Manuela Stadtfeld hat mit ihrem Pferd schon häufiger brenzlige Situationen im Straßenverkehr in Heiligenhaus erlebt. Sie hat Warnkleidung für Mensch und Tier entwickelt.

Der Zehnthofweg in der Hofermühle ist so schmal, dass gerade mal ein Auto knapp hindurch passt. Sind dann auch noch Reiter auf dem Weg zwischen den Feldern unterwegs, wird es eng für alle Verkehrsteilnehmer. Brenzlige Situationen hat Einstellerin Manuela Stadtfeld mit ihrem Wallach Schalom schon öfter erlebt. Eine gefährliche Begegnung im vergangenen Jahr hat die passionierte Reiterin dazu bewogen, mehr für die Sicherheit im Straßenverkehr zu tun. Denn viele – ob Reiter oder Autofahrer – wissen nicht, wie sie mit dem jeweils anderen Verkehrsteilnehmer umgehen sollen. Passend zur Aufklärungsarbeit hat sich Stadtfeld überlegt, Reiter mit leuchtenden Warnwesten auszustatten.

„Ich hatte im vergangenen Jahr fast einen Unfall im Angertal. Das Pferd meiner Begleiterin hätte mit seinem Hintern fast das Auto polieren können“, erinnert sich Manuela Stadtfeld. Ein älterer Herr sei zuerst sehr dicht aufgefahren und habe die beiden dann, ohne merklich zu bremsen, überholt. Lautes Rufen der Reiterin habe den Mann schließlich doch noch wenige Meter später zum Anhalten gebracht. Im Gespräch sei schnell klar geworden: Der Mann wusste einfach nicht, wie die Regeln für Pferde im Straßenverkehr sind. Kein Wunder, denn „laut Polizei sind die Regeln sehr schwammig und es kommt immer wieder zu Konflikten.“

Facebook-Post vielfach geteilt

Nach diesem beinahe Unfall postete Stadtfeld den Vorfall auf Facebook. Rund 200 000 Leute teilten den Inhalt im sozialen Netzwerk und brachten die Warnwesten-Aktion ins Laufen. Stadtfelds Wallach Schalom wäre nach der Straßenverkehrsordnung ein Kraftfahrzeug. Auch er muss sich an das „Rechtsfahrgebot“ halten. Für die Autofahrer hingegen bedeutet das, dass sie genügend Sicherheitsabstand zum Pferd halten müssen. „Dazu muss man noch bedenken, dass Pferde Fluchtiere sind und unruhig werden können.“

Dieses angeborene Verhalten kann gerade in Bezug auf Radfahrer schnell zur einer Gefahr werden. Diese sausen nämlich fast geräuschlos Hügel hinunter oder Straßen entlang. Kommen sie dabei von hinten an eine Gruppe Reiter heran, ist es empfehlenswert, sich mit Rufen aus größerer Entfernung bemerkbar zu machen. „Allerdings sollten Autofahrer, wenn sie sich von hinten nähern, nicht hupen“, gibt Stadtfeld einen Tipp. Dieses Geräusch sorgt zusätzlich beim Pferd für Stress.

Sie möchte mit ihrer Aufklärungsaktion nicht den Zeigefinger gegen die Autofahrer erheben, sondern auf Verhaltensweisen aufmerksam machen. Dass das nicht nur in einer Richtung funktioniert, ist der Reiterin klar. „Man darf nicht gebisslos ins Gelände gehen“, erklärt sie. Nur mit einem Stallhalfter ausgestattet, ist das Pferd kein sicherer Verkehrsteilnehmer. „Viele wissen auch nicht, dass sie außerdem beleuchtet sein müssen.“ Und genau hier kommen Stadtfelds Warnwesten ins Spiel. Die neongelben Hinweise sind schon von Weitem deutlich zu erkennen und reflektieren die Autoscheinwerfer in der Dämmerung. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten entwirft und vertreibt sie diese online.

Fehlen von Reitwegen

Neben Ahnungslosigkeit auf beiden Seiten und schwammigen Regeln spielt auch das Fehlen von Reitwegen eine große Rolle beim Konfliktpotenzial. „Was viele nicht wissen, ist, dass wir nicht so einfach auf Wiesen oder Felder ausweichen dürfen. Die sind in privatem Besitz und damit ist das verboten“, erklärt Stadtfeld. Somit sind Reiter gezwungen, die Straßen mitzubenutzen. Auch Rad- und Fußwege sind tabu. Den schwarzen Peter bezüglich des Reitwegeproblems der Stadt Heiligenhaus in die Schuhe zu schieben, wäre falsch, findet Manuela Stadtfeld. „Viele Flächen sind nicht in städtischem Besitz. Eigentlich müsste man alle mal an einen Tisch bringen – Reiter, Bauern, Kreis und Stadt“, schlägt sie vor.