Heiligenhaus. Der Heiligenhauser Bürgermeister will im Land die weitere Entwicklung des Wahlkreises vorantreiben. Scharfe Kritik an der Landesregierung.

  • Der Heiligenhauser CDU-Kandidat Jan Heinisch will in den nordrhein-westfälischen Landtag
  • Wichtige Themen für ihn sind der Umbau von G 8, Innere Sicherheit und die Beseitigung von Staus
  • Die rot-grüne Landesregierung, so Heinisch, müsse sich für viele Missstände verantworten

72 Stunden Landtagswahlkampf am Stück in den letzten drei Tagen vor der Wahl, das ist schon eine Hausnummer. Der CDU-Kandidat Dr. Jan Heinisch freut sich auf den spannenden Endspurt. Unterwegs ist er täglich, neben seinem Amt als Bürgermeister versucht er derzeit die Wähler davon zu überzeugen, dass er der richtige Mann ist, um Heiligenhaus und Ratingen voranzubringen.

Heinisch krempelt die Ärmel hoch, als es zum WAZ-Videointerview geht: Locker, aber anpackend, könnte man seinen politischen Stil als Heiligenhauser Bürgermeister bezeichnen. „Ich bin viel unterwegs und das finde ich auch wichtig. Mir fällt es aber in letzter Zeit auch auf, dass viele auf uns zukommen und ihre Anliegen vortragen. Nicht nur Vereine, sondern Einzelne, die sich Gedanken machen.“

Silvesternacht 2016 veränderte vieles

Stillstand, das sei nichts für den Christdemokraten. „Es gibt viel zu tun in NRW und für unsere Region: Wir brauchen eine bessere Bildung, mehr Sicherheit, bessere Straßen und müssen attraktiver für Unternehmen werden.“

Gedanken macht sich der 41-Jährige vor allem über die Zukunft der Städte und des Landes NRW. Was Heinisch auch auffällt: „Es fällt der SPD und den Grünen unheimlich schwer, dass sie derzeit in der Defensive sind: Sie müssen auf einmal die Missstände erklären, für die sie in den letzten Jahren verantwortlich sind.“

SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft habe immer als Gesicht des Erfolges gegolten, mit der Silvesternacht 2016 in Köln und auch den Fehlern ihres Innenministers Ralf Jäger habe das Image aber gelitten. Als Beispiele nennt Heinisch nicht abgerufene Mittel für den Straßenbau oder die noch immer nicht ausreichend vorhandenen Kita-Plätze, vor allem im U3-Bereich. „Es ist schlichtweg gelogen, dass es da genügend Plätze gibt.“

G8 soll reformiert werden

Das Schulsystem G8 möchte Heinisch beibehalten, „aber in einer stark veränderten Form, denn so wie es heute ist, kann es nicht bleiben.“ Weniger sei bei der Stoffauswahl mehr, man müsse auf eigenverantwortliches Lernen setzen und die Durchlässigkeit von anderen Schulformen wieder ermöglichen. G8 könnte das System an Gymnasien bleiben, für die Gesamtschule dann wahlweise G9.

Wichtig ist für Heinisch zudem das Thema Unterrichtsausfall: „Ich kann es nicht nachvollziehen, dass es die Landesregierung nicht schafft, da Zahlen vorzulegen. Das müsste doch einfach zu erfassen sein.“ Denn gerade bei G8 sei es wichtig, dass so wenig Unterricht wie möglich ausfalle. Entlastet werden müssten auch die Lehrer: „Verwaltungsaufgaben bringen uns nicht nach vorne. Davon müssen sie befreit werden.“

Bei den Kitas fordert Heinisch eine Flexibilisierung sowie einen Ausbau. „Wir können über Elternbeiträge reden, aber nicht über einen kompletten Wegfall.“ Das Kernproblem sei jedoch die Mangelversorgung speziell im U3-Bereich: „Wir sind im Verhältnis zu anderen Bundesländern Schlusslicht!“ Dass es keine Klagen auf den Rechtsanspruch gebe, sei kein Argument, denn „bis die Klage durch wäre, sind die Kinder schon in der Schule. Also ist es zwar theoretisch möglich, aber praktisch nutzlos.“

Lehrer sollen entlastet werden

Der Ausbau erfolge zu langsam, man müsse zudem mehr Personal generieren. „Wie bei Lehrern haben die Erzieher zu viele Verwaltungsaufgaben, hier müssen sie entlastet werden.“ Außerdem müsse es eine bessere Bezahlung geben, dann wäre der Job interessanter für Männer: „Kinder brauchen auch einen männlichen Ansprechpartner.“


Bürgermeister und Landtagskandidat Dr. Jan Heinisch im Gespräch mit der WAZ.
Bürgermeister und Landtagskandidat Dr. Jan Heinisch im Gespräch mit der WAZ. © Heinz-Werner Rieck

Heinisch fordert zudem, dass das Land zügiger die angegangenen Projekte abarbeiten müsse. „Straßen NRW ist eine riesige Behörde, die viel mehr Aufträge an externe Planungsbüros vergeben sollte, damit Bauprojekte schneller voran kommen.“ Der Bund gebe für Infrastrukturmaßnahmen viel Geld, das das Land nicht abrufe: „Wenn der politische Wille da ist, Straßen zu bauen, dann sollte es auch gemacht werden“, ist Heinisch empört über Projekte wie die Straße in Homberg oder die Brücke in der Hofermühle.

Rhein-Ruhr-Express ist das Projekt der Zukunft

Wichtig sei zudem, Naturschutzauflagen zurückzudrehen. „Man muss Flächen fördern, um Wachstum zu ermöglichen. Wirtschaft und Umwelt müssen kein Widerspruch sein, werden aber gegeneinander ausgespielt.“

Weitere Themen für Heinisch: In Puncto Sicherheit müsse es mehr Polizisten und die Möglichkeit für Schleierfahndungen geben und beim ÖPNV sollten Zubringerstrecken sowie deren Anbindung verstärkt werden. Den Rhein-Ruhr-Express sieht er als große Chance.