Heiligenhaus. . Andreas Braig träumte schon als Kind davon, Feuerwehrmann zu werden. Wie er sich täglich darum kümmert, dass die Wehr einsatzbereit ist.

  • In unserer Serie Feuerwehrleben stellen wir einige der vielen Ehrenamtler vor
  • Andreas Braig ist als Oberbrandmeister und Gerätewart im Einsatz für die Heiligenhauser
  • Neben dem Helfen wollen steht auch das Gesellschaftliche im Vordergrund

Es ist Freitagabend, es ist eine gesellige Runde. Plötzlich geht ein Piepser los – und während alle weiterfeiern, ist Andreas Braig schon unterwegs zur nächsten Feuerwehrwache. Braig ist einer von vielen freiwilligen Feuerwehrleuten in Heiligenhaus und dann im Einsatz, wenn es irgendwo im Stadtgebiet zu Bränden, Unfällen oder Gefahrensituationen kommt.

Fragt man den stets gut gelaunten Braig, wieso er sich seit so vielen Jahren bereits ehrenamtlich für die Feuerwehr engagiert, muss er nicht lange überlegen: „Weil ich Menschen helfen will.“ Feuerwehrmann werden, das war für ihn schon immer ein Traum. „Als Fünfjähriger hab ich hier schon meine Runden auf dem Hof mit dem Fahrrad gedreht, war bei den Tagen der offenen Tür und war ganz stolz, mal mit einem Feuerwehrauto fahren zu können“, erinnert er sich, während seine Augen noch immer leuchten wie wohl damals, wenn er mit einem seiner vielen Feuerwehrspielzeugautos spielte.

Aus der Leidenschaft wurde der Beruf

Andreas Braig wollte schon als kleiner Junge zur Feuerwehr.
Andreas Braig wollte schon als kleiner Junge zur Feuerwehr. © Heinz-Werner Rieck

Heute sitzt Braig nicht nur in einem echten Einsatzwagen, er hat seine Leidenschaft sogar zum Beruf machen können. Als Gerätewart kümmert er sich täglich darum, dass alles auch wirklich einsatzfähig ist, berichtet er: „Manche Dinge prüfe ich täglich, manche wöchentlich, da gibt es ganz andere Vorschriften für jedes Teil. Von der Leiter bis zum Schlauch, wir müssen garantieren, das alles einwandfrei funktioniert.“ Außerdem kümmert er sich um die Ausrüstung der Kollegen. „Wir sind ja gerade neu ausgestattet worden. Die Klamotten sind nun viel atmungsaktiver, lassen die Hitze raus, aber keine rein“, erklärt Braig.

Nach Einsätzen wartet auf den Oberbrandmeister schon mal eine ganze Menge Arbeit, weiß der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr, Nils Vollmar, noch vom Einsatz beim Sturm Ela. „Da waren wir nach den vielen Einsatzstunden so fertig, da lagen die ganzen Schläuche alle auf einem Haufen im Hof. Das war schon fies, muss ich sagen.“ Und Braig nickt. „Da hatte ich tagelang zu tun, die Schläuche einzeln da raus zu ziehen, alle zu prüfen, zu trocknen und wieder einsatzbereit zu machen.“ Getrocknet werden sie übrigens in dem hohen Turm an der Wache an der Friedhofsallee – im Schlauchturm eben.

Kameradschaftliche ist mit nichts zu vergleichen

Was es alles rund um die Feuerwehr zu entdecken gibt, erzählt Braig auch gerne wissbegierigen Kindern beim Tag der offenen Tür. „Manchmal kommt es auch vor, dass Familien hier auf dem Hof stehen, weil die Kinder unbedingt mal zur Feuerwehr wollten. Dann zeige ich ihnen natürlich alles, wenn die Zeit es zulässt, die Begeisterung, die die Kinder und ihre Eltern dann haben, die ist auch für mich schön zu sehen“, findet der Oberbrandmeister.

Wie viel Zeit, auch Freizeit, durch die Tätigkeit als freiwilliger Feuerwehrmann aber auch drauf geht, das weiß Braig aus langjähriger Erfahrung: „Alle 14 Tage findet der Übungsdienst statt, es gibt Standardausbildungen, jährliche Prüfungen, Dienste und dann kommen immer noch andere Sachen hinzu.“ Aber das alles wäre es wert. „Der Zusammenhalt, das Kameradschaftliche, dieses Gruppengefühl kann man mit nichts anderem vergleichen.“

Auch Männer reden heute über Einsätze

Verständnis hat seine Freundin und seine Familie auch dafür, „aber es ist schon manchmal nicht einfach. Zum Beispiel, wenn man bei einem Familienessen zu einem Einsatz muss, dort verstirbt eine Person, man kommt anschließend wieder, dann kann man nicht sofort abschalten und weiter lustig wie alle anderen sein. Das verstehen nur Leute, die das gleiche erleben.“ Und dann hilft, gerade nach wirklich heftigen Einsätzen, nur eins: „Mit den Kollegen darüber reden. Die Zeiten, in denen Männer nicht geredet haben, die sind längst vorbei.“

Im Einsatz selber ist er als Gruppenführer der Löschgruppe 4 tätig, nachdem er am Institut der Feuerwehr NRW in Münster an einem Lehrgang für ehrenamtliche Gruppenführer teilnahm, nimmt er im Einsatz auch Führungsaufgaben war. Bis es soweit war, musste Braig aber einiges an Erfahrung sammeln. „Am Anfang ist man noch tierisch nervös, wenn der Piepser geht und man denkt: Verdammt, das ist ja für mich, ich muss jetzt zu einem Einsatz!“ An seinen Ersten kann er sich, wie jeder Wehrmann, natürlich noch erinnern. „Da hatte im Werkerwald die Abzugshaube gebrannt. Man versucht, alles zu geben, aber hauptsächlich will man nicht negativ auffallen“, berichtet er lachend.

Die Ruhe kommt mit der Routine

Doch mit den Einsätzen kommt die Routine und die Ruhe. „Man weiß, was zu tun ist, wen man fragen muss, wo man helfen kann.“ Aber trotz all der Erfahrung, bei einer Sache geht der Puls noch immer für Braig schnell hoch: „Wenn die Einsatzmeldung Menschenleben in Gefahr kommt, ist man direkt in höchster Alarmbereitschaft.“ Erinnern wird er sich auch immer an den ersten Todesfall bei einem seiner Einsätze. „Die Person hatte am Steuer einen Herzinfarkt bekommen und war in einen Pferdeanhänger gefahren. Im Kofferraum lagen noch die ganzen voll gepackten Lebensmitteltüten. Da macht man sich dann schon Gedanken, wenn man sieht, dass ein Leben von einem auf den anderen Moment vorbei sein kann.“

Auf dem diesjährigen Karnevalszug machte der Mottowagen der Freiwilligen Feuerwehr auf das Thema Rettungsgasse aufmerksam.
Auf dem diesjährigen Karnevalszug machte der Mottowagen der Freiwilligen Feuerwehr auf das Thema Rettungsgasse aufmerksam. © Heinz-Werner Rieck

Nie habe Braig an seiner Tätigkeit bei der Wehr gezweifelt, nie wollte er aufhören. Nur eins stört ihn sowie alle anderen Wehrleute: „Der Respekt an Einsatzstellen ist oft nicht vorhanden. Es gibt immer Schaulustige, das ist das Eine. Wirklich dreist sind Menschen, die sich über eine Absperrung beschweren und alles versuchen, um trotzdem noch durchzukommen“, so Braig. Erlebt hat er da schon einiges: Autofahrer, die um die Feuerwehrautos herum über den Bürgersteig an einer Einsatzstelle vorbei fuhren, weil sie eben dadurch müssten, Fußgänger, die abgetrennte Wege trotz massiver Gefahr benutzten, weil sie eben hier zum Bäcker wollten. „Einmal habe ich es sogar erlebt, da hat sich ein Mann in eins der Einsatzfahrzeuge gesetzt, es umgestellt, um durchzukommen.“ Was Braig sich wünscht? „Mehr Rücksicht an Einsatzstellen, denn wir sperren ja nicht ohne Grund ab.“

Geselligkeit und Hilfsbereitschaft sind Voraussetzungen

Für wen ist die Feuerwehr denn was? „Für jeden, der Menschen helfen will, der Spaß am Schrauben hat, ein wenig sportlich ist. Wir sind hier ein Team und die Geselligkeit ist genauso wichtig“, findet Braig und erinnert sich gerne an die WM 2014 zurück, bei der die Wehrleute gemeinsam die Spiele verfolgt haben und den Sieg der Deutschen Nationalmannschaft feierten.

Und eins, da ist sich Braig sicher, sollte man sein, wenn man sich ehrenamtlich in seiner Freizeit so sehr für die Wehr engagieren will, dass man sonst kaum noch Zeit für andere Hobbys findet und auch das Privatleben darunter leiden kann: „Wir sind alle ein wenig positiv bekloppt.“ Zum Glück gibt es so viele Verrückte wie Braig, die alles stehen und liegen lassen, weil jemand um Not ruft, auf die jeder einzelne von uns sich zu hundert Prozent verlassen kann.

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