Die ehemalige Bürgermeisterin Helga Schniewind feiert Geburtstag. Sie ist auch heute noch sehr aktiv und verfolgt das politische Geschehen genau.

  • Die ehemalige Bürgermeisterin Helga Schniewind feiert am 11. November ihren 90. Geburtstag
  • Sie lenkte von 1979 bis 1984 als bislang einzige Frau die Geschicke der Stadt
  • Auch heute noch ist sie sehr aktiv und hat eine klare Meinung nicht nur zur Lokalpolitik

„Früher fand ich mein Geburtsdatum gar nicht lustig, aber das hatte sich geändert, als ich ins Rheinland kam.“ Am heutigen Elften im Elften wird Helga Schniewind 90 Jahre alt.

Geboren und aufgewachsen ist die gebürtige Helga Snethlage auf einem Gut in Hinterpommern, der Krieg verschlug die Tochter eines bekannten Jagdschriftstellers zu Verwandten nach Schleswig-Holstein. Von dort zog es die Familie ins Rheinland.

Schon immer für Politik interessiert

Nach der Heirat mit einem Mann vom einem Nachbargut in Hinterpommern, der in der Kfz-Branche tätig war und ein VW-Autohaus in Heiligenhaus eröffnet hatte, zog die Familie 1961 in den Neubau im Baumviertel. „Hier war absolutes Niemandsland, wir konnten erst bauen, nachdem Bauer Einloos abgeerntet hatte“, erinnert sie sich.

Politik interessierte die Mutter von fünf Söhnen immer schon. „Die FDP hatte meinen Vorstellungen am meisten entsprochen, also bin ich mal zu einer Versammlung gegangen.“ 1974, im Zeichen des bevorstehenden Jahres der Frau, wurde Helga Schniewind für den Rat aufgestellt und anvancierte gleich zur zweiten stellvertretenden Bürgermeisterin.

Körperlich und geistig ist die 90-Jährige noch sehr frisch

„Nach der Kommunalwahl 1979 wollten weder FDP noch SPD nach 15 Jahren wieder einen Bürgermeister Felix Wittmann.“ In einer Aufsehen erregenden Ratssitzung in der Aula des Gymnasium wurde sie zur bisher einzigen Frau im Bürgermeisteramt der Stadt (bis 1984) gewählt.

Doch: „So ungewöhnlich war das nicht, die Hälfte der Bürgermeister der zehn Städte im Kreis waren weiblich“, bemerkt die liberale Politikerin. Sie sieht es als einen Erfolg an, dass sich der Ton im Rathaus änderte und ein fairer Umgang miteinander gepflegt wurde. Gerne denkt sie daran, wie sie mit Klaus-Peter Röskes die Wasserrutsche im Freibad bestieg, um sie bestimmungsgemäß einzuweihen.

Sport war der Bücherfreundin immer wichtig, so war sie 40 Jahre lang Geschäftsführerin des TUS Hetterscheidt. Regelmäßig geht sie schwimmen. „Natürlich im Heljensbad, denn ich lege allergrößten Wert darauf, dass es erhalten bleibt. Wo sonst sollen unsere Kinder schwimmen lernen?“ fragt sie.

Helga Schniewinds Mutter wurde 102 Jahre alt

Mit 60 hatte sie endlich Zeit, große Radtouren zu unternehmen. Es ging zu den Partnerstädten in England und Frankreich und über den Reschenpass. Vor wenigen Tagen machte sie Urlaub auf Texel. Dort fuhr sie täglich 20 bis 30 Kilometer mit Rad. Selbstverständlich steuerte sie das Wohnwagengespann persönlich auf die holländische Insel.

Trotz ihrer außerordentlichen körperlichen und geistigen Frische spürt sie das Alter: „Beim Schwimmen komme ich vor wie eine bleierne Ente.“ Positiv registriert die ehemalige Chefin des Rates den Wandel in Heiligenhaus. „Das Stadtbild hat sich nett gemacht“, stellt sie fest und hält es für keinen Fehler, dass das Einkaufszentrum auf dem Kiekert-Gelände gestorben ist. Und die Grande Dame der Heiligenhauser Politik würde es gerne sehen, wenn der Südring gegenläufig würde. „Seinerzeit wurde das wegen der anliegenden Firmen abgelehnt, jetzt gibt es die nicht mehr. Drei Fahrspuren Richtung Osten und nur eine Richtung Westen – das geht nicht.“

Zur ihrem Geburtstag wünscht sich Helga Schniewind, dass alle von der Familie kommen und gesund sind. „Ob ich den Ehrgeiz meiner Mutter habe, 102 Jahre alt zu werden, das weiß ich nicht.“