Heiligenhaus. . Die Theatergruppe Halber Apfel brachte „Stefanie integriert die Öztürks“ auf die Aula-Bühne. Mit viel Witz wurden ernste Botschaften vermittelt.

„Anne!“ rufen die zahlreichen Kinder am Freitagabend durch die Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums. Das ist türkisch und bedeutet „Mama“. Doch nicht nur türkische Gäste sind an diesem Abend zur Aufführung des Theaterstückes „Stefanie integriert die Öztürks“ der Theatergruppe „Halber Apfel“ gekommen.

In dem gerappelt vollen Saal sitzen Deutsche, Kurden, Pakistani und Zuschauer aus vielen anderen Nationen. Für den Gastgeber, den gemeinnützigen Verein Clavis, ist damit ein erstes wichtiges Ziel erreicht: „Wir freuen uns, so viele verschiedene Kulturen an diesem Abend zusammengebracht zu haben!“, so die Moderatoren bei der Begrüßung.

Buffet läutet den Multi-Kulti-Abend ein

Für die hatte sich das Kommen schon lange vor Beginn des Stückes gelohnt: ein großes Buffet türkischer Spezialitäten läutete den multikulturellen Abend vielversprechend ein. „Das ist eben wie eine türkische Hochzeit hier. Am Ende nimmt jeder ein halbes Hähnchen mit“, sagt der Leiter der Theatergruppe, Murat Isboga.

Dann sind alle Augen auf eine rote Sofagarnitur, gehäkelte Tischläufer und orientalische Teekannen gerichtet. Die Öztürks, die türkische Familie des Stückes, erfüllen schon bei der Wohnungseinrichtung alle Klischees. Als die beste Freundin der Tochter dann jedoch eine Wette gegen Papa Öztürk gewinnt, hat sie die ehrenvolle Aufgabe, die Familie binnen einer Woche in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.

Sprachtest bestanden

Dazu zählt eben auch, dass zu Hause ausschließlich Deutsch gesprochen wird. Für den türkischen Familienvater Ali ist das besonders schwer. „Die deutsche Sprache ist schön, aber sie hat einfach zu viele Wörter. Jeder Türke kennt drei deutsche Worte, die besonders unnötig sind: der, die und das“, erklärt er. „Ist doch viel besser: Die Fernseher, die Bus, die Auto“, sagt er und entlockt dem Publikum herzhafte Lacher.

In der gut gefüllten Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums saßen Zuschauer unterschiedlichster Herkunft.
In der gut gefüllten Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums saßen Zuschauer unterschiedlichster Herkunft. © Uwe Möller

Die Schauspieler, die größtenteils tatsächlich türkische Wurzeln haben, bringen authentische Situationen auf die Bühne. Und genau das ist es, was das Stück herrlich ehrlich und vor allem kurzweilig gestaltet. Am Ende besteht Ali den Deutschtest von Stefanie.

Doch in der Woche, in der er wie ein Deutscher leben muss, ist er zu einer viel wichtigeren Erkenntnis gekommen: „Stefanie, es ist toll, Sprache und Kultur dieses Landes zu kennen. Aber am wichtigsten wird es immer sein, die Menschen zu kennen. Natürlich werde ich immer Türke und mein deutscher Nachbar immer Deutscher sein. Aber vor allem sind wir alle Menschen“, erklärt er.

Perfekte Mischung zwischen Witz und ernstem Thema

So findet die Gruppe die perfekte Mischung zwischen Witz, Selbstironie und der ernsten Botschaft, dass alle in diesem Land mehr für das Zusammenleben leisten müssen.

„Die Deutschen, die Kurden, die Türken haben alle denselben Bürgermeister. Wir haben gemeinsame Probleme, die wir nur gemeinsam lösen können“, sagt Ali und findet große Zustimmung im Publikum. Das weiß auch der Vorsitzende des Velberter Integrationsrats, Ivo Simic: „Deutschland ist ein weltoffenes Land. Und trotzdem ist Integration wichtiger denn je.“

Der gemeinnützige Verein Clavis

  • Der Verein für Integration und Flüchtlingsarbeit besteht seit 2015 und arbeitet mit Menschen in und um Velbert.
  • Die Helfer bieten Nachhilfeprogramme, Musikkurse und Sportangebote für Menschen mit Migrationshintergrund an.
  • Außerdem unterstützen sie Flüchtlinge bei der Wohnungs- und Jobsuche.