Das Übergangswohnheim an der Friedhofsallee. Manche Bewohner machen das Beste aus ihrer trostlosen Situation. Andere lassen ihren Frust an den Containern aus

Lange Flure, kahle Wände: Das Übergangswohnheim ist kein Ort, an dem man lange bleiben möchte. Fotos: WAZ, Franz Meinert
Lange Flure, kahle Wände: Das Übergangswohnheim ist kein Ort, an dem man lange bleiben möchte. Fotos: WAZ, Franz Meinert © WAZ

Weit weg von der Innenstadt, zwischen der ehemaligen Mülldeponie und dem Friedhof, stehen die drei Container - das Übergangswohnheim der Stadt. Für Menschen, die in Deutschland bleiben wollen und darauf warten, dass sie das auch dürfen. Manche Familien warten seit Jahren. Jedes Asylbewerberverfahren ist anders. Die Konsequenz für die Betroffenen immer die gleiche: ein Leben im Schwebezustand. Mal kürzer. Mal länger.

Manche Bewohner machen einfach das Beste daraus, haben sich in ihren Zimmern mit Möbel-Spenden eingerichtet so gut es geht. Ein Stück Privatsphäre, dekoriert mit Erinnerungen aus der Heimat. Wie Saleh Terlo aus Syrien oder das Ehepaar Nembaki nebenan aus dem Kongo: Sauber und ordentlich, geradezu mustergültig sind ihre Räume. "Es gibt solche und solche", weiß Hausmeister Michael Schob und schließt eine Tür auf der anderen Seite des Flures auf, hinter der derzeit niemand mehr wohnt: Die Kunststoffbeschichtung der Nasszelle ist total verdreckt, der Abfluss funktioniert nicht mehr, der Boden der Dusche zeigt Auflösungserscheinungen, im Wohnraum sitzt überall der Schimmel. Schob schüttelt den Kopf: "Ich weiß nicht, wie jemand das so hinterlassen kann." Fast 80 Personen leben zurzeit im Übergangswohnheim; manchen von ihnen scheint einfach alles egal.

Rund 26 000 Euro hat die Stadt Heiligenhaus im vergangenen Jahr in die Unterhaltung der drei Übergangsbauten gesteckt - "dabei haben wir nur das Notwendigste gemacht", sagt Volker Hoven vom zentralen Immobilienservice. Weil die zehn Jahre alten Container längst so marode sind, dass man grundsätzlich über ihre Zukunft nachdenken muss.

Wind und Wetter haben deutliche Spuren hinterlassen - und die Nutzer auch. Durch Gleichgültigkeit und Zerstörungswut. Vor allem die Gemeinschaftsbereiche zeugen davon, sind in einem desolaten bis ekelhaftem, weil verdrecktem Zustand. Menschenunwürdig, unzumutbar - das sind die Vokabeln, die einem spontan einfallen. Warum sieht es im Übergangswohnheim so aus? Müsste die Stadt hier nicht handeln? "Sie kommen nicht dagegen an", sagt Volker Hoven. Erklärungsversuche: viele verschiedene Mentalitäten auf engem Raum, fehlendes Verantwortungsbewusstsein, Agression, Frust, Langeweile. Dabei sind die Bewohner keineswegs sich selbst überlassen: Zwei Hausmeister kümmern sich, die Sozialbehörde, Ehrenamtliche. Liebevoll wurde ein Raum als Kindergarten ausgestattet, und auch die neue Teeküche sieht ordentlich aus - beides wird nur unter Aufsicht genutzt.

Schwieriger ist die Kontrolle beim Energieverbrauch: Manche lassen einfach das Licht brennen, auch wenn sie den ganzen Tag außer Haus sind; andere stellen den Zweiplattenkocher an, wenn ihnen kalt ist. Und die Stadt muss zahlen. In der zentralen Küche gibt's deshalb Strom und Wasser nur noch per Druckschalter für jeweils zehn Minuten; das Flurlicht ist an Bewegungsmelder gekoppelt. Den Nutzern fehlt die Einsicht, der Stadt fehlen die Möglichkeiten zur Sanktion. Wer arbeiten gehen darf und Einnahmen hat (aber noch keine Wohnung), muss monatlich 110 E pro Person für die Unterkunft im Übergangswohnheim bezahlen - egal wieviel Strom oder Wasser er verbraucht. Ungerecht? "Ja sicher, aber was sollen wir machen?", sagt Volker Hoven.