Heiligenhaus. Wie wichtig die Natur ist, das lernen Kinder beim Entdeckercamp im Heiligenhauser Umweltbildungszentrum. Warum sie immer wieder dabei sind.

25 Kinder, an Stöcken röstende Marshmallows und knisternde Buchenscheite — klingt nach Lagerfeuer-Romantik. Ist es auch. Mindestens genauso wichtig ist dabei aber auch der in diesem Moment gar nicht so offensichtliche Umwelt- und Naturschutzgedanke. Und den nehmen die Kleinen spielend auf, wenn sie das Entdeckercamp am Umweltbildungszentrum besuchen. Denn die försterliche Öffentlichkeitsarbeit, die Hannes Johannsen dabei leistet, fängt schon bei den Knirpsen an.

Seit die Einrichtung an der Abtskücher Straße im Jahr 2008 eröffnet wurde, lädt sie in Oster-, Sommer- und Herbstferien zu Betreuungsangeboten an der frischen Luft ein. Und die kommen richtig gut an.

Das Thema Wald ist sehr wichtig

Denn Familien können damit gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der Nachwuchs ist in der schulfreien Zeit betreut und ganz nebenbei lernen die kleinen Entdecker rund um UBZ, Paradies und Waldmuseum noch etwas Wichtiges: ihre Umwelt zu achten.

Etwas, bei dem nach Ansicht von Förster Hannes Johannsen, mancher Erwachsene noch Nachholbedarf habe. „Viele kreisen nur um ihre eigenen Bedürfnisse.“ Dabei sei das Thema Bäume beispielsweise sehr wichtig. Wald fänden alle toll, doch sobald das Laub fremder Bäume auf dem eigenen Grundstück lande oder der Schatten zu groß würde, höre bei manchem die Naturliebe auf. Dabei gelte: „Je mehr Bäume wir haben, desto besser wird das Klima für uns alle in der Stadt“, erklärt der Förster. Viele Erwachsene müssten wieder lernen, mit dem Kreislauf der Natur zu leben. Und auch bereit sein, für das Allgemeinwohl im Herbst das Laub vom eigenen Rasen zu kehren. So mancher Erwachsene zwischen 25 und 40 Jahren müsse für Naturthemen regelrecht sensibilisiert werden.

Das funktioniere beispielsweise bei den Vater-Kind-Tagen, die er in Kooperation mit der Evangelischen Erwachsenenbildung leitet. „Das bringt richtig viel“, freut sich der Förster. Auch die Motorsägenkurse, bei denen der fachgerechte Umgang mit dem Arbeitsgerät geschult wird, tragen seiner Meinung nach zum besseren Naturverständnis bei.

Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig

Försterliche Öffentlichkeitsarbeit ist heute ein wichtiger Teil des Aufgabengebiets von Johannsen und seinen Kollegen, das war nicht immer so. In den 60er, 70er und 80er Jahren sei das Umweltbewusstsein noch nicht sehr ausgeprägt gewesen, erinnert sich Klaus Sternemann, der viele Jahre in der Forstabteilung des Umweltministeriums in Düsseldorf gearbeitet hat. „Erst als in den 80er Jahren der Begriff des Waldsterbens aufkam, wuchs das Interesse an Umweltthemen.“ Und damit wurde auch die Öffentlichkeitsarbeit für die Förster wichtiger.

 Die 19jährige Lotta macht ein Freiwilliges ökologisches Jahr FÖJ.
Die 19jährige Lotta macht ein Freiwilliges ökologisches Jahr FÖJ. © Heinz-Werner Rieck

Damit die Erwachsenen von morgen, naturverbundener aufwachsen, ermöglicht das UBZ den Kleinen die Teilnahme an den Feriencamps. Und das zum familienfreundlichen Preis. 35 Euro kostet das Wochenangebot, selbst zubereitetes Mittagessen von der Feuerstelle inklusive. Wie gut das Programm von Förster Hannes Johannes und seinen Helfern bei den kleinen Heiligenhausern ankommt, merkt man nicht nur an den Anmeldezahlen. Auch die gut gelaunt durch das Paradies flitzenden Kinder sprechen für sich. „Wir sind im Wald und machen hier so tolle Sachen wie die Feentür aus Holz“, berichtet die siebenjährige Joelina. Kein Wunder also, dass es unter den kleinen Naturfreunden ganz schön viele Wiederholungstäter gibt.

Abwechslung für jedes Wetter

Wo ist die kleinste Eule? Welcher Specht baut keine Höhlen? Die Fragen bei der Waldrallye sind ganz schön kniffelig. Wer aber mit offenen Augen durch die Natur und die Vogelkundliche Sammlung des Umweltbildungszentrums geht, findet die Antworten schnell. Die Rallye ist bei jedem Entdeckercamp Pflicht. Ansonsten orientiert sich das Programm an Wetter und Jahreszeit.

Mit seinem Team aus FÖJlern und Praktikanten erarbeitet Förster Hannes Johannsen eine abwechslungsreiche Unterhaltung für die kleinen Camp-Besucher. Wichtig ist dabei: „Die Kinder sollen nicht das Gefühl haben, in der Schule zu sein. Die sollen spielen“, erklärt Johannsen. Und das können Mädchen und Jungen rund um UBZ und Waldmuseum bei jedem Wetter – zumindest fast. „Wenn es mal richtig fies ist, gucken wir auch einen schönen Film“, sagt der Förster und schmunzelt.

Dieses Mal hat das Wetter mitgespielt, und deshalb konnten sich die Kinder auch beim Piratengärtnern versuchen. In ein paar Tetra Paks wachsen jetzt Salatpflänzchen. Und im Hochbeet hinter dem UBZ kann man bald Zwiebeln und anderes Gemüse wachsen sehen.