Heiligenhaus. . Wer einen Garten hat, der hat dieses Jahr viele unerwünschte Gäste: Überall fressen Nacktschnecken das Grün. Auch Heiligenhauser plagen sich damit.
Der neue Blumenstrauß ist gerade zum Friedhof gebracht, da kommt man zwei Tage später wieder und alle Blüten und Blätter sind aufgefressen. Nach den Übeltätern muss man nicht lange suchen: In der Vase liegen etliche tote Nacktschnecken. Die machen sich gerade überall breit, denn für die Kriechtierchen ist es der Sommer ihres Lebens.
So eine Situation beschreiben derzeit zuhauf WAZ-Leser. Nur subjektive Eindrücke? „Nein, wir haben dieses Jahr wirklich enorm viele Schnecken“, weiß auch Iris Peters von der Baumschule Schwendenmann an der Langenbügeler Straße. „Der Grund ist ganz einfach: Es hat sehr viel geregnet und Schnecken lieben es feucht. Und wir haben einen extrem feuchten Sommer.“ Denn die Kriechtiere brauchen die Feuchtigkeit, um überhaupt loszulaufen. „Die finden es also ganz toll, dass der Sommer dieses Jahr nicht so trocken ist“, berichtet Peters.
Schnecken offensichtlich dieses Jahr sehr hungrig
Auch in der Baumschule wird man nicht von der Plage verschont: „Wir hatten jetzt zehn Jahre relativ viel Ruhe mit Schnecken. Ich habe hier ein Salbeibeet angelegt – das ist nun komplett abgefressen“, erzählt Peters lachend. Doch lustig ist es für viele Hobbygärtner gar nicht mehr, denn die Schnecken sind dieses Jahr offensichtlich besonders hungrig. „Sobald sie loslaufen können, suchen sie nach Futter. Und je besser es ihnen geht, desto mehr Schnecken haben wir“, weiß Iris Peters.
Was kann man dagegen tun? „Wirklich hilft leider nur die Chemiekeule, aber die muss auch nach jedem Regen neu aufgetragen werden“, erklärt Peters. Wer nicht zur drastischen Methode greifen will, kann Pflanzen rund um das Beet setzen, die Schnecken nicht so mögen. „Alles, was haarige Blätter hat oder besonders riecht, wie zum Beispiel Thymian, Scharfgarbe oder Frauenmantel“, rät die Expertin.
Grobe Pinienerde
Hausmittelchen gebe es auch, wie Bier- oder Duftfallen, „aber da muss man dann auch aus dem Bierglas die ganzen toten Nacktschnecken entsorgen, das ist auch nichts für jeden.“ Viele ihrer Kunden haben Peters bereits um Rat gefragt, an vielen Stellen machen die hungrigen Mäuler einfach keinen Halt vor nichts. „Was man auch noch machen kann, ist grobe Pinienerde benutzen. Da kommen die Schnecken nicht besonders gut drüber weg.“
Bald beginnt wieder der Herbst und dann gibt es morgens Tau. Dann können die Schnecken wieder losziehen. Da bleibt einem in diesem Jahr wohl oder übel nichts anderes übrig, als Kakteen zu pflanzen.
Fressfeinde und Schutzringe
Doch welche schonenden Möglichkeiten gibt es, der Plage Herr zu werden? Auch der Naturschutzbund Nabu rät auf seiner Homepage dazu, mehrere Methoden im Kampf gegen die Schneckenplage anzuwenden. Er empfiehlt aber vor allem, natürliche Feinde der Schnecken wie Igel, Kröten oder Blindschleichen oder je nach Gartengröße auch Enten und Hühner zu fördern. Die alle haben die Nacktschnecken und ihre Gelege nämlich zum Fressen gerne.
Schutzringe um Gemüsebeete aus Sägemehl, Steinmehl oder Branntkalk würden laut Nabu zwar Schnecken durch ihre entfeuchtende Wirkung fernhalten, müssen aber nach jedem Regen neu aufgebracht werden. Kaffeesatz mögen die Tierchen übrigens auch so gar nicht.
Schnecken helfen auch
Welche Lösung man also auch findet, fest steht auch, dass Schnecken nicht nur eine Plage sind, sondern auch im Garten helfen.
Bei allem Ärger über Fraßschäden sollte man also bei der Schneckenbekämpfung nicht zu eifrig vorgehen. Schnecken sind laut Nabu nämlich auch der Gesundheitsdienst im Garten. Sie fressen verwesende Pflanzenteile und tote Tiere und seien damit ein nützlicher Bestandteil der Lebensgemeinschaft.
Zudem zersetzen sie Pflanzenreste und helfen so bei der Humusbildung mit. Dieser Sommer läuft bei ihnen dank der Feuchtigkeit nur eben besonders gut.