Heiligenhaus. . Die Realschule und die IG Metall arbeiten zusammen, um junge Flüchtlinge besser auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Gewerkschaft will Praktika vermitteln.
- Die Realschule in Heiligenhaus und die Gewerkschaft IG Metall kooperieren, um jungen Flüchtlingen zu helfen
- Dabei stellt die IG Metall den Kontakt zwischen den Schülern aus der Integrationsklasse und Betrieben her
- Ziel ist es, mehrwöchige Praktika zu vermitteln, bei denen die Schüler in die Arbeitswelt schnuppern können
Es ist ein Beispiel von Integration, das Schule machen könnte: Die Realschule in Heiligenhaus und die Gewerkschaft IG Metall haben eine Kooperation vereinbart, um junge Menschen aus der Flüchtlingsklasse besser an die Arbeitswelt heranzuführen. So will die Gewerkschaft ihre Kontakte zu den Betrieben nutzen und Praktikumsplätze für die Jugendlichen vermitteln. Und damit die heranwachsenden Flüchtlinge nicht sprachlos an die Sache herangehen, stiftete die IG-Metall-Bezirksverwaltungsstelle am Donnerstag gleich neue Deutschbücher und Unterrichtsmaterialien.
So lernen derzeit 23 Kinder aus vielen Ländern wie Syrien, dem Irak, Serbien, Guinea oder Bulgarien in der Flüchtlingsklasse der Realschule. Ihre Altersstruktur ist ebenfalls breit gestreut: Die 19 Jungen und vier Mädchen sind zwischen zehn und 18 Jahre alt. Dementsprechend gefordert ist Klassenlehrer Ridoin Ourraoui: Er soll den jungen Menschen vor allem gute Deutschkenntnisse beibringen, damit sie sich – auch später im Beruf – vernünftig verständigen können. „Wir haben hier insgesamt 23 Deutsch-Niveaustufen in der Klasse“, sagt er mit einem Lachen.
Auch sonst ist die Atmosphäre im Unterricht eher gelöst. Die Schüler verfolgen aufmerksam die Worte ihres Lehrers, niemand redet dazwischen, es wird auch gelacht. Und was noch auffällt: Immer wenn jemand die Klasse betritt, stehen die jungen Flüchtlinge artig auf. Solche Regeln würde man eher nur noch bei Lateinlehrern alten Schlages erwarten – doch an der Realschule ist dieses Verhalten für alle gültig, wie Schulleiterin Sonia Cohen ausführt: „Alle unsere Schüler stehen dann auf. Wir legen Wert auf den respektvollen Umgang miteinander.“
12 Stunden Deutsch pro Woche
Großen Wert misst die Schule natürlich auch den Lernerfolgen ihrer Schüler – und auch der Flüchtlingskinder – bei. So sei im vergangenen Jahr die Flüchtlingsklasse eingeführt worden. Und bereits jetzt seien 20 Schüler daraus in die Regelklassen gewechselt. Hier zahle sich besonders die gezielte Deutsch-Förderung aus, schildert Klassenlehrer Ourraoui. „Die Schüler haben 22 Unterrichtsstunden pro Woche, davon sind zwölf Stunden Sprachenerwerb“, sagt der 36-Jährige. Zudem würden die Kinder und Jugendlichen in Kleingruppen gefördert.
Dabei kann die Realschule auf Hilfe von anderen Schulen der Stadt bauen. „Auch Lehrer des Gymnasiums und der Gesamtschule unterrichten die Flüchtlinge bei uns. Im Düsseldorfer Kultusministerium ist das auch als Heiligenhauser Modell bekannt“, erklärt Schulleiterin Sonia Cohen.
Da zeigte sich der 1. Bevollmächtigte der Velberter IG Metall-Verwaltungsstelle, Michele Dattoro, beeindruckt von dem Lerneifer der Schüler. „Integration kann auch nur gelingen, wenn sich Flüchtlinge für Ausbildung öffnen. Das A und O ist dabei natürlich die Sprache“, meinte er. Damit hätten die jungen Menschen es auf dem Arbeitsmarkt leichter, wozu auch die IG Metall beitragen und Betriebe und die Flüchtlinge zusammenbringen wolle.
Schon jungen Flüchtlingen geholfen
Dattaro hat auch schon Erfahrungen darin, Praktikumsplätze für junge Flüchtlinge zu finden. Zusammen mit dem Velberter Jugendmigrationsdienst „Internationaler Bund“ hat er acht jungen Flüchtlingen mehrwöchige Praktika bei Unternehmen wie beispielsweise Carl Fuhr vermittelt.