr fahren. „Dann muss halt die Industrie die Autos umrüsten.“

Elektromobilität weiter ausbauen

Generell seien aber viele Fahrten unnötig, gerade in den Städten, sagt der Landtagskandidat. Langfristig führe daher kein Weg an einer Pkw-Maut vorbei. Damit mehr Menschen das Auto stehen lassen, müsse aber auch der ÖPNV ausgebaut werden, davon könnten auch ländliche Regionen wie Heiligenhaus profitieren.

„Grün war ich schon immer“, berichtet Direkt-Kandidat Christian Otto.
„Grün war ich schon immer“, berichtet Direkt-Kandidat Christian Otto. © Heinz-Werner Rieck

Andere Themen im Wahlkampf würden aber zu hoch gehängt, sagt der Grünen-Kandidat. „Die Debatte um die Innere Sicherheit wird zu sehr gehypt. Da geht es viel um Hörensagen bei den Menschen.“ So seien die Einbruchszahlen inzwischen rückläufig, Schleierfahndungen lehnt Otto darüber hinaus ab. „Bei der Polizei sollten wir einstellen, wen wir kriegen, aber es fehlen die geeigneten Bewerber, vor allem mit Migrationshintergrund.“ Videoüberwachung, da ist sich Otto sicher, beuge keiner Straftat vor, sondern suggeriere falsche Sicherheit.

G8 und G9 in einer Schule denkbar

Ebenso kontrovers wird die Diskussion in der Bildungspolitik geführt. Die Probleme mit G8 habe man von der Vorgängerregierung geerbt, sagt Otto. „Das Turbo-Abi wurde auf Druck der Wirtschaft eingeführt und jetzt sind viele unzufrieden. Wir wollen eine Wahlmöglichkeit.“

Das bedeutet: Nach den sechs Jahren Sekundarstufe 1 könne jeder entscheiden, ob er zwei oder drei Jahre Oberstufe benötigt. „Wenn es von der Organisation passt, sind auch beide Modell an derselben Schule denkbar.“

Mehr Geld für Bildung ausgeben

Handlungsbedarf sehen die Grünen auch am Anfang des Bildungssystems: „Der Besuch einer Kita muss kostenlos sein, das ist das Ziel.“ Da es aber an Flächen für Neubauten und am Personal fehle, müsse man beispielsweise den Beruf wieder attraktiver machen. Das müsse natürlich alles gegenfinanziert werden, „unter anderem, in dem man weiter Steuer-CDs kauft.“

Ob es für die rot-grüne Koalition zum Weiterregieren reicht, scheint derzeit unwahrscheinlich. „Wir sind ja auch ein wenig am eigenen Erfolg gestorben, weil andere Parteien grüne Ideen übernommen haben“, sagt Christian Otto und bleibt dennoch optimistisch.