Heiligenhaus. .
Dass Christine Ciomperliks Küche ihr auf ihre alten Tage noch so viel Ärger bescheren würde, hatte sie nicht erwartet. Dabei geht es im Grunde genommen lediglich um die Entsorgung der 20 Jahre alten Einbauschränke. Und die wollte die 77-Jährige jetzt ganz ordnungsgemäß vom Sperrmüllentsorger abholen lassen. Der zuständige Entsorger Awista aus Düsseldorf verweigerte allerdings die Mitnahme der Möbel.
Den hatte die Seniorin von ihren Helfern nämlich hinter den hüfthohen Zaun vor dem Mehrfamilienhaus platzieren lassen. Und das nicht ohne Grund: „Der Gehweg vor dem Haus ist so schmal, da kann man nichts abstellen“, sagt die Heiligenhauserin. Und in der Tat ist der Bürgersteig vor dem Gebäude in der Lahnstraße nur wenige Zentimeter breit. Möbelstücke kann man hier nicht hinstellen.
Ein störender Zaun
Die Mitarbeiter der Awista kamen am vereinbarten Tag, begutachteten den Sperrmüll und zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Die Sachen über den Zaun zu tragen, sei nicht ihre Aufgabe. Christine Ciomperlik blieb auf ihrem Sperrmüll sitzen. Wieder zurück ins Haus konnte die Seniorin die ausrangierten Schränke selbst nicht tragen. Also mussten wieder Helfer her, die die Möbelstücke unter der Treppe verstauten. Auch den Sperrmüll, den eine Nachbarin aus dem gleichen Haus angemeldet hatte, ließ die Awista in der Lahnstraße stehen. Denn auch sie hatte die sperrigen Gegenstände mangels Platz hinter dem Zaun deponiert.
Christine Ciomperlik aber will ihre alten Schränke los werden, also telefonierte sie mit Awista und Ordnungsamt. „Wo soll ich den Müll denn hinstellen“, fragte die Heiligenhauserin verzweifelt. Eine nützliche Antwort habe sie nicht erhalten. Auch der Vermieter, die Wohnungsgenossenschaft Spar- und Bauverein, habe ihr keinen hilfreichen Tipp geben können.
Früher sei die Abholung von Sperrmüll am Haus nie ein Problem gewesen, erinnert sich Christine Ciomperlik. Bis der Vermieter zu Jahresbeginn den Eingangs- und Treppenbereich des Mehrfamilienhauses umgestaltete. Seither ist auch vor dem Hauseingang kein Raum mehr für sperrigen Abfall.
Nach Auskunft der Kämmerei, die Auftraggeber der Awista ist, dürfen die Mitarbeiter des Entsorgers keine Gegenstände von privatem Gelände auf ihre Fahrzeuge verladen. Schließlich könnte dort auch jemand Möbel für einen Umzug abgestellt haben. Sei ein Grundstück zu dem noch umzäunt, bestehe Verletzungsgefahr für die Abfuhrmitarbeiter.
Verzwickte Fälle
In solch verzwickten Fällen wie in der Lahnstraße kann die Kämmerei der Stadt Heiligenhaus jedoch helfen. „Ich kümmere mich drum“, versprach Jürgen Hollenberg im Gespräch mit der WAZ. Gemeinsam mit dem Entsorger suchte der Abteilungsleiter Kämmerei eine Lösung für Christine Ciomperlik. In Absprache mit der Awista kann die Seniorin den Sperrmüll nun an der Ecke zur Moselstraße deponieren lassen. Dort sei mehr Platz für die ausrangierten Schränke. Für den 1. September hat Christine Ciomperlik nämlich einen neuen Abfuhrtermin mit dem Entsorger vereinbart.
Unter normalen Umständen darf der Sperrmüll nach Auskunft der Kämmerei nur an der Adresse abgestellt werden, die bei der Awista angemeldet ist. Herrscht jedoch wie in der Lahnstraße akuter Platzmangel vor der eigenen Haustür, kann die Kämmerei eine Sonderfallregelung vereinbaren.