Heiligenhaus. . 35 Achtklässlerinnen bekamen beim „Girl’s Day“ am Campus und bei der Firma Michael Nink Einblicke in technische Studiengänge und Berufe.
Hanna-Sophie und Leandra schlagen nochmal nach im Anleitungsheft nach. Damit der Lego-Roboter, an dem die beiden gerade bauen, auch exakt wie gewünscht funktioniert, schauen sie sich die benötigten Teile genau an, entfernen hier etwas und bauen dort noch einmal an. Wie 33 andere Mädchen haben sich die beiden dazu entschieden, den „Girls Day“, den bundesweiten Berufsorientierungstag für Mädchen ab der 5. Klasse, auf dem Heiligenhauser Campus der Hochschule Bochum zu verbringen.
„Begonnen haben wir damit, dass unsere einzige Professorin den Mädchen die Grundlagen des Studiums erklärt hat, es gab eine Präsentation zum Ingenieurberuf und dann durften die Mädchen Fragen stellen“, erzählt Campus-Mitarbeiterin Christine Heinrichs.
Andrang ist sehr groß
Und während die eine die Themenwahl von Doktorarbeiten interessierte, wollte eine andere wissen, ob der Ingenieurberuf noch genug Zeit für die Familie und sich Geld damit verdienen lasse. „Unsere Angebote werden immer gut nachgefragt, dieses Jahr musste ich sogar einigen Mädchen absagen“ bedauert Heinrichs. Andererseits nimmt sie das Interesse als ein gutes Zeichen dafür wahr, dass „ein Umdenken einsetzt und sich Mädchen mehr für technische Berufe interessieren.“
Der Lego-Roboter etwa gibt einen kleinen Einblick in die Sparten Maschinenbau und Programmierung, auch die „echten“ Studenten arbeiten im Studium mit solchen Steinen. „Meine Lieblingsfächer sind Mathe und Naturwissenschaften“, fühlt sich Hanna-Sophie am richtigen Platz und ergänzt: „Ich denke, dass sich viele Mädchen mehr für den technischen Bereich interessieren, wenn es eben die Möglichkeit zum Ausprobieren gibt.“
Ein Stockwerk höher wird gelötet: In Zweiergruppen bringen die Mädchen verschiedene Teile auf einer Platine an. Am Ende sollen dann die LEDs im Rhythmus unseres Pulsschlags blinken“, erklärt Marcia (13), die mit ihrer Freundin Ikram (14) zusammenarbeitet. Mit Zangen halten die Schülerinnen des IKG das Herz fest, benutzen vorsichtig den Lötkolben und sind hochkonzentriert.
Teilnehmerinnen kommen wieder
„Hier lernen sie etwas über Elektrotechnik“, erklärt Heinrichs, die sich besonders darüber freut, bekannte Gesichter wiederzuentdecken. „Ein Mädchen kenne ich schon aus einem Ferienkurs. Es ist schön, Interesse geweckt zu haben.“ Betreut werden die Achtklässlerinnen von drei Studentinnen, die bei Fragen weiterhelfen. Querfinanziert werden die „Girl’s Day“-Angebote der Hochschule übrigens über Fördermittel der Bundesagentur für Arbeit und des Wissenschaftsministeriums.
Um diese Fördermittel kümmert sich Marie Louis, die Koordinatorin beim zdi-Netzwerk (Zukunft durch Investition-Netzwerk) des Kreises Mettmann ist und auch vorbeischaut. Sie ist zufrieden mit der Wissbegierde der Schülerinnen, aber auch der Spaß darf natürlich nicht zu kurz kommen: Am Ende des Tages wartet die Marshmallow-Challenge: Auf einem möglichst hohen Berg aus rohen Spaghetti muss ein Marshmallow sicher halten.
Einblick in „männliche“ Berufe bei der Firma Nink
in Höhenreißer, mit dem man Markierungen auf Stahl ritzen kann, ist eine praktische Sache – das wissen jetzt auch Karina und Lisa. Die beiden Schülerinnen verbrachten den „Girls Day“ in der Firma Michael Nink und konnten am Ende mit ihren selbstgemachten Schlüsselanhängern und um einige Erfahrungen reicher nach Hause gehen.
„Ich bin schon zum zweiten Mal hier“, erzählt die 15-jährige Karina, die die Gesamtschule Velbert-Mitte besucht. „Mein Vater arbeitet bei Nink und es hat mir im letzten Jahr so gut gefallen, dass ich wiedergekommen bin.“ Dabei sollten die Mädels „typisch männliche“ Berufe am „Girls Day“ kennenlernen – falls es so etwas denn wirklich gibt. „Ich finde, dass Frauen und Männer die gleiche Arbeit machen können“, sagen Karina und Lisa (13). Ihr Onkel, der ebenfalls in der Firma tätig ist, stimmt ihr zu: „Meistens bestimmen nur Vorurteile die Denkweise der Leute, spezielle Jobs für ein Geschlecht gibt es kaum.“
Mädchen sind sehr engagiert
Die beiden stehen in der Werkstatt, zusammen mit Jan Münter, der sich den Vormittag über um sie kümmern wird. „Das Interesse bei den Mädchen ist immer groß, sie sind engagiert und stellen viele Fragen“, lobt Münter. Das Werkstück, das er diesmal zum Selbermachen ausgewählt hat, ist praxisnah: Erst sägen die Achtklässlerinnen Stahlplatten auf Länge, dann werden die Ecken gefeilt. Als nächstes gilt es, ein Loch zu bohren, „aber erst die Schutzbrillen aufsetzen!“, erinnert Münter.
Der Bohrmaschine nähern sich die Schülerinnen mit Respekt, drücken erst zaghaft den Hebel, dann mit Nachdruck. Mit abschmirgeln geht es weiter, dann kommt ein Ätzverfahren zum Einsatz, um ganz nach Wunsch Namen oder Sprüche auf den Anhänger zu ätzen.
„Für viele Jugendliche, Jungs wie Mädchen, ist es heutzutage schwierig herauszufinden, was ein Beruf überhaupt beinhaltet“, glaubt Firmeninhaber Michael Nink, dessen Firma seit fünf Jahren am Girl’s Day Mädchen einen Einblick in die Arbeitswelt gibt. „Hier kriegen sie schonmal eine Ahnung“. Und lernen auch Höhenreißer kennen