Heiligenhaus/Kettwig. Auch Trinkwasser aus der Ruhr sprudelt aus den Heiligenhauser Kränen. Im Wasserwerk Kettwig wird die trübe Flüssigkeit umfangreich aufgearbeitet und dann nach Hetterscheidt befördert.
Sauberes Wasser macht Krach. Zumindest, wenn im Wasserwerk Kettwig aus trübem Nass klares Trinkwasser wird. Den Weg durch das Werk nimmt auch ein Teil des Wassers, das in Heiligenhaus aus den Kränen strömt. In den vergangenen Jahren wurden je nach Verfügbarkeit der örtlichen Aufbereitungs- und Förderkapazitäten jährlich zwischen 5000 und 140 000 Kubikmeter nach Heiligenhaus geliefert.
Während die Heiligenhauser Stadtwerke beispielsweise an der Ruhrstraße einen neuen Brunnen bohrten, kam Trinkwasser aus Kettwig – und damit auch aus der Ruhr. Denn während das Heiligenhauser Wasser aus den Tiefen des Gesteins nach oben geholt wird, gewinnt die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW), die das Werk in Kettwig betreibt, Trinkwasser aus Oberflächengewässer.
Weniger Kalkablagerungen
Den Unterschied wird der Verbraucher nicht schmecken, aber sehen – zumindest, was die Kalkablagerungen angeht. Denn das Essener Wasser hat eine Eigenschaft, die mancher Heiligenhauser sehr schätzt: es enthält deutlich weniger Kalk als das hiesige Nass aus dem Karstgestein.
Volker Niechciol, Abteilungsleiter Planung/Engineering der RWW, hebt seine Stimme an, um gegen den Lärm anzukommen, der von den Pumpen im Maschinenhaus des Werks am Mintarder Weg ausgeht. Das lärmende Herz der Anlage ist 60 Jahre alt und wurde jetzt für 2,5 Millionen Euro komplett umgebaut. „Eines unserer Werke in Mülheim soll in den kommenden Jahren wegfallen, den Ersatz schaffen wir hier in Kettwig“, erläutert der Fachmann. Das Wasserwerk belieferte bislang die Städte Velbert, Ratingen, Wülfrath und im Notfall eben Heiligenhaus. Künftig erhalten auch die Mülheimer Trinkwasser aus Kettwig. Bei den Kettwigern selbst fließt übrigens kein Wasser aus dem RWW-Werk im Mintarder Weg aus der Leitung. Der Stadtteil erhält das Trinkwasser traditionell von den Essener Stadtwerken.
Das Wasser, das später klar auch aus den Heiligenhauser Hähnen läuft, kommt als trübes Flusswasser aus dem Oberstau des Kettwiger Wehres. Eine etwa einen Kilometer lange Leitung bringt die Flüssigkeit zum RWW-Werk. Dort wird das Wasser in verschiedenen Stufen umfangreich aufgearbeitet. Dabei wird es nicht nur von den tosenden Pumpen befördert, sondern auch durch so genannte Sedimentationsstufen geschleust. Dem Flusswasser werden Flockungsmittel zugesetzt, damit die Verunreinigungen sich besser absetzen können. In einer weiteren Stufe wird dem Ruhrwasser Ozon zugefügt. „Das erzeugen wir hier selbst aus der Kettwiger Luft“, erklärt Niechciol, während er durch das Wasserwerk führt. Ozon hilft den Wasseraufbereitern dabei, die Kohlenstoffverbindungen aufzubrechen, um sie so aus dem Wasser filtern zu können. Anschließend passiert die Flüssigkeit überdimensionale Filter aus Sand, Kies und Aktivkohle.
Unterirdischer Speicher
Bevor das Kettwiger Wasser sich jetzt gereinigt auf den Weg zu den Verbrauchern macht, landet es in einem riesigen unterirdischen Wasserspeicher. „Oben sieht man nur eine Grasnarbe, in den Untergrund passen 55 000 Kubikmeter Wasser“, erklärt Volker Niechciol. Diese sogenannte Wassergewinnungsfläche, die von einer Dichtwand umschlossen ist, beträgt rund 250 000 Quadratmeter. Dort wird das Wasser „geschönt“. Gerade im Sommer ist das Flusswasser mit bis zu 25 Grad ziemlich warm, im unterirdischen Speicher kühlt es nicht nur ab, dort findet auch eine weitere Qualitätsverbesserung statt. Um den Trinkwasserspeicher vor Hochwasser zu schützen, investierte die RWW vor einigen Jahren drei Millionen Euro in die „Einhausung“ des Geländes.
Wasservorrat in Hetterscheidt
Bevor das Wasser das Gelände im Mintarder Weg verlässt, muss es erst wieder aus dem Gewinnungsgelände heraus gesaugt werden. Dabei wird auch gleich mittels Natronlauge der pH-Wert angeglichen, so, wie es in der Trinkwasserverordnung vorgeschrieben ist.
Etwa zehn Kilometer legt das geklärte Wasser jetzt noch auf seinem Weg nach Heiligenhaus zurück. Dort macht es Station in Hetterscheidt. Die RWW unterhält in dem Ortsteil zwei Wasserbehälter, die jeweils 5000 Kubikmeter Trinkwasser bevorraten können. Von dort aus fließt das Lebensmittel Nr. 1 in die Leitungen der Heiligenhauser Verbraucher – aber nur bei Bedarf.