Heiligenhaus.. Die WAZ hebt vom Flugplatz Meiersberg ab und dreht mit Sportpilot Alfred Düllberg eine Runde zum höchsten Punkt der Stadt – 300 Meter über dem Boden.

Die Sonne brennt. Nur schemenhaft lässt sich durch die Spiegelung der Scheibe die Welt draußen erkennen. Das Cockpit hat sich auf über 30 Grad aufgeheizt. Noch ein Grund für mich, ins Schwitzen zu geraten. Mit einem lauten Dröhnen heult der Motor auf. Vollgas. Der Flieger schaukelt auf der holprigen Wiese hin und her, wird immer schneller. Kaum spürbar verliert er schlagartig seine Bodenhaftung. Die Wiesen und Felder im Heiligenhauser Süden werden unter uns kleiner und kleiner.

Mit Sportflieger Alfred Düllberg (80) geht es hinauf zum höchsten „Punkt“ in Heiligenhaus. Der liegt, wenn man es nicht ganz so genau nimmt, nicht am Boden, sondern (circa) in luftigen 300 Metern Höhe über der Stadt. So hoch ist kein Heiligenhauser Gebäude. Und vom kleinen Motorsegler aus kann man ja auch viel mehr erkennen, als in einer hoch fliegenden Linienmaschine aus Düsseldorf.

Den Flug verträgt nicht jeder

Alfred Düllberg besitzt langjährige Erfahrung mit der kleinen Propellermaschine. „Ich fliege schon seit 1985. Pro Woche hebe ich mehrere Male vom Flugplatz Meiersberg ab“, erklingt die Stimme des Piloten in meinem Kopfhörer, während draußen die Welt vorbeifliegt. Der Flugplatz ist schon nach kurzer Zeit bei 160 Stundenkilometern nicht mehr zu erkennen. Beim Blick aus dem Cockpit werden die riesigen Kalksteinwerke Wülfrath größer und größer: Zahlreiche Fabriktürme, Hallen, Bahngleise, samt See und dem immensen Tagebau.

Doch unser Reiseziel ist Heiligenhaus. Alfred Düllberg fliegt eine scharfe Linkskurve, die kleine Maschine ruckelt uns kräftig durch. Für mich ein Signal, mich schnell irgendwo festzuhalten. Noch vertraue ich der Technik nicht so ganz... Und so ein Flug ist nichts für einen schwachen Magen. „Es gab auch schon einige, die das nicht so gut vertragen haben“, sagt Alfred Düllberg schmunzelnd. Zum Glück gibt es in der Seitenscheibe eine kleine Luke in Kopfhöhe, die sich öffnen lässt, denke ich so bei mir.

Die Kontrollzone ist gesperrt

Kapitän Düllberg funkt derweil den Düsseldorfer Flughafen an. Nicht, weil der Motorsegler dort landen soll, sondern weil Heiligenhaus in der Kontrollzone des Airports liegt und die Hobbypiloten eine Genehmigung brauchen, um hindurch zu fliegen. „Hier Kilo Golf Tango India. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich vom Flugplatz Meiersberg in die Zone fliege“, ertönt es über Funk in der Fliegersprache. Enttäuschend die Antwort: „Hier Düsseldorf Tower. Negativ, wir haben die Bahn 5 mit Verkehr offen.“

Eine Runde direkt über die Heiligenhauser Innenstadt ist uns damit nicht möglich. Stattdessen fliegen wir entlang der A 44-Trasse, die noch außerhalb der Kontrollzone liegt. Inzwischen ist die Reiseflughöhe von 300 Metern erreicht. Vergeblich warte ich darauf, dass eine freundliche Flugbegleiterin mit Getränken oder Snacks vorbeikommt. Aber mein Magen hat ja gerade sowieso andere Sorgen.

Am Ende geht es schnell nach unten

Die sind aber nicht allzu schlimm und so versuche ich einfach, den Ausblick zu genießen. Auch aus dieser Höhe sind die Heljenser Landmarken gut erkennbar: St. Suitbertus ebenso wie das neue Campus-Gebäude oder das Heljensbad. Doch noch viel weiter kann man aus 300 Metern Höhe in die Ferne blicken. So ist beispielsweise der Telebert in Velbert gut sichtbar. Die Arena eines blau-weißen Bundesliga-Vereins im nördlichen Ruhrgebiet ist ebenso zu erkennen. Da meldet sich dann plötzlich doch wieder der Magen...

Ablenkung kommt vom Piloten: „Das da drüben ist die Ruhrtalbrücke in Mintard“, zeigt Alfred Düllberg nach rechts. Schemenhaft ragen die großen Brückenpfeiler in die Höhe. „Da links ist der Rheinturm in Düsseldorf.“ Durch den Panoramablick wird das Cockpit zum Ort der höchsten Gefühle. Da beruhigt sich auch der Magen wieder.

Jedenfalls, bis es wieder in den Sinkflug geht. Wieder fliegt der Pilot eine scharfe Linkskurve, stoßweise sinkt der Vogel rasch nach unten. Wenige Meter sausen wir über die grüne Wiese hinweg. Mit einem Poltern setzt der Flieger auf dem grasgrünen Landebahn auf und kommt wenig später vor dem Hangar zum Stehen. Die Reise zum höchsten Punkt in Heiligenhaus ist nach 17 spannenden Minuten schon wieder vorbei. Sie waren auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis.

Der höchste Punkt liegt in Hetterscheid

Die Maschine, mit der wir unsere Runde über Heiligenhaus gedreht haben, ist eine Super Dimona. Der zweisitzige Motorsegler wurde von Diamond Aircraft mit Sitz in Wiener Neustadt im Jahr 2001 gebaut und hat eine Spannweite von mehr als 16 Metern.

Die Höchstflugmasse (mit zwei Passagieren) liegt bei 770 Kilogramm. Das Flugzeug erreicht eine Reisegeschwindigkeit von rund 200 Stundenkilometern. Mit vollem Tank kann die Maschine vier bis fünf Stunden in der Luft bleiben. „Damit sind Flüge bis nach Freiburg oder zur Nordsee möglich“, sagt Düllberg.

Übrigens: Der höchste Punkt auf Heiligenhauser Boden liegt in Hetterscheidt, bei den drei Wasserbehältern hinter Blumen Kapitzke auf rund 243 Metern.