Heiligenhaus. . Volkshochschule startet Modellprojekt für Mütter und Kinder. Frauen lernen die deutsche Gesellschaft kennen, Jungen und Mädchen sollen Flucht verarbeiten
Im Volkshochschulgebäude am Südring startet in einigen Wochen ein Modellprojekt für Flüchtlinge. Es richtet sich an Mütter mit Kindern. Während den Frauen deutscher Alltag und Kultur nahe gebracht werden, dürfen die Kinder spielen und toben, können hier eventuelle traumatische Erfahrungen verarbeiten. Möglich wird das Projekt durch die finanzielle Unterstützung der Kreissparkasse Düsseldorf.
Flüchtlinge sind oft isoliert
„Mütter und Kinder leben in den Flüchtlingsunterkünften isoliert, haben kaum Kontakt zu Deutschen, vor allem, wenn die Jungen und Mädchen noch keine Kitas oder Schulen besuchen“, sagt Rüdiger Henseling, Leiter der Volkshochschule Velbert/Heiligenhaus. „Jedes Jahr ist dann ein verlorenes Jahr“, führt er weiter aus. Dabei lernten gerade kleine Kinder schnell die Sprache. So kam die Idee für dieses Projekt auf, das die Integration der Flüchtligen in die deutsche Gesellschaft fördern soll.
Mit Beate Buchborn hat die VHS eine Fachfrau, die lange als Therapeutin und Sozialarbeiterin gearbeitet hat. Sie übernimmt die Kindergruppe, will sie psychomotorisch betreuen. Durch Bewegung sollen die Kinder so ihre schlimmen Fluchterlebnisse verarbeiten. Dies ist besonders für die jungen Flüchtlinge geeignet, weil sie ja die deutsche Sprache noch nicht beherrschen.
Eine weitere Fachkraft kümmert sich um die Mütter, die im gleichen Gebäude wie ihr Nachwuchs zusammenkommen. Die Frauen sollen unter anderem ganz praktisches Wissen über gesunde Ernährung erhalten. „In der hiesigen Glitzerwelt ist es verführerisch, sich und die Kinder von Fast Food und Fertiggerichten zu ernähren“, erklärt Henseling. Auch elementare Grundkenntnisse in Kindermedizin werden vermittelt. In weiteren Schritten werden den Müttern die Werte und Normen unserer Gesellschaft sowie Kenntnisse über herrschende Regeln und Rechtsnormen nahe gebracht.
Das Sozialamt der Stadt Heiligenhaus wählt momentan passende Mütter und Kinder aus. „Es sollten nur solche Familien sein, die ein dauerhaftes Bleiberecht hier bekommen, also zumeist Syrer und Iraker“, führt Jörg Saborni, Leiter des Heiligenhauser Sozialamtes, aus. Wobei klar ist, dass es ein gutes Maß an Überzeugungsarbeit nötig sein wird, bis die Frauen bereit sind, an dieser Maßnahme teilzunehmen. „Aber wenn sie sehen, dass die Treffen ihren Kindern gut tun, werden sie kommen“, sagt Buchborn. Ein oder zwei Mal in der Woche sollen die Gruppen für jeweils rund 90 Minuten zusammenkommen. Insgesamt zehn Treffen sind geplant. Es ist für mehrere Durchgänge Geld vorhanden. „Wenn aber Bedarf besteht, dann würde die VHS auch das Angebot verlängern“, erklärt Henseling.
Das Projekt sorgt schon jetzt Furore. Denn auch die Velberter wollen mitmachen. Hier übernimmt der Verein für Velberter Kinder die Finanzierung.