Heiligenhaus. . Ein Tee, der unter Strom steht. Papier, das von Himmel gefallen ist. Gesamtschüler und Gymnasiasten nehmen an „Jugend forscht“ Wettbewerb teil.

Ein fruchtig-herber Duft strömt aus den bunten Gläsern, die vor Carl Böhme stehen. Obwohl der 13-Jährige im Chemie-Saal des Gymnasiums sitzt, könnte er aus jedem Glas gefahrlos einen Schluck trinken. Vor ihm ziehen nämlich frisch aufgebrühte Tees samt Beutel. Sie sind jedoch nicht als kleine Erfrischung für zwischendurch gedacht, sondern sollen dank ihrer roten Farbstoffe eine Solarzelle betreiben. Diese findige Idee ist eine von vielen, die sich für den Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ qualifiziert haben. Insgesamt zwei Gesamtschul- und zehn Gymnasiumsprojekte nehmen teil.

Zu jeder Frage haben die Schüler eine passende Antwort parat. Sie kennen ihre Projekte in- und auswendig. Vor Ruben Rodermann steht eine kleine Solarzelle. Das große Exemplar von zu Hause konnte der Gesamtschüler nicht mit ins Gymnasium bringen. „Unsere Solarzelle zu Hause hat selten das Maximum der Energie produziert und ich habe mich gefragt, woran das liegen könnte“, erklärt der 14-Jährige und liefert seine Erkenntnisse direkt hinterher, „der Sonnenstand ist entscheidend.“ Kurzerhand nahm er die heimische Zelle ab und trug sie der Sonne hinterher. Damit Ruben das nicht immer selbst machen muss, richtet sich seine Erfindung selbstständig nach der Sonne aus.

Staunende Blicke

Mit staunendem Blick wandelt auch Rainer Linden durch die Reihen des Chemiesaals. Er ist Leiter des Düsseldorfer „Jugend forscht“ Regionalwettbewerbs und weiß, worauf die Fachjury am kommenden Mittwoch achten wird. „Es ist wichtig, dass die Schüler wissenschaftlich sauber arbeiten und auch Probleme aus der Welt schaffen. Idealerweise sind sie natürlich auch zu einem Ergebnis gekommen oder haben ein Projekt, das noch nicht existierte“, so Linden.

Die Pflanzenfarbstoffe im Tee sorgen dafür, dass die Solarzellen mit Strom versorgt werden. Am besten klappt das mit einer Zimt-Pflaume-Mischung.
Die Pflanzenfarbstoffe im Tee sorgen dafür, dass die Solarzellen mit Strom versorgt werden. Am besten klappt das mit einer Zimt-Pflaume-Mischung. © Socrates Tassos

Markus Michels und Benedict Behmer haben ihr Ergebnis direkt mitgebracht. Vor den beiden Gymnasiasten liegen verschiedene Stücke, die aussehen wie eine Art Pappmaché. „Wir wollten Papier herstellen und zwar aus Laub – damit kein Baum dafür gefällt werden muss“, erklärt Markus Michels (13). Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn schneeweißes Papier herzustellen, klappt mit Laub nicht ganz so gut.

Selbst das Laub, das mit in Binde- und Bleichmitteln regelrecht eingeweicht wurde, hat einen bräunlichen Unterton mit deutlich erkennbarer Blattstruktur. Doch Not macht erfinderisch. „Das Papier war eher wie Pappe. Man könnte es also für Pappteller oder Milchkartons benutzen“, findet Mitschüler Benedict Behmer (13). Dieser Forschergeist wird am Gymnasium groß geschrieben und Spürnasen gefördert. „Wir haben eine ,Jugend forscht’ AG jeden Dienstag. Daran nehmen zwischen zwanzig und dreißig Schüler teil“, freut sich Biologie- und Chemielehrerin Bianca Gunzel.

Neue Gesamtschul-AG

Auch an der Gesamtschule gibt es eine solche AG. Seit Anfang des Jahres experimentieren dort rund sechs Schüler. Unter ihnen ist nicht nur Solarzellen-Bauer Ruben, sondern auch Gewächshausexperte Marvin Rzok. Sein Projekt ist mit rund vier Quadratmetern zu groß für den Chemie-Saal. „Ich habe ein Gewächshaus gebaut, bei dem alles automatisch läuft. Man muss die Pflanzen nur sähen“, so der „Jugend forscht“ Teilnehmer. Vielleicht lässt sich künftig dort auch der Tee anbauen, den Carl für seine Solarzellen braucht. Am besten funktioniert die Energieproduktion mit den Pflanzenfarbstoffen aus der Pflaume-Zimt Mischung.

>>> ERSTER WETTBEWERB IM JAHR 1966

  • Im Jahr 1966 fand der erste „Jugend forscht“ Wettbewerb statt. Auch damals war er dreistufig aufgebaut. Die Gewinner der Regionalwettbewerbe qualifizieren sich für den Landes- beziehungsweise Bundeswettbewerb.
  • Jugendliche bis 14 Jahre nehmen in der Juniorsparte „Schüler experimentieren“ teil. Bei dem Wettbewerb gibt es sieben Fachgebiete wie Chemie und Technik.