Heiligenhaus/Wuppertal. . Zwei Angeklagte müssen sich vor dem Landgericht verantworten. Sie sollen eine Angestellte mit einem Teppichmesser bedroht und Geld geraubt haben.
- Ein 28 und ein 34 Jahre alter Mann stehen nach einem Überfall auf eine Spielhalle vor dem Landgericht
- Der eine hatte zum Tatzeitpunkt Hausverbot, der andere – ein Stammgast – soll ihm geholfen haben
- Die immer noch arbeitsunfähige Kassiererin legte vor Gericht ihre Sicht der Dinge dar
Zwei Besucher (28 und 34 Jahre alt) einer Spielhalle am Kirchplatz müssen sich wegen eines bewaffneten Überfalls auf das Lokal vor dem Landgericht in Wuppertal verantworten. Laut Staatsanwaltschaft beraubte der Ältere am 23. November 2015 maskiert und mit vorgehaltenem Teppichmesser eine Aufsichts-Mitarbeiterin (43) um den Kassenbestand. Er war in dem Betrieb namentlich bekannt und hatte zur Tatzeit Hausverbot.
Der Jüngere, ein Stammgast, soll bei der Tat geholfen haben. Dem Vorwurf zufolge stürmte der Hauptangeklagte am Tattag gegen 0.32 Uhr in gebeugter Haltung die Gaststätte, bedrohte die 43-Jährige und forderte „Geld her!“ Die Mitarbeiterin verstaute das Wechselgeld in einem Jutebeutel. Laut Video verschwand der Räuber auf dem Weg, den er gekommen war: durch einen Notausgang, der mit einem Keil aufgestellt worden war.
Schaden von rund 1200 Euro
Der Schaden: rund 1200 Euro. Der 34-Jährige schweigt zu den Vorwürfen. Zeugen erklärten, ihn trotz Vermummung klar erkannt zu haben: „Die Stimme, die Statur und der Gang – das war er.“
Sein Mitangeklagter soll für ihn die Notausgangstür geöffnet haben. Dieser Angeklagte soll darüber hinaus vor dem Raub mehrfach mit üblen angeblichen Scherzen angeeckt sein: Man könne die Spielhalle ja mal überfallen. Es kam schlecht an, zumal es kaum acht Wochen zuvor einen Raub gegeben hatte. Der Vorsitzende Richter Dr. Andreas Schmidtke fragte bei Zeugen nach: „Hat er vielleicht austesten wollen, ob jemand mitmachen würde?“ Eine Spielhallen-Mitarbeiterin sagte, sie wisse das nicht. Das Aufstellen des Hinterausgangs hat der jüngere Angeklagte zugegeben. Das sei aber purer Zufall gewesen. Er habe dort geraucht gehabt und anschließend die Tür vergessen.
Kassiererin traut sich kaum noch aus dem Haus
Die 43-jährige Spielhallen-Kassiererin bestätigte, unter den Drohungen des Angreifers so schnell wie möglich Scheine und Münzen zusammengepackt zu haben: „Das Geld war mir egal. Ich hatte Angst“. Die Frau ist seit dem Raub arbeitsunfähig. Zur Aussage erschien sie in Begleitung, den Richtern sagte sie, sichtlich angegriffen: „Ich traue mich kaum noch raus.“
Identifiziert hatte den Hauptangeklagten zunächst auch ein weiterer Zeuge (32), ebenfalls Stammgast der Spielhalle: „Ich habe gedacht, der macht einen Scherz“. Auf dem Video ist zu sehen, wie dieser Zeuge anscheinend seelenruhig beim Raub zuschaute und noch interessiert über die Kassentheke sah. Nach der Flucht des Angreifers schloss er den Notausgang hinter ihm.
Kein Personenschutz angeboten
Den Richtern sagte der 32-Jährige, er habe noch mal nachgedacht. Der Angeklagte sei dem Täter nur ähnlich: „Ich habe unter Schock gestanden.“ Und eigentlich wolle er gar nicht mehr aussagen: „Der Staat hat nicht hinter mir gestanden.“ Ihm sei nach dem Überfall kein Personenschutz angeboten worden.
Der Prozess wird fortgesetzt.
>>> SPIELHALLE WURDE MEHRFACH ÜBERFALLEN
- Tatort des Verfahrens ist eine Spielhalle am Kirchplatz, die in einem Jahr drei Mal überfallen wurde. Neben der aktuellen Tat im November 2015 gab es einen Raub im September zuvor und eine weitere im Mai 2016.
- Für den jüngsten Überfall wurden zwei Stammgäste zu Bewährungsstrafen verurteilt. Sie waren Stunden nach der Tat wieder dort spielen gegangen und hatten vor dem Amtsgericht erklärt: Die Mitarbeiterinnen dort seien „immer so nett“.