Heiligenhaus. . Lange fuhren die Dampfmaschinen durch das Angertal, vor 40 Jahren wurde ihr Betrieb eingestellt. Doch sehen kann man sie noch heute.
- Zwischen den Kalkwerken und Chemiefabriken und dem Bahnhof Wedau fuhren Dampfloks durch das Angertal
- Vor genau 40 Jahren fand die letzte große Fahrt statt: Doch diese ganz unspektakulär und als Leerlok
- Die letzte Maschine, die durch Heiligenhaus fuhr, steht nun in Baden-Württemberg als Erinnerung
Sie war von weitem zu sehen und zu hören: Vor 40 Jahren endete die Dampflok-Ära auf der Angertalbahn. Nicht mit einer glanzvollen Abschiedsveranstaltung, sondern ganz unspektakulär mit einer Leerfahrt. Bis in die Mitte der siebziger Jahre waren Dampflokomotiven zwischen Ratingen und Wülfrath alltäglich. Sie stampften vor langen Ganzzügen mit Kalkprodukten zu den Stahlwerken und Chemiefabriken, im Bahnhof Hofermühle wurden Waggons für verschiedene Kunden zugestellt.
Pfeifen in der Stadt zu hören
Zwischen den schwarzen, dampfenden Loks tauchten nach und nach immer mehr rote Diesellokomotiven auf, die ab Mitte 1975 vor den meisten Zügen zu sehen waren. Ganz konnte die Deutsche Bundesbahn auf die rauchenden Dampfrösser jedoch nicht verzichten. Als Diesellokersatz und vor allem im Programmverkehr, einer Art Sonderfahrplan für die Montanindustrie, kamen die alten Schätzchen regelmäßig in das Tal im Heiligenhauser Süden.
Das Pfeifen war in der ganzen Stadt zu hören. Damals mussten die Lokführer öfter zum Pfeifenhebel greifen, weil die Bahnübergänge am Angerweg nicht durch Signalanlagen gesichert waren. Und noch heute hört man Züge an diesen Stellen pfeifen.
Eisenbahnfreude kamen ins Angertal
Das Bahnbetriebswerk Duisburg-Wedau war die letzte Einsatzstelle, von wo aus die einst weit verbreiteten Loks der Baureihe 50 eingesetzt wurden. Die Maschinen waren aufgrund ihrer Konstruktion fast universell verwendbar, vor schweren Güterzügen auf Haupt- und Nebenbahnen, vor Personenzügen und im Rangierdienst. Eisenbahnfreunde aus Deutschland und Europa kamen in das idyllische Angertal, um Dampflokromantik auf Foto und Film festzuhalten.
Ende 1976 sank die Zahl der Dampflokomotiven dann jedoch merklich. Eine Lok wurde im Dezember in Ratingen als Denkmal aufgestellt, die wenige Monate zuvor Sonderzüge mit faszinierten Bahnfans durch das Tal der Anger beförderte.
An einem sonnigen Nachmittag im Februar 1977 gab es hier wohl den letzten Einsatz einer Bundesbahn-Dampflok. Die Maschine mit der Nummer 052 908-1 hatte eine Sonderleistung nach Flandersbach gebracht. Die Rückfahrt ins Ruhrgebiet erfolgte ohne Waggons. Der Fahrdienstleiter des Bahnhofes Hofermühle nahm die einzeln fahrende Lok „auf die Seite“: Der dichte Regelzugverkehr hatte Vorrang, dafür wurden die beiden Durchfahrtsgleise gebraucht. Symbolhaft musste der Veteran auf einem Abstellgleis warten.
Lok steht nun im Taubertal
Der Heizer genoss auf dem Führerstand am offenen Fenster die milde Februarsonne und döste dem Feierabend entgegen. Vielleicht war er froh, dass die Kohlenschaufelei ein Ende hatte: Die ungepflegte und heruntergekommene Maschine wurde wenige Tage später als eine der letzten vier ihrer Art ausgemustert. Allerdings wurde sie nicht zerlegt und dem Rohstoffkreislauf zugeführt, sondern bekam einen Ehrenplatz in der Stadt Lauda im Taubertal, wo sie bis heute an die Bedeutung der Eisenbahn für den Ort erinnert.
>>> ENDE EINER ÄRA VOR 40 JAHREN
- Die allerletzte Bundesbahn-Dampflok fuhr am 26. Oktober 1977 in Emden. Mit dem Ende einer Ära wurde ein generelles Dampflokverbot auf allen DB-Strecken erlassen.
- Das wurde 1985 mit den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Eisenbahn in Deutschland gelockert und später ganz erlassen. Auch auf der Angertalbahn fuhren danach mehrere Sonderzüge mit verschiedenen Museumsdampflokbaureihen.